Alfred Krupp

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Alfred Krupp geboren am 26.04.1812 in Essen, gestroben am 14.07.1887 in Essen war ein deutscher Industrieller und Erfinder. Er baute die Kruppsche Gussstahlfabrik, die heutige Thyssenkrupp AG aus die von seinem Vater Friedrich Krupp gegründet wurde. Diese war damals das größte Industrieunternehmen in Europa.

Seine Herstellung nahtloser Radreifen für die Eisenbahn fanden reißenden Absatz. Später mehrte er sein Vermögen vor allem mit Rüstungsgütern. Er war der größte Waffenproduzent seiner Zeit und trug ihm den Namen Kanonenkönig ein.

Leben[Bearbeiten]

Alfred Krupp war der älteste Sohn von Friedrich Krupp und dessen Frau Theresia Helena Johanna Wilhelmi. Sein Geburtshaus stand in Essen am Flachsmarkt 9, in diesem Haus kam auch schon sein Vater zur Welt. Als Stammvater der Familie gilt der niederländische Religionsflüchtling Arndt Kruipe (gest. 1624).

Alfreds Vater gründete 1812 aus einer Walkmühle nördlich von Essen eine Gussstahlfabrik, bestehend aus Hammerwerk mit Steinschmelze, schaffte es aber sein ganzes Leben nicht die Fabrik auf eine gesunde Wirtschaftsbasis zu stellen. Bis in das Jahr 1839 blieb diese Werk in Kruppschem Besitz. 1819 verlegte man sie auf das Familiengrundstück an die Altendorfer Chaussee. Durch den Neubau waren alle finanziellen Mittel aufgebraucht und das Geburtshaus am Flachsmarkt ging 1824 an die Gläubiger. Die Familie zog in das Aufseherhaus der neuen Fabrik, das von Alfred später zum Stammhaus Krupp erklärt wurde.

Im Alter von 14 Jahren verlor Alfred seinen Vater, der ihn zuvor noch in die Gussstahlherstellung eingewiesen hatte. Da die Versorgung nur bei Friedrich Krupps Schwester Helene Müller in Metternich möglich war, zog die Familie nach dem Tod von Friedrich zu ihr. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Fabrik 7 Arbeitnehmer beschäftigt, der Betrieb war mit 10.000 Talern verschuldet. Das Erbe ging an Friedrichs Ehefrau, die gemeinsam mit ihrer Schwägerin eine Gesellschaft zur Gussstahlherstellung gründete. Der Gesellschaftsvertrag wurde von allen Erben und Friedrichs Schwester als neuer Teilhaberin gemeinsam unterzeichnet. Alfred der zu diesem Zeitpunkt das Königliche Gymnasium am Burgplatz besuchte, brach die Schule ab und übernahm die Leitung der Gesellschaft von seiner Mutter und seiner Tante. Er produzierte weiter mit seinen wenigen Mitarbeitern. Ab 1830 stieg durch die Entwicklund des Eisenbahnwesens in Deutschland und Europa der Bedarf an Gusstahl für die Schienenherstellung und Achsen, stark an. Krupp gelang es, Walzen aus Gussstahl herzustellen, er lieferte sie zum ersten Mal am 26.08.1830 an die Firma Hüsecken in Hohenlimburg.

1834 wurde der Deutsche Zollverein gegründet und förderte den Güterverkehr auf der Schiene in Deutschland. 1836 beschäftigte Alfred Krupp schon 60 Mitarbeiter, um die er sich sein ganzes Leben kümmerte. Es gab eine Krankenversicherung und ab 1861 wurden Werkswohnungen gebaut. Dafür verlangte er Loyalität und Identifikation mit seiner Firma.

1838 begann Krupp mit der Herstellung von Löffeln und Gabeln aus Gussstahl, er meldete dafür ein Patent für eine Löffelwalze an. Krupp litt permanent an Kapitalmangel und so bereiste er in den folgenden Jahren ganz Europa auf der suche nach Kunden. In Berndorf (Österreich) gründete er mit dem Geschäftsmann und Bankier Alexander von Schoeller die Berndorfer Metallwarenfabrik. Dort wurden Essbestecke aus Silber und Alpacca hergestellt. Als Krupp nach Essen zurückkehrte, übernahm sein Bruder Hermann die Fabrik.

