Franz-Josef-Land

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Franz-Josef-Land (Semlja Franza-Iossifa) ist eine Inselgruppe im Nordpolarmeer nördlich der großen Doppelinsel Nowaja Semlja und gehört zur Oblast Archangelsk in Russland. Benannt wurde sie in den 1870er Jahren nach dem Kaiser von Österreich und König von Ungarn (siehe Österreich-Ungarn), Franz Joseph I.

Das Kap Fligely auf der Rudolf-Insel (Ostrow Rudolfa) ist der nördlichste Landpunkt Eurasiens, bei 81° 51′ N Breite. In einigen geographischen Abhandlungen sowie auch englischsprachigen Beiträgen wird Franz-Josef-Land zu Asien gezählt. Auf Franz-Josef-Land herrscht etwa vom 10. April bis 1. September Polartag. Die Sonne steigt mittags zur Sommersonnenwende auf maximal 33°. Die Zufahrt ist nicht in jedem Jahr eisfrei und für Besucher nur wenige Sommerwochen auf einer der sporadisch durchgeführten Kreuzfahrten mit Eisbrechern möglich. Landexpeditionen sind in der Regel nicht erlaubt, doch gibt es Ausnahmen wie für die Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition 2005.

Geographie[Bearbeiten]

Die Inselgruppe liegt nordwestlich der Inselgruppe Sewernaja Semlja („Nordland“). Franz-Josef-Land bildet zusammen mit der 160 km westlich und näher an Spitzbergen gelegenen Victoria-Insel (Ostrow Wiktorija) das gleichnamige russische Inselterritorium, das zur Oblast Archangelsk gehört. Die Inseln sind durch Fjorde und Buchten vielfach gegliedert und durch meist zugefrorene Meerengen getrennt. Der nördlichste Punkt Franz-Josef-Lands ist ca. 900 km vom geographischen Nordpol entfernt. Nur Grönland und die ihm nördlich vorgelagerten kleinen Eilande wie Kaffeklubben Ø sowie Ellesmere Island im kanadisch-arktischen Archipel liegen näher am Pol. Die südlichste Insel Franz-Josef-Lands ist etwa 370 km von Nowaja Semlja („Neues Land“) entfernt. Franz-Josef-Land begrenzt die Barentssee im Norden.

Die Inselgruppe ist vulkanischen Ursprungs, die mit 620 m höchste Erhebung liegt auf der Wiener-Neustadt-Insel (Ostrow Winer Neischtadt). Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 16.090 km², was etwa der Größe der Steiermark oder Thüringens entspricht. Im Einzelnen wurden 191 Inseln gezählt, nach anderer Quelle 187, deren Gesamtfläche zu 85 % ständig mit Eis bedeckt ist (Stand 2003). Damit weist die Inselgruppe die höchste Vergletscherungsrate aller arktischen Länder auf.

In Franz-Josef-Land gilt die Zonenzeit UTC+3 als Moskauer Standardzeit (MSK), gleich MEZ +2 Stunden. 2007 gab es noch zwei Stationen, die ganzjährig besetzt waren: die Wetterstation Nagurskaja auf Alexandraland mit einer Winterbesatzung von fünf Personen und das Geophysikalische Observatorium E.T. Krenkel auf der Hayes-Insel mit vier Personen.

Die Inseln[Bearbeiten]

Benennung der Inseln[Bearbeiten]

  • Semlja Alexandry (Alexandraland), mit der russischen Polarbasis Nagurskaja, die nördlichste Grenzschutzbasis Russlands samt einer Landepiste.
  • Ostrow Bell (Bell-Insel), von Benjamin Leigh Smith 1880 entdeckt und benannt nach dem markanten Berg, der an eine Glocke erinnerte.
  • Ostrow Tschamp (Champ-Insel, benannt nach William S. Champ) liegt im Innern der Inselgruppe und ist vor allem bekannt durch das Auftreten von Konkretionen in Form von Steinkugeln mit bis zu drei Metern Durchmesser.
  • Semlja Georga (Prinz-Georg-Land) ist die größte und längste der Inseln, von Frederick George Jackson 1897 benannt nach George Frederick Ernest Albert, Prince of Wales, dem späteren britischen König George V.
  • Ostrow Greem Bell (Graham-Bell-Insel, benannt nach Graham Bell) mit der längsten Landebahn des ganzen Archipels (2.100 m). Hier starteten und landeten auch schwere Transportmaschinen.
  • Ostrow Gallja (Hall-Insel, benannt nach Charles Francis Hall) mit dem markanten Kap Tegetthoff und seinen vorgelagerten Felsnadeln. Das Kap war das erste Land, das Payer und Weyprecht nach ihrer über zwölf Monate langen Drift auf dem Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff sichteten.
  • Ostrow Heissa (Hayes-Insel) mit dem geophysikalischen Observatorium „Ernst T. Krenkel“.
  • Ostrow Gogenloe (Hohenlohe-Insel) mit Kap Schrötter.
  • Ostrow Gukera (Hooker-Insel) mit dem Rubini-Felsen, dem bedeutendsten Vogelfelsen des Archipels. Von 1929 bis 1959 befand sich auf Hooker-Island die sowjetische Forschungsstation Buchta Tichaja.
  • Ostrow Nordbruk (Northbrook-Insel, benannt nach Thomas Baring, 1. Earl of Northbrook), eine der südlichsten Inseln und relativ gut zugänglich.
  • Ostrow Rudolfa (Rudolf-Insel), nördlichste Insel und Ausgangspunkt für Pol-Expeditionen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts (Teplitz-Bucht). Auf einem flachen Gletscher befindet sich eine kurze Eis-Landepiste.
  • Ostrow Wiltscheka (Wilczek-Insel), südlichste Insel und von Payer und Weyprecht am 1. November 1873 erstmals betretenes Land, Grab des Maschinisten Ota Kříž.
  • Semlja Wiltscheka (Wilczek-Land), zweitgrößte der Inseln, mit Kap Heller.
  • Ostrow Winer Neischtadt (Wiener-Neustadt-Insel) mit dem höchsten Berg der Inselgruppe (Peak Parnass mit 620 m).
  • Ostrow Ziglera (Ziegler-Insel), benannt nach dem US-amerikanischen Sponsor zweier Polarexpeditionen – der Baldwin-Ziegler-Expedition 1901–1902 und der Fiala-Ziegler-Expedition 1903–1905.