Landnahme der Israeliten

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Als Landnahme der Israeliten, israelitische Landnahme, Landnahme Kanaans oder Einnahme des Landes Kanaan wird der Übergang der Spätbronzezeit zur frühen Eisenzeit in Israel/Palästina in der Bibelwissenschaft wie auch der Vorderasiatischen Archäologie diskutiert. Im 20. Jahrhundert standen sich zunächst zwei Schulen gegenüber: Albrecht Alt beschrieb die Landnahme als überwiegend friedliches Einsickern von Halbnomaden ins Kulturland (Infiltrationsmodell), William Foxwell Albright dagegen als kriegerische Eroberung. Albrights Modell erfordert nach Eckart Otto eine „Umdeutung der archäologischen Befunde“, um die biblische Überlieferung als im Wesentlichen historisch zuverlässig zu erweisen.

Viele historisch-kritische Exegeten stufen das Bild eines einheitlichen militärischen Eroberungsvorgangs im Josuabuch als literarische Konstruktion aus späterer Zeit ein und datieren die Landnahmetexte frühestens in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr., als das Nordreich Israel und das Südreich Juda bereits selbst Landverluste und Exilierungsgefahr erfuhren. Das Buch Richter legt ein spannungsvolles Zusammenleben verschiedener Ethnien im Siedlungsraum Israels nahe.

Die Vorderasiatische Archäologie diskutiert das Thema „Landnahme“ mit verschiedenen Hypothesen zur Entstehung des Volkes Israel. Neue Befunde zur frühen Eisenzeit (~1200–1000 v. Chr.) stellten das an der Bibel orientierte Eroberungsmodell in Frage, wonach Israel als handlungsfähige Größe in Ägypten entstand, von außen in Kanaan eindrang und sich gegen dortige Ethnien durchsetzte. Neben das Infiltrationsmodell, Israel sei im Zuge des Weidewechsels von Halbnomaden neben Kanaan entstanden, trat das Revolutionsmodell, Israel sei aus Aufständen ländlicher Apiru gegen die Städte in Kanaan entstanden. Das jüngste Evolutionsmodell verbindet den Weidewechsel mit dem Zusammenbruch der kanaanäischen Stadtkultur, der die Sesshaftwerdung der Halbnomaden ermöglicht habe.