Erste Tschechoslowakische Republik

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Die Erste Tschechoslowakische Republik (tschechisch první Československá republika, slowakisch prvá Československá republika) ist eine nachträglich entstandene inoffizielle Bezeichnung für die erste Zeit des tschechoslowakischen Staates, von der Unabhängigkeit 1918 bis zur Eingliederung der sudetendeutschen Gebiete 1938 in den NS-Staat infolge des Münchner Abkommens.

Geschichte[Bearbeiten]

Staatsgründung[Bearbeiten]

Kaiser Karls Versuch, mit seinem Kaiserlichen Manifest vom 16. Oktober 1918 wenigstens die österreichische Reichshälfte zu retten und in einen Bundesstaat mit weitgehender Autonomie für die einzelnen Nationen umzuwandeln, kam zu spät. Seine Einladung an die Nationalitäten Cisleithaniens, Nationalräte zu bilden, wurde angenommen, soweit dies nicht, wie durch die Tschechen, bereits ohne Einladung erfolgt war. Von einer bundesstaatlichen Ordnung unter Führung des Kaisers wollten die Nationalitäten der Monarchie nichts mehr wissen.

Die Tschechen ließen sich nicht darin beirren, einen eigenen, unabhängigen und demokratisch orientierten Staat zu gründen. Drei Tage nach dem kaiserlichen Manifest unterstützte dies Wilson, indem er von Österreich-Ungarn verlangte, die Autonomie der Nationalitäten der Doppelmonarchie anzuerkennen. Am 28.10.1918 wurde hierauf im Prager Gemeindehaus von Vertretern vier tschechischer Parteien der tschecho-slowakische Staat ausgerufen („Männer des 28. Oktober“). Der k.k. Statthalter und die k.u.k. Garnison nahmen dies widerspruchslos zur Kenntnis; der Statthalter überließ die Amtsgeschäfte seinem tschechischen Stellvertreter. Zwei Tage später konstituierte sich der neue Nachbarstaat Deutschösterreich. Masaryk, der erst am 21. Dezember aus dem Exil nach Prag zurückkehrte, wurde am 14. November von den Parlamentariern zum Staatspräsidenten, Beneš zum Außenminister der Vorläufigen tschecho-slowakischen Regierung unter Masaryks Vorsitz gewählt. Am gleichen Tag wurde die Regierung Karel Kramář als erste reguläre Regierung des Landes gebildet.

Eine Gruppe slowakischer Politiker proklamierte am 30.10.1918 in Turčiansky Svätý Martin (heute Martin) in der so genannten Martiner Deklaration den Anschluss der Slowakei an den neuen Staat. Die slowakische Bevölkerung verhielt sich gegenüber dem neu gegründeten Staat überwiegend abwartend.