Amazonas

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Der Amazonas (auch portugiesisch Rio Amazonas, spanisch Río Amazonas, in Brasilien oberhalb der Einmündung des Rio Negro bei Manaus Rio Solimões, früher Rio Orellana) ist ein Strom im nördlichen Südamerika. Er durchquert ca. 300 km südlich des Äquators das im Westen von den Anden umrahmte, von tropischem Regenwald geprägte Amazonasbecken, bis zum Atlantik. Er ist mit einer Wasserführung von 206.000 m³/s mit Abstand der wasserreichste Fluss der Erde und führt an der Mündung mehr Wasser als die 6 nächstkleineren Flüsse zusammen.

Den Namen führt der Fluss erst ab dem Zusammentreffen seiner beiden Quellflüsse Marañón und Ucayali in Peru. Allerdings unterbrochen durch den brasilianischen Abschnitt oberhalb Manaus mit dem Namen Rio Solimões. In Brasilien ist der Fluss meist mehrere Kilometer breit und hat eine ausgeglichene Wasserführung. Dennoch kann er die angrenzenden, bewaldeten Schwemmböden (Váreza) auf einer Breite von bis zu 60 km überschwemmen.

Mit zwei Hauptarmen strömt er durch die Inselwelt des fast 200 km breiten Mündungsbereichs, der über Tidengewässer mit dem Pará-Ästuar verbunden ist und die große Insel Marajó abtrennt.

Länge[Bearbeiten]

Die Diskussion um die Gesamtlänge des Amazonas und die damit verbundene Frage, ob er – speziell im Vergleich zur ähnlich langen Gesamtstrecke des Nils – als der längste Fluss der Erde anzusprechen ist, wird seit etwa 1950 verstärkt und teilweise emotional geführt. Die angegebenen Gesamtlängen hängen unter anderem vom gewählten Messweg ab und schwanken zwischen der zu Beginn der 1970er Jahre in Nachschlagewerken etablierten Angabe von rund 6400 km und der 2007 von Forschern des Brasilianischen Raumforschungsinstituts Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE) mithilfe von Satellitenfotos berechneten, jedoch umstrittenen, Länge von 6992 km. Diese Zahl erzeugte mediales Interesse und wird z.B. auch in der Encyclopædia Britannica zitiert. Auch ältere Schätzungen, die den gleichen Messweg zugrunde legten, sahen bereits die Schwelle von 7000 km überschritten. Die INPE hat auch den Nil einschließlich seiner Zuflüsse neu vermessen und schätzt ihn im Ergebnis um etwa 140 km kürzer ein als den Amazonas. Chinesische Wissenschaftler kamen dagegen in einer 2009 veröffentlichten Studie durch Einbeziehung eines anderen Quellflusses auf eine Nillänge von 7088 km und auf eine Amazonaslänge von 6575 km. Beobachter wie die Encyclopædia Britannica halten das Wettrennen grundsätzlich weiterhin für offen.

Bis in die 1930er Jahre wurde die Länge des Amazonas über den wasserreicheren, aber kürzeren Quellfluss Marañón gemessen. Die heute über den längsten Strang des Amazonas gelegte Messstrecke geht vom Quellgebiet des längeren Quellflusses Ucayali aus. Sie hatte kartografischen Messungen aus dem Jahr 1969 zufolge über den kürzesten Fließweg eine Gesamtlänge von 6448 km. Als offizielle Zahl galt seit den 1980er Jahren ein Mittelwert von 6788 km, der aus der kürzesten Fließstrecke von 6400 km und der Strecke des längeren Fließwegs über den längsten Abflussarm des Mündungsgebiets von mehr als 7000 km gebildet wurde. Schon mit diesem Mittelwert konnte der Amazonas als der längste Fluss der Erde gelten. Die messtechnisch genauere Messung aus dem Jahr 2007 geht von der 1996 von Jacek Palkiewicz ermittelten und 2007 bestätigten entferntesten Amazonas-Quelle in der Region Arequipa in Peru aus. Vor allem aber legt sie im Mündungsgebiet den längstmöglichen Abflussweg zugrunde und bezieht dabei nicht nur die südlich um die Insel Marajó herumführenden Tidekanäle in den Messweg ein, sondern folgt im weiteren Verlauf der Meeresbucht des Rio Pará und anschließend, die Tocantins-Mündung passierend, die Marajó-Bucht (Baía de Marajó), mit deren Austritt in den offenen Atlantik der Messweg endet. Diese Streckenführung ist umstritten, wurde aber in Brasilien schon länger vertreten, da die beiden Flussmündungen aufgrund ihrer komplexen Wechselwirkungen als Gesamtsystem zu betrachten seien. Unabhängig von den jeweils gemessenen längsten Fließwegen des Flusssystems sind die Abschnitte des Flusssystems, die tatsächlich den Namen Amazonas führen, erheblich kürzer.