Nordafrika

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Nordafrika ist, wie die anderen multinationalen geographischen Gebiete Afrikas, nicht klar abzugrenzen. Einige Staaten werden wahlweise Nordafrika, Westafrika oder dem Gebiet der Subsahara zugeordnet.

Der hauptsächliche Bestimmungsfaktor ist die im Westen bis an die Atlantikküste reichende Wüste Sahara. Die Arabische Platte, bzw. die Arabische Halbinsel gehören geographisch zu Nordafrika. Nordafrika wird religiös hauptsächlich durch den Islam geprägt, ethnisch durch Berber, Mauren und Araber, im südlichesten Bereich auch Nubier, Amharen und indigenen Gruppen. Die Kernstaaten Nordafrikas sind Marokko mit der Westsahara, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten und der Sudan. Randzonen sind Mauretanien, Niger, Tschad, Mali, Äthiopien, Eritrea und Südsudan sie sind nur in den notwendigen Zusammenhängen wie Geologie, Klima, Ökologie und Sahel-Zone relevant.

Geographie und Topographie[Bearbeiten]

Als Nordafrika im weiteren Sinne bezeichnet man das Gebiet des Kontinents Afrika, das die Sahara und den nördlich, westlich und östlich davon liegenden Küstenstreifen zum Mittelmeer, zum Atlantik und zum Roten Meer bzw. zum Suez-Kanal etwa zwischen dem 19. und 38. Breitengrad und dem 13. Grad westlicher und 25. Grad östlicher Länge umfasst. Das Gebiet hat eine Fläche von 4,75 Mio. km. 4/5 davon sind Wüste. Im Westen, Norden und Osten wird Nordafrika durch die Ränder der afrikanischen Platte begrenzt, die gleichzeitig die Küstenlinien zum mittleren Atlantik, zum südlichen Mittelmeer und zum Roten Meer bilden. Im Süden gilt die west-östlich verlaufende Sahelzone als Grenze. Die Südgrenze Nordafrikas ist somit im Unterschied zu den anderen keine geologisch-geographische Grenze, sondern eine landschaftsökologische und damit weniger genau definierbar.

Die Sandwüsten nehmen von Ost nach West in ihrer Ausdehnung zu. Die größten davon sind im Westen, der östliche und der westliche große Erg, beide in Algerien, im Osten ist es die Libysche Wüste, die sich von Westägypten nach Libyen erstreckt, wo sie auch Calancio Desert heißt. Dazwischen liegen unter anderem in Libyen die Rebianah- und Murzuk-Wüste und im Norden des Sudan das Selima Sandsheet. An den Wüstenbereich der Sahara grenzt im Süden als Übergangszone die Halbwüsten und Trockensavannen der Sahelzone.

Im südlichen Bereich der Sahara befinden sich mehrere große Hochplateaus und Gebirge, nördlich zieht sich das großes, stark gefaltete Atlas-Gebirge am äußeresten westlichen Ende der Mittelmeerküste, über mehr als 2.000 km von Südwest-Marokko bis zum nördöstlichen Tunesien parallel zur Küste. Es ist die Ursache für das Fehlen natürlicher Häfen in dieser Gegend. Mit dem Toubkal, 4.165 m, befindet sich dort der höchste Berg Nordafrikas. Das Rif-Gebirge im Nordwestzipfel Marokkos ist geologisch wiederum Teil der Kordilleren auf der Iberischen Halbinsel. Die wesentlichsten Gebirgs- und Hochlandformationen Nordafrikas sind: das ostnilotische Bergland bis nach Äthiopien, Gilf el-Kebir, Uwaynat, Ennedi-Massiv, Tibesti, Fessan, Tadrart Acacus, Ténéré, Tassili, Hoggar, Aïr, Ahaggar, Adrar des Iforas, Tademaït-Plateau, Atlas-Gebirge.

