Rückenmark

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Das Rückenmark (lat. Medulla spinalis oder Medulla dorsalis) ist eine lange, röhrenförmige Struktur aus Nervengewebe und bildet mit dem Gehirn das zentrale Nervensystem der Wirbeltiere. Es ist dessen einfacher gebauter Teil, der im Wirbelkanal innerhalb der Wirbelsäule liegt und von dem Liquor und Meningen umgeben ist. Zum Schädel hin geht das Rückenmark ohne scharfe Grenze in das verlängerte Mark (Medulla oblongata) des Hirnstamms über. Das Rückenmark steuert über die Spinalnerven wesentliche Anteile des peripheren Nervensystems mit Ausnahme des Kopfes. Damit sind den Segmenten des Rückenmarks neben der gesamten (somatischen) Innervation von Rumpfwand und Extremitäten auch bedeutende Anteile der (viszeralen) Innervation von Eingeweiden von Brust-, Bauch- und Beckenhöhle zugeordnet.

Hauptsächlich fungiert das Rückenmark als Weiterleitung der Nervenimpulse des Motorcortex an die Muskulatur und von den afferenten Fasern der sensorischen Nervenzellen zum sensorischen Cortex. Außerdem spielt es eine entscheidende Rolle bei der Koordination von Reflexen und enthält Reflexbögen, die unabhängig vom Gehirn funktionieren.

Lagebeziehungen[Bearbeiten]

Das Rückenmark entwickelt sich aus dem hinteren Neuralrohr und liegt als zylindrischer Strang von bindegewebigen Häuten (Meningen) umhüllt, von Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) umspült und von der Wirbelsäule umschlossen im Rückenbereich der Wirbeltiere. Beim Menschen geht es kranial etwa auf Höhe des großen Hinterhauptlochs ohne scharfe Grenze in das verlängerte Mark des Hirnstamms über; am kaudalen Ende verjüngt es sich kegelförmig zum Conus medullaris (Markkegel), dessen Spitze fadenförmig ausläuft mit dem Filum terminale (Endfaden).

Während das Rückenmark vor dem 3. menschlichen Embryonalmonat den Wirbelkanal noch in ganzer Länge ausfüllt, verschiebt sich wegen des relativ stärkeren Längenwachstums der Wirbelsäule schon pränatal in der fetalen Entwicklung regelmäßig das Conusende nach kranial, was auch als Aufstieg oder Aszensus bezeichnet wird. Beim Neugeborenen liegt die Conusspitze normalerweise etwa in Höhe des dritten Lendenwirbelkörpers (L3), beim ausgewachsenen Menschen endet das Rückenmark in 95 % der Fälle auf Höhe von L2 oder höher.

Infolgedessen legen die aus dem Rückenmark beidseits austretenden Wurzeln der Spinalnerven einen nach unten hin zunehmend längeren Weg innerhalb des Wirbelkanals zurück, bevor sie ihn durch ihr Zwischenwirbelloch verlassen. Unterhalb der Conusspitze verlaufen so neben dem Filum terminale nur noch Wurzelfasern der paarigen Spinalnerven als Cauda equina (Pferdeschweif). Beim Erwachsenen kann daher bei einer Lumbalpunktion, normalerweise nach Einstich zwischen den Dornfortsätzen des 3. und 4. Lendenwirbels, Liquor entnommen oder ein Medikament injiziert werden, ohne Gefahr, das Rückenmark unmittelbar zu verletzen.

Ein Aszensus tritt auch bei anderen Säugetieren auf – und endet hier schon auf Höhe der hinteren Lendenwirbel –, nicht aber bei sonstigen Wirbeltieren. Beim Menschen können Störungen des Aszensus nicht nur zu einem Konustiefstand führen, sondern bei abnorm vermehrtem Zug an Rückenmark und Nervenfasern auch zu dem klinischen Bild eines Tethered cord.