Hethiter

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Die Hethiter waren ein kleinasiatisches Volk des Altertums, das im 2. Jahrtausend v. Chr. auch in Syrien und Kanaan politisch und militärisch einflussreich war. Hauptstadt war die meiste Zeit Ḫattuša, unmittelbar beim heutigen Ort Boğazkale in der nördlichen Zentraltürkei. Die Hethiter sprachen Hethitisch, eine indogermanische Sprache. Von den Hethitern werden die Hattier unterschieden, die eine nicht-indogermanische Sprache verwendeten. Allerdings nannten die Hethiter selbst ihr Reich Ḫatti.

Die Entdeckung der Hethiter[Bearbeiten]

Die Existenz der Hethiter war mit Ausnahme einiger verstreuter Bibelstellen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unbekannt. Schon in der klassischen Antike gab es keine Erinnerung mehr an sie; die Überreste ihrer Kultur wurden für ägyptisch gehalten. Herodot, von dem die einzige Überlieferung der griechisch-römischen Antike stammt, hielt das hethitische Felsrelief von Karabel für eine Darstellung des ägyptischen Pharaos Sesostris III. Nach aktuellem Wissensstand stellt es Tarkasnawa von Mira dar. Der erste archäologische Hinweis auf die Hethiter stammt von den assyrischen Handelskolonien in Kaneš (dem heutigen Kültepe), in dem Aufzeichnungen einen Handel zwischen den Assyrern und einem gewissen „Land Hatti“ belegten. Einige Namen in den Aufzeichnungen waren weder hattisch (altanatolisch) noch assyrisch, sondern eindeutig indogermanisch.

William Wright stellte fest, dass die Inschrift auf 1884 von Archibald Henry Sayce bei Boğazköy gefundenen Denkmälern (vermutlich Yazılıkaya) zu eigenartigen hieroglyphischen Inschriften in Aleppo und Hamath (Nordsyrien) zu passen schien. 1887 wurden die Archive von Tell-el-Amarna gefunden, die die diplomatischen Korrespondenzen von Amenophis III. und seinem Sohn Echnaton enthielten. Zwei der Briefe aus einem „Königreich Cheta“ – in derselben Gegend gelegen wie das Ḫatti-Land in den mesopotamischen Texten – waren in gängiger akkadischer Keilschrift, aber in einer unbekannten Sprache geschrieben. Sie konnten von den Wissenschaftlern gelesen, aber nicht verstanden werden. Kurz danach schlug Archibald Sayce eine Identifizierung des Ḫatti-Lands und des Königreichs Cheta mit dem aus der Bibel bekannten Volksstamm der Hethiter vor. Dies konnte sich im frühen 20. Jahrhundert durchsetzen, so dass der biblische Name Hethiter auf die in Boğazköy gefundene Zivilisation überging.

Bei 1905 begonnenen sporadischen Ausgrabungen in Boğazköy fand der Archäologe Hugo Winckler (1863–1913) ein königliches Archiv mit 10.000 Tafeln, die in Keilschrift und derselben unbekannten Sprache abgefasst waren wie die ägyptischen Briefe aus Cheta, so dass die Identität dieses Namens mit den Hethitern bestätigt werden konnte. Er bewies, dass die Ruinen bei Boğazköy die Überreste der Hauptstadt eines mächtigen Reichs sind, das zeitweilig auch das nördliche Syrien kontrollierte.

Schließlich wurde die Sprache dieser Tafeln vom tschechischen Linguisten Bedřich Hrozný (1879–1952) entschlüsselt, der seine Resultate bei einem Vortrag am 24.11.1915 vorstellte. Seine Publikation Die Sprache der Hethiter; Ihre Struktur und ihre Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie erschien 1917 in Leipzig. In diesem Buch konnte er zeigen, dass die bislang geheimnisvolle Sprache der Hethiter zu den indogermanischen Sprachen zählt und somit deren älteste schriftlich festgehaltene Vertreterin ist.

Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts graben Ḫattuša seit 1932 (mit kriegsbedingten Unterbrechungen) systematisch aus.