Neben den das Atlas-Gebirge entwässernden Flüssen, der größte von ihnen ist der Sebou, im Nordwesten ist der Nil, der mit seinem Tal und Delta eine eigene topographisch-geographische Region bildet, der einzige ganzjährig wasserführende Fluss der gesamten Region, und vom algerischen Ounianga Serir abgesehen ist der Tschad-See neben einigen kleineren wie dem Qarun-See im Fayum und einigen artesisch gespeisten kleineren Seen wie im Wadi Rajan in Ägypten das einzige größere, allerdings stark verlandende Binnengewässer. Der relativ dicht besiedelte Küstenstreifen ist meist nur wenige Kilometer breit, und die Wüste reicht oft bis direkt ans Meer. Die Entwässerungszonen des Niger und Benue, an die früher auch der Tschadsee angeschlossen war, sowie des Senegal werden nicht mehr zu Nordafrika gerechnet.

Die Küste zum Mittelmeer verläuft ostwestlich zwischen Gibraltar und Tunis, von wo aus sie im Bereich von Tunesien die Kleine Syrte, im Bereich von Libyen die Große Syrte bildet, einen weit nach Süden ausschwingenden, bis zum 30. Breitengrad reichenden Golf und südlichsten Punkt des Mittelmeeres. An der östlichsten Stelle der Syrte steigt dann die Halbinsel Cyrenaika wieder bis etwa zum 33. Breitengrad auf, von wo die Küste dann leicht abfallend etwa am 32. Breitengrad Nildelta und Suezkanal erreicht.

Die Grenzen der einzelnen Staaten sind einst von den Kolonialmächten mit dem Lineal gezogen worden und nehmen auf ethnische Aspekte oder die Traditionen der altafrikanischen Staaten vor allem der Subsahara (Bornu, Kanem, Songhay, Darfur, Tarkur, das Sultanat von Sannar, Kordofan oder Nubien) keine Rücksicht. Die sorgt inzwischen überall vom Sudan bis zur Westsahara für Konflikte, zumal die teils tausende Kilometer langen Grenzen (Algerien fünfeinhalbtausend km zu Land) größtenteils durch Wüsten führen und in ihrem Verlauf unpräzise und kaum zu überwachen sind. Die westlich vorgelagerten, geologisch nicht zum nordafrikanischen kristallinen Grundschild gehörenden, sondern vulkanisch auf der afrikanischen Platte entstandenen Kanarischen Inseln zählen geographisch zu Nordafrika, politisch aber zu Spanien, das zudem an der marokkanischen Küste mit den Hafenstädten Ceuta und Melilla 2 Exklaven besitzt.

Geologie und Geomorphologie[Bearbeiten]

Geologisch und geomorphologisch ist Nordafrika und insbesondere die Sahara relativ einfach strukturiert und ihre Formationen sind vorwiegend das Ergebnis mariner Phasen und Überflutungen. Auf einem kristallinen Sockel wechseln sich Becken und Schwellen ab. Die Becken sind dabei mit mehreren tausend Metern (bis zu 7000 m) dicken marinen und kontinentalen Ablagerungen verfüllt, wobei die marinen Sedimente den mehrfachen Überflutungen vor allem der nördlichen und westlichen Sahara entstammen, die kontinentalen den Abtragungs- und Ablagerungsvorgängen der Trockenzeiten, als von den Gebirgen Material heruntergespült wurde. Entstanden sind die Becken vor allem durch das Tethys-Meer in der Kreidezeit sowie im Tertiär, doch reicht die Entstehung des Taoudeni-Beckens bis vor das Kambrium zurück. Auch die verschiedenen hydrogeologischen, durch unterschiedliche Salinitätsgrade charakterisierten Schichtungen des Grundwassermeeres entstammen diesen Phasen. Die ältesten sind über 400 Millionen Jahre alt. Die Chotts bzw. Sebkhas genannten Salzpfannen und Salzwüsten sind ebenfalls Zeugen sowohl der marinen Überflutungen wie der Sedimentierungen aus dem salzhaltigen Gesteinsmaterial der umliegenden Gebirge und Plateaus, und vor allem die Versickerung abflussloser Gewässer war auch an den hydrogeologischen Schichtungen der fossilen Grundwasserseen beteiligt. Die für die östliche Libysche Wüste typischen Depressionen vor allem des östlichen Nordafrika sind ebenfalls Ergebnis von Auswaschungsvorgängen weicherer Gesteinsschichten. Insgesamt gibt es in der Sahara und Nordafrika 11 derartige Becken, in die teils Wasser, am Kontinentalschelf aber auch Erdöl und Erdgas eingelagert sind: Von Westen nach Osten und Norden nach Süden:

  • Das Tindouf- und Taoudeni-Becken
  • Das südalgerische und das Niger-Becken
  • Das Homra-Becken (nach der nordlibyschen Steinwüste Hamadat al-Hamrah), Syrte-, Murzuk- und Tschadbecken
  • Das nordägyptische, Dachla- und Kufra-Becken

Das Niger- und das Tschad-Becken gehören nicht mehr zur Sahara und nur teilweise zu Nordafrika.