Als Hobby begann Alfred die Herstellung von Waffen. 1843 schmiedete Krupp in Handarbeit seinen ersten Gewehrlauf. Der Versuch Schusswaffen aus Stahl zu verkaufen scheiterte jedoch. Die Militärs bevorzugten Waffen aus solider Bronze. Sie waren der Meinung Stahl wäre zu eng mit Gusseisen verwandt und somit zu spröde und nicht für die Geschützherstellung verwendbar.

1847 stellte der die erste Kruppsche Gussstahlkanone her und gab sie dem preußischem Kriegsministerium zur Ansicht. Dort wurde sie jedoch sofort ins Arsenal gebracht und erst 2 Jahre später getestet. Obwohl die Resultate hervorragend waren, sah das Ministerium keinen Grund, diese Kanonen zu bestellen.

1848 wurde Alfred Krupp Alleineigentümer der Essener Gussstahlfabrik, in den darauf folgenden Jahren wurden zunächst weiterhin im Wesentlichen Walzen und Bestecke aus Gussstahl produziert.

Aufstieg[Bearbeiten]

Der Durchbruch gelang Krupp 1852/53 mit der Erfindung des nahtlosen Radreifens: Ein geschmiedetes längliches Stück Stahl wurde mittig gespalten, ringförmig auseinandergetrieben, gestreckt und schließlich gewalzt. Nach diesem Wachstumsschub beschäftigte die Firma in den 1850er Jahren ca. 1.000 Arbeiter. Die Radreifen waren für Jahrhzehnte Krupps Kernprodukt, da es ihm gelag, den größten Teil der US-amerikanischen Eisenbahngesellschaften als Kunden zu gewinnnen. Der ThyssenKrupp-Konzern trägt heute noch drei aufeinander versetzt liegende Radreifen als Firmenlogo.

1857 entwickelte Krupp eine eigene Version einer Hinterlader-Kanonel. Das preußische Militär wollte diese 1858 jedoch nicht kaufen, da der Verschluss unzuverlässig war und somit berechtigte Zweifel an der Waffe bestanden. Alfred Krupp wollte sich jedoch weiter als Waffenproduzent etablieren, im April 1860 verkaufte er die ersten 312 Sechspfünder-Vorderlader aus Stahl an Preußen.

Die Umsätze aus Waffenverkäufen wurden sehr schnell gesteigert. An sämtliche eurpäischen Großmächte, mit Ausnahme Frankreichs, lieferte Krupp seine Kanonen. Durch die Einführung innovativer Produktionstechniken wuchs das Unternehmen. Den weltweit schwersten Schmiede-Dampfhammer "Fritz" mit 50 Tonnen entwickelte Krupp 1861. Zeitgleich gelang es ihm mit Hilfe des in England entwickeltem Bessemer-Verfahren, das er dort entdeckte und gekauft hatte, und dem Siemens-Martin-Verfahrens als ersten deutschen Unternehmer die Massenproduktion von Stahl. Beide Verfahren wurden von Krupp als erstem Unternehmer in Deutschland eingesetzt.

Ebenfalls 1861 gründete Krupp in seinem Unternehmen eine Abtelung für Fotografie und legte damit den Grundstein für eine der größten historischen Foto-Sammlungen der Welt. In Archiv der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung befinden sich heute rund 2 Millionen historische Bilder, darunter Daguerrotypien, die die ersten Aufnahmen der industriellen Stahlproduktion zeigen.

Wegen der Überlegenheit der Kruppschen Stahlgeschützte gegenüber den dänischen Bronzekanonen gewann Preußen 1864 den Deutsch-Dänischen Krieg. 1866 standen sich im Deutschen Krieg erstmals Heere gegenüber, die beide von Krupp ausgerüstet worden waren. 1867 wurde die Hinterlader-Kanone durch die Entwicklung des Rundkeil-Verschlusses, durch Krupp perfektioniert. Der Deutsch-Französische Krieg, wurde unter anderem durch die doppelte Reichweite der preußischen Stahlkanonen entschieden, gegen die die franzöischen Bronzekanonen keine Chance hatten. Dieser Krieg machte Krupp schließlich reich. Das neueste Krupp-Geschütz war damals die 4-Pfünder Feldkanone C/67, ein Hinderlader-Geschütz, das durch die Kombinatiion von hoher Kadenz (bis zu 10 Schuss/Minute) und großer Reichweite (mit Kalbier 8 cm max. 3.450 m) bei guter Trefferleistung bewies in der Schlacht von Sedan seine verheerende Wirkung.

Unternehmen[Bearbeiten]

Nach der Formierung des Deutschen Reiches in den Gründerjahren, verdoppelte sich die Produktion der deutschen Schwerindustrie und die Firma wie man Krupp allgemein nannte, wurde das größte deutsche Industrieunternehmen Europas. Essen wurde Kruppstadt und wuchs um zehntausende Einwohner an. Trotz allem war Krupp ständig in Gefahr bankrott zu gehen, z.B. nach dem Gründerkrach des Jahres 1873, in dessen Folge die deutsche Schwerindustrie aufgrund hoher Überkapazitäten in Schwierigkeiten kam. Krupp schuldete den Banken die enorme Summe von 30 Mio. Goldmark, konnte die Verbindlichkeiten jedoch dank des Eisenbahnbooms in den USA schnell abbezahlen.

In diese Zeit fiel auch der Bau der Villa Hügel, des "Stammschlosses" der Krupps, der technische Innenausbau wurde von Alfred Krupp persönlich entworfen. Aus Angst vor einem Brand wurde es ohne brennbare Materialien gebaut und mit seinen technischen Einrichtungen wie Heizung und Speisenaufzügen, ein Symbol der Industrialisierung.

Als die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) 1871 einen Generalstreik organisierte, veröffentlichte er 1872 das Generalregulativ, das an alle Arbeiter verteilt wurde. In 72 Paragraphen, die bis zum Ende der Firma als Familienunternehmen 1967 gültig blieben, wurden die Rechte und Pflichten der "Kruppianer" penibel beschrieben:

„Untreue und Verrat muss mit aller gesetzlichen Strenge verfolgt werden … denn wie aus dem Samen die Frucht hervorgeht und je nach seiner Art Nahrung oder Gift, so entspringt dem Geist die Tat – Gutes oder Böses.“'

Die auferlegten Pflichten für die Arbeiter waren streng, im Gegenzug wurden aber umfangreiche Sozialleistungen gewährt. Die Arbeitnehmer konnten verbilligten Wohnraum nutzen und sie erhielten Krankenversicherungsschutz. Jemand der Zeit seines Lebens bei Krupp beschäftigt war erhielt erstmals in Deutschland eine Betriebliche Altersversorgung. Wurde ein Arbeiter aber entlassen, verlor er all diese Privilegien. Otto von Bismarcks spätere Sozialgesetzgebung orientierte sich weitgehend am Kruppschen Generalregulativ.

Die Konkurrenz der amerikanischen Stahlindustrie wurde in den 1880er Jahren erdrückend. Krupp verlor den amerikanischen Markt und damit sein Hauptabsatzgebiet für Radreifen. Krupp konzentrierte sich auf Rüstungsproduktion und -entwicklung. Gleiches galt für seine beiden größten Konkurrenten, den Franzosen Henri Schneider und den Engländer William Armstrong. Zusammen lieferten sie die Waffen für die europäische Rüstungsspirale, deren Resultat die spätere Materialschlacht des Ersten Weltkriegs waren.

In Deutschland kämpfte Alfred Krupp unterdessen gegen die Sozialistische Arbeiter-Partei. Er fürchtete bei Umsetzung der sozialistischen Idee nicht nur einen Bankrott, sondern er betrachtete seine Arbeiter auch als sein Eigentum, denen er Vorschriften hinsichtlich Meinungsäußerung und Wahlverhalten machen wollte. Krupp führte eine schwarze Liste derjenigen Arbeiter, die an Demonstrationen teilnahmen, wer auf der Liste stand wurde entlassen, bzw. nicht eingestellt. Vor jeder Reichstagswahl wurden die Arbeiter aufgefordert, nicht die SDAP zu wählen.

Sein Sohn Friedrich Alfred Krupp erbte die Firma, die mittlerweile 20.000 Beschäftigte hatte.

Persönlichkeit[Bearbeiten]

Schon im Alter von 17 Jahren wurde Alfred Vater eines unehelichen Sohnes. Das Kind ging aus einer Affäre mit der 23-jährigen Tochter des Kleinbauern Wickenburg-Löbbert hervor, dessen Hof sich unweit der Gussstahlfabrik befand. Mit einer Zahlung von einmalig 300 Talern, was dem Jahreseinkommen dreier Arbeiter gleichkam, verzichtete die Mutter für sich und ihr Kind für alle Zeit auf jedwede Ansprüche gegenüber der Familie Krupp. Der spätere Erfolg der Gussstahlfabrik war zu dieser Zeit nicht vorhersehbar.

1853 heiratete Alfred die rund 20 Jahre jüngere Bertha geb. Eichhoff. Sie hatten zusammen einen Sohn, Friedrich Albert. Die Ehe verlief vermutlich nicht glücklich. Alfred Krupps Interesse galt fast ausschließlich dem Unternehmen, in das er seine ganze Zeit investierte. Seine Frau fühlte sich wegen der industriellen Verschmutzung in der Stadt Essen nicht wohl. Die meiste Zeit verbachte Bertha daher mit ihrem Sohn in Italien.

Alfred Krupp war ein eher seltsamer Mensch. Einerseits ein unermüdlicher Arbeiter der sich nie auf Erfolgen ausruhte, andererseits ein Hypochonder, der vermutlich unter Depressionen litt und dann über Wochen und Monate das Bett nicht verließ. Sein persönlicher Arzt war Moses Hirschland, den er vermutlich schon zu Schulzeiten kennengelernt hatte.

Von seinen Arbeitnehmern forderte er nicht nur Respekt sondern auch Gehorsam, gewährte dafür aber eine umfassende Versorgung. In seiner Villa Hügel empfing er die europäischen Machthaber, König und Kaiser, nicht aus gesellschaftlichen Gründen, sondern als Kunden. 1865 lehnte er einen Adelstitel ab, der ihm vom preußischen König angeboten wurde. Das sei "seinen Wünschen nicht entsprechend". Er heiße Krupp und das sei genug. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums seiner Besitzübernahme der Gussstahlfabrik 1873 formulierte er seinen Leitgedanken. Er wird als Beispiel für die protestantische Arbeitsethik gedeutet: "Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet."

Bekannt ist auch Krupps Graphomanie. Ein großes Bedürfnis sich mitzuteilen, er schrieb im Laufe seines Lebens mehrere tausend Briefe, machmals derselben Person mehre an einem Tag. An seine Arbeiter verfasste er eine Unzahl von Memoranden. 1877 richtete Krupp „ein Wort an meine Angehörigen“. Dort hieß es: „Ich habe die Erfindungen und neuen Produktionen eingeführt, nicht der Arbeiter. Er ist abgefunden mit seinem Lohne, und ob ich darauf gewinne oder verliere, das ist meine eigene Sache“. Dann befahl er seinen Arbeitern: „Genießet, was Euch beschieden ist. Höhere Politik treiben erfordert mehr freie Zeit und Einblick in die Verhältnisse, als dem Arbeiter verliehen ist.“

Nicht belegt ist hingegen die Anekdote, dass Krupp den Geruch von Pferdemist liebte und sich deshalb sein Arbeitszimmer über den Pferdeställen der Villa bauen ließ, um über Belüftungsschächte den Dunggeruch zu genießen.

Alfred Krupp starb 1887 mit 75 Jahren an einem Herzinfarkt. Er wurde auf dem damaligen Friedhof am Kettwiger Tor an der Hohenburgstraße in Essen beigesetzt. Als 1910 der Bahnhofsplatz erweiter wurde, verlegte man das Grab an die Große Freiheit südlich des Hauptbahnhofs. 1955 zwangen kommunale Baumaßnahmen erneut die Verlegung der Grabstätte. Sie befindet sich jetzt auf dem städtischen Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße in Essen.

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten]

Zu Alfred Krupps Ehren wurden enige Denkmäler errichtet, darunter das Alfred-Krupp-Denkmal an der Marktkirche, das bereits 2 Jahre nach seinem Tod aufgestellt worden was, sowie das Alfred-Krupp-Denkmal aus dem Jahr 1892, das einst am Tor zur Gussstahlfabrik seinen Platz hatte und von der Belegschaft gestiftet wurde.

Krupp wurde der zweithöchste preußische Verdienstorden, der Rote Adler-Orden 2. Kl. mit Eichenlaub, verliehen.