Volksmärchen

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Volksmärchen stellen eine traditionelle Form des Märchens dar. Sie basieren auf mündlich überlieferten Stoffen und haben im Gegensatz zum direkt niedergeschriebenen Kunstmärchen keine feste Textgestalt, die sich auf einen einzelnen Verfasser zurückführen ließe. Bevor sie von Sammlern fixiert und redigiert wurden, existierten sie in unterschiedlichen Erzählversionen.

Gattungsmerkmale[Bearbeiten]

Inhaltlich[Bearbeiten]

Merkmale:

  • Unbestimmtheit von Orts- („Vor einem großen Walde...“, „Vor eines Königs Palast stand ein prächtiger Birnbaum...“) und Zeitangaben („Es war einmal ...“, „Vorzeiten lebte ein König...“): Anders als bei Sagen oder Legenden ist das Märchen geografisch und historisch explizit nirgendwo verankert. Allerdings weist z.B. Robert Darnton auf viele implizite Bezüge zur historischen Situation zur Zeit der schriftlichen Fixierung der Märchen hin.
  • Es erscheinen sprechende Tiere und Pflanzen, die mit dem Helden als Helfer oder Gegner in Kontakt treten.
  • Phantasiewesen wie Riesen, Zwerge, Elfen, Nixen, Trolle, Hexen, Zauberer und (gute oder böse) Feen erscheinen, auch Fabeltiere wie Drachen und Einhörner.
  • Fantastische Ereignisse finden sich mitten im Alltäglichen: So zum Beispiel ein Stein, der sich in einen Goldklumpen verwandelt, ein Berg, der sich öffnet und einen Schatz freigibt, oder ein Lebkuchenhaus auf einer Waldlichtung.
  • Wiederholungsstruktur: zum Beispiel trifft der Held oft auf drei zu lösende Rätsel oder Aufgaben.

Im Mittelpunkt steht ein Held, der sich oft aus seiner anfänglichen Benachteiligung (er ist zum Beispiel ein Stiefkind, der Jüngste, der scheinbar Dümmste usw.) befreit bzw. von Helfern befreit wird, dann zu Glück und Wohlstand gelangt. Die Ausgangssituation ist meist gekennzeichnet durch eine Notlage, eine Aufgabe oder ein Bedürfnis. Eine Aufgabe kann etwa darin liegen, einen kostbaren Gegenstand zu finden, ein Rätsel zu lösen oder einen verwunschenen Menschen zu erlösen. Um die Aufgabe zu bewältigen, muss der Held oft sein Leben aufs Spiel setzen. Neben dem Helden treten auch weitere typische Gestalten auf: der Gegner, der Helfer, der Neider, der Ratgeber und der Gerettete bzw. der zu Rettende. Während des Ablaufs der Geschichte können immer wieder magische oder übernatürliche Elemente auftauchen. Ein glücklicher Ausgang ist jedoch nicht immer gewährleistet.

Charakteristisch für das Märchen ist insbesondere auch der scharfe Gegensatz zwischen Gut und Böse, wobei meist das Gute belohnt und das Böse bestraft wird. Dennoch gibt es auch ambivalente Charaktere im Märchen. Märchen haben oft einen durchaus grausamen oder gewalttätigen Inhalt, vor allem wenn es um die Bestrafung von Bösewichtern geht, und sind daher in ihrer Wirkung auf Kinder umstritten.