Dem stehen mehrere aufgebogene Schwellen gegenüber, die die Becken trennen und bei denen der kristalline Untergrund an die Oberfläche tritt. Es sind dies:

  • Die Eglab-Schwelle (nach den Hügeln von El Eglab in der südwestlichen Ecke Algeriens)
  • Die Nefusa-Schwelle (nach dem gebirgigen, bis 968 m hohen Schichtstufenland Jabal Nafusah südlich von Tripolis)
  • Die Gargaf-Schwelle (nach dem Gabal Al Qarqaf, der das Murzuk-Bassin nördlich vom Ghadames-Bassin bogenförmig trennt)
  • Die Tibesti-Syrte-Schwelle

Übergangsstrukturen zwischen Becken und Schwellen zeigt die Formenvielfalt des Tassili-Plateaus, das sowohl Material des kristallinen Grundschildes, also Granit, Gneis, Kristallinschiefer und Quarzite enthält, wie auch alte, teils stark verwitterte Sandsteinschichten und Bereiche mit vulkanischem Gestein, die ein komplexes und stark zerrissenes Relief mit Regs, Serir und Hammadas bilden sowie mit auffallenden Felstürmen und Inselbergen, sog. Gara-Berge, die vor allem durch Wasser (während der semiariden Phasen) und Wind geformt wurden.

Die nördliche tektonische Grenze dieser Becken-Schwellen-Struktur verläuft entlang des Südrandes des Atlas-Gebirges. In der mittleren zentralen Sahara sind die Schwellen besonders hoch aufgewölbt und von vulkanischen Schichten überlagert, die die saharischen Hochgebirge Hoggar, Tibesti und des Air ausbilden sowie die Hochplateaus des Adrar des Iforas, des Eglab, Djado und Ennedi. Die westliche Sahara ist allerdings geomorphologisch im Vergleich zum südlichen, östlichen und zentralen Bereich relativ einförmig. Das ostnilotische Bergland ist ebenfalls eine für tektonische Auffaltungen an Plattenrändern typische Formation, aber nicht mehr Teil der eigentlichen Becken-Schwellen-Struktur.

Der nördlichste Bereich Nordafrikas jenseits der Becken-Schwellen-Struktur wird durch die Charakteristika bestimmt, wie sie der Rand einer Kontinentalplatte, hier der afrikanischen Platte zeigt, also stark aufgefaltete Zonen, wie sie beim Zusammenprall zweier Platten entstehen. Das Atlas-Gebirge ist so aufgefaltet worden, so wie auf der anderen Seite Alpen und Pyrenäen. Die Erdölvorkommen im Bereich der libyschen Cyrenaika sowie an den Küsten Algeriens und Tunesiens sowie in geringerem Maße Ägyptens sind nach Vermutungen der Geologen ebenfalls Folge dieser Situation, da hier an den Schelfrändern einst vermehrt biologisches Material absank und schließlich durch den Druck des Deckgebirges unter Luftabschluss zu Erdöl und Erdgas transformiert wurde.

Klima, Vor- und Frühgeschichte[Bearbeiten]

In Nordafrika waren und sind die Zusammenhänge zwischen Klima und Geschichte besonders ausgeprägt, da sich beginnend vor 11.000 Jahren immer wieder halbfeuchte und trockene Phasen abwechselten. In einer ausgeprägt feuchtariden Periode bildete sich in der südlichen Sahara eine Savannenlandschaft, in deren Verlauf sich regional ein Neolithikum etablierte (wie bei Nabta-Playa). Vor etwa 6000 Jahren setzte ein arideres Klima ein und die Menschen zogen sich aus der immer unwirtlicheren Sahara nach und nach in die Oasen, an die Küsten, vor allem aber in das Niltal zurück und schufen zwischen 3500 und 3000 v. Chr. die organisatorischen Grundlagen für die erste Hochkultur im Alten Ägypten.