Tonkin-Zwischenfall

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Der Tonkin-Zwischenfall ereignete sich am 2. und 4. August 1964 im Golf von Tonkin vor der Küste Nordvietnams. Nach Angaben der United States Navy sollen norvietnamesische Schnellboote zwei amerikanische Kriegsschiffe mehrfach ohne Anlass beschossen haben. Der damalige Präsident der USA, Lyndon B. Johnson, begründete mit diesem Vorfall die Tonkin-Resolution. Diese forderte das Eingreifen der USA in den seit 1956 andauernden Vietnamkrieg. Des weiteren wurde so sämtliche Kriegsmaßnahmen der USA gegenüber Nordvietnam legalisiert.

Angeblich wurden bei diesem Zwischenfall die USS Maddox und der Zerstörer Turner Joy beschossen.

Zweifel an diesem Angriff kamen schon 1971 auf, doch erst 2005 und 2006 wurden Dokumente veröffentlicht aus denen hervorging, dass die Resolution schon vor dem angeblichen Beschuss erstellt worden war.

Ablauf[Bearbeiten]

Die Vereinigten Staaten hatten zu Beginn der 1960er Jahre die Unterstützung für ihre südvietnamesischen Verbündeten erheblich verstärkt. Dies betraf unter anderem die Lieferung von Schnellbooten an Südvietnam sowie die Ausbildung der Besatzungen und Unterstützung bei Sabotageakten durch die CIA (sogenannte 34A-Operationen). Die Schiffe wurden für Kommandounternehmen an der nordvietnamesischen Küste eingesetzt. Einheiten der 7. US-Flotte führten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs routinemäßig Operationen in den Gewässern des Südchinesischen Meeres durch.

Zwischenfall vom 2. August[Bearbeiten]

Unmittelbar vor dem Tonkin-Zwischenfall hatten am 30.07.1964 mit den USA verbündete südvietnamesische Einheiten die nordvietnamesischen Inseln Hòn Ngư und Hòn Mê beschossen. Am Morgen des 31.07.1964 fuhr der US-amerikanische Zerstörer USS Maddox auf Erkundungsfahrt in den Golf von Tonkin ein. Das Ziel dieser Fahrt war allem Anschein nach die Gewinnung von Aufklärungsdaten über nordvietnamesische Radaranlagen und Militäreinrichtungen im Zielgebiet der südvietnamesischen Marineoperationen (Operation Desoto). Die Präsenz eines US