Tausendfüßer

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Die Tausendfüßer (Myriapoda, eingedeutscht: Myriapoden oder Myriopoden, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Tausendfüßler) sind ein Unterstamm der Gliederfüßer (Arthropoda). Sie umfassen ausschließlich landlebende Formen mit einer meist zwei- oder dreistelligen Anzahl von Beinen. Lange Zeit galt Illacme plenipes aus der Doppelfüßer-Ordnung Siphonophorida mit maximal 750 Beinen als der Tausendfüßer mit den meisten Beinen. Im Jahr 2021 wurde in Australien mit Eumillipes persephone erstmals ein Tier mit mehr als 1.000 Beinen gefunden (gezählt wurden 1.306 Beine). E. persephone gehört zur Doppelfüßer-Ordnung Polyzoniida und lebt genau wie Illacme plenipes im Bodeninneren (euedaphisch) bzw. in Höhlen (troglobiont). Dabei hilft die hohe Anzahl an Beinen, genug Kraft aufzubringen, um sich durch das Bodenmaterial zu graben.

Mitunter wird die Bezeichnung Tausendfüßer in einem engeren Sinne auf die Klasse der meist pflanzenfressenden Doppelfüßer beschränkt, die mit mindestens 12.000 bekannten Arten den Großteil der Gruppe stellen. Etwa 3.700 bekannte Arten umfassen die fleischfressenden Hundertfüßer. Daneben gibt es noch die kleineren Gruppen der Zwergfüßer mit etwa 150 Arten und der Wenigfüßer mit etwa 550 Arten. Weltweit sind über 16.000 Arten der Tausendfüßer beschrieben worden, es wird jedoch davon ausgegangen, dass ein Vielfaches der Arten existiert. Aus Deutschland sind 243 Arten der Tausendfüßer bekannt. Besonders bekannt unter dem Begriff Tausendfüßer sind Vertreter der Schnurfüßer, aber auch die Ordnungen Spirostreptida und Spirobolida, die als tropische Tausendfüßer häufig in Terrarien gehalten werden.

Bau der Tausendfüßer[Bearbeiten]

Tausendfüßer besitzen einen Körper, der in zwei Abschnitte (Tagmata) gegliedert ist: Auf eine Kopfkapsel, die aus mehreren miteinander verschmolzenen Segmenten besteht, folgt ein in sich gleichartig (homonom) gegliederter Rumpf mit mindestens vier beintragenden Segmenten.

Kopf[Bearbeiten]

Die Kopfkapsel der Tausendfüßer trägt als Anhänge ein Paar Antennen und zwei oder drei Paar Mundwerkzeuge. Die Antennen sind Gliederantennen, bei denen jedes Glied eigene Muskulatur besitzt. Die Antennen der Chilopoda und Symphyla sind einfach und wenig modifiziert. Die Diplopoden besitzen charakteristische, gewinkelte (gekniete) aus acht Segmenten aufgebaute Antennen, deren letztes Glied vier große Sinneszapfen aufweist. Die Antennen der Pauropoden sind gespalten mit mehreren Antennengeißeln. Auf die Antennen folgt ein gliedmaßenloses Segment (Interkalarsegment), das demjenigen der zweiten Antennen der Krebstiere entspricht. Der Mundraum beginnt mit einer – oft gezähnten – Oberlippe (Labrum), die ihn nach oben abschließt, anschließend ein Paar Mandibeln und zwei Paar Maxillen. Diplopoda und Pauropoda besitzen nur ein Maxillenpaar, das hier Gnathochilarium genannt wird. Hier sind entweder beide Maxillenpaare verschmolzen, oder eines ist vollständig verlorengegangen. Bei den Symphyla sind die Maxillenpaare untereinander recht ähnlich. Bei den Chilopoda ist das zweite Maxillenpaar langgestreckt und laufbeinähnlich. Bei den Pauropoda sind die Mundwerkzeuge mehr oder weniger reduziert und vereinfacht.

Der Bau der Mandibeln ist für die Tausendfüßer charakteristisch: Die Mandibel ist fast immer in zwei gegeneinander bewegliche Abschnitte (bei den Diplopoda sogar drei) geteilt. An der Mandibelbewegung ist das Tentorium, eine im Kopfinneren sitzende Skelettstruktur beteiligt. Diejenigen Muskeln, die die Mandibeln zusammenziehen (Adduktoren), setzen nicht an der Mandibel selbst, sondern am Tentorium an, das ein Gelenk mit der Mandibelbasis ausbildet. Es besteht aus zwei beweglich gelagerten Längsstreben, die durch einen Querbalken verbunden sind. Das bewegliche, schwingende Tentorium kommt bei keiner anderen Arthropodengruppe vor.

Augen sind bei vielen Chilopoda und Diplopoda ausgebildet, während Symphyla und Pauropoda immer augenlos sind. Der Bau der Augen ist untereinander recht verschieden. Viele Chilopoda (Lithobiomorpha, Scolopendromorpha außer Cryptopidae, Craterostigmomorpha) besitzen eine unterschiedliche Anzahl einlinsiger, knopfförmiger Ocellen. Die Scutigeromorpha besitzen echte Komplexaugen, die aber in ihrem Feinbau von denjenigen der Insekten und Krebstiere abweichen. Die Diplopoda besitzen Komplexaugen-artige Augenfelder aus zahlreichen Ommatidien, die in Reihen angeordnet sind. Bei der Häutung der Juvenilstadien wird in jedem Stadium jeweils eine Augenreihe angefügt. Viele Arten der Diplopoda und auch manche Arten der Chilopoda sind jedoch augenlos und blind. Die Ommatidien weichen in ihrem Feinbau ebenfalls deutlich von denjenigen der Tetraconata (Insekten und Krebstiere) ab; insbesondere besitzen sie keinen Kristallkegel, sondern stattdessen eine stark verdickte Linse (Cornea). Ob man diese Augenformen als abgewandelte, aus Komplexaugen hervorgegangene Reduktionsbildungen oder als eigenständige, aus denselben Grundformen abgeleitete Parallelentwicklungen ansieht, hängt von der Hypothese über die Verwandtschaftsverhältnisse der Tausendfüßer ab.

Systematik[Bearbeiten]

Unterstamm: Tausendfüßer

Klassen