Eisenhammer

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Ein Eisenhammer ist ein Handwerksbetrieb zur Herstellung von Schmiedeeisen als Halbzeug und daraus gefertigten Gebrauchsgütern aus der Zeit vor der Industrialisierung. Das namensgebende Merkmal dieser Hammerschmieden war der mit Wasserkraft angetriebene Schwanzhammer. Das Anheben des Hammers übernahm eine Welle, auf der radiale „Daumen“ (siehe auch Nockenwelle) befestigt waren, die das Ende des Hammerstiels periodisch hinunterdrückten und somit den Hammerkopf anhoben. Beim Anheben und Niederfallen bewegte sich Letzterer in einer Kreislinie. Die Hammerbahn wurde zur langen Nutzung verstählt.

Hammerwerke[Bearbeiten]

Anfangs hatte man das Erz in Werken, die nur durch Muskelkraft (in sogenannten Trethütten oder fabricae pedales) bewegt wurden, verarbeitet. Diese Hütten standen nicht an Flussläufen, sondern in der Nähe der Eisenerzlager, und zwar meist an den Abhängen von Bergen. Mit der Einführung der durch Wasserkraft betriebenen Schmiedehämmer und Blasbälge im 14. Jahrhundert wurden die Hammerwerke an Flüssen und Bächen gegründet. Im 19. Jahrhundert wurden die Werke durch Dampfkraft betrieben; diese Neuerung setzte sich durch, als die zu bearbeitenden Werkstücke mit der Zeit immer größer wurden und nur noch schwierig von Hand zu bearbeiten waren.

Das zu verarbeitende Erz wurde bereits unter Tage vorgereinigt. Es musste dann zuerst geröstet und auf Nussgröße zerkleinert werden. Bevor das Zerkleinern durch Maschinen geschah, wurde das Erz in Handarbeit zerkleinert. Die Erzbrocken wurden dann auf „Klaubtischen“ ausgelesen und nochmals in einem Waschvorgang von lehmigen Anteilen gereinigt.

Die Eisenhämmer verhütteten Eisenerz mit Holzkohle (bisweilen auch mit Torf) in so genannten Rennherden (Georgius Agricola 1556, auch „Rennfeuer“ oder „Rennofen“: vom „Rinnen“ der Schlacke bzw. „Zerenn-“oder „Zrennherd“ vom Zerrinnen genannt). In diesen Schmelzöfen, die mit ebenfalls durch Wasserkraft betriebenen Blasebälgen versehen waren, wurde das Erz nach einer drei- bis vierstündigen „Zerenne“ zu einem etwa 175 kg schweren glühenden Klumpen aus rohem weichem Eisen und Kohleresten verschmolzen. Während des Verhüttungsprozesses wurde die flüssige Schlacke, die noch bis zu 50 % Eisen enthielt, immer wieder abgelassen. Das Eisen wurde bei diesem Prozess nicht flüssig wie in einem Hochofen, sondern blieb ein „teigiger“ und poröser Klumpen. Dieser historisch Luppe genannte Klumpen, wegen seiner porösen Konsistenz auch als Eisenschwamm bezeichnet, wurde zunächst per Hand durch Vorschlaghämmer verdichtet. Darauf wurde das Eisen meist mit dem maschinellen Schwanzhammer oder Vorschlaghämmer mehrfach ausgeschmiedet, bis sämtliche Schlacke und Kohlereste entfernt waren. Dazu wurde das Eisen in einer Esse, Löschfeuer bzw. Schmiedeherd oder Wellfeuer genannt, erhitzt. Das ausgeschmiedete Eisen konnte anschließend als weiches Schmiedeeisen direkt weiterverwendet werden. Ein nachfolgender Vergütungsprozess wie das Frischen beim Hochofenverfahren war nicht notwendig. Bei der Erhitzung im Wellfeuer entstand zudem flüssiges Deucheleisen, das sich im Boden des Wellherdes ansammelte. Dieser „zwiegeschmolzene Deuchel“ wurde gesondert gehandelt und verarbeitet.

Das entstandene grobe Stabeisen wurde zum Teil extern in gesonderten kleinen Zainhammern zu dünnen Eisenstangen (bzw. starken Drähten), dem sogenannten Zaineisen ausgeschmiedet, das beispielsweise von Nagelschmieden zur Herstellung von Nägeln benötigt wurde. Eine Weiterverarbeitung zum sogenannten Gärbstahl (Raffinierstahl), elastischer Stahl, wie er z. B. für Degenklingen benötigt wurde, wurde durch spezialisierte Raffinierhämmer oder durch Schmiede vor Ort durchgeführt.

Bereits für das 13. Jahrhundert gilt, dass ein Eisenhammer in der Regel die Vereinigung einer Schmelzhütte und einer Weiterverarbeitungsstätte war. Es gab aber auch Fälle, wo nur eine Schmelzhütte betrieben wurde (z. B. das Eisenwerk Pielenhofen) und die Luppe an weiterverarbeitende Hütten gegeben wurde. Das bedingte auch das Aussehen einer Hammerhütte: Charakteristisch waren die zumeist zwei Schornsteine: einer zum Abzug des Rauches aus dem Rennofen, welcher der Gewinnung des Roheisens diente, der andere für den Schmiedeofen zum Ausschmieden unter dem wasserbetriebenen Hammer. Hinzu kamen zwei (oder mehr) Wasserräder zum Antrieb der Blasebälge und der Schmiedehämmer. Das Innere einer Hammerstatt bestand aus den beiden genannten Herden, den aus Holz und Schweineleder gefertigten Blasbälgen, einem oder mehreren wasserbetriebenen Schwanzhämmern mit je einem Hammerstock, kleineren und größeren Ambossen sowie einer Vielzahl weiterer Handwerks- und Schmiedegerätschaften.

Die reichen Besitzer von Hammerschmieden, vor allem entlang der heutigen Bayerischen Eisenstraße und Österreichischen Eisenstraße („Schwarze Grafen“ genannt), bauten sich neben ihren Hammerschmieden repräsentative Herrenhäuser, die sogenannten Hammerschlösser.

Quellen[Bearbeiten]

  • Ludwig Beck: Die Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Bedeutung. 5 Bände. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1893–1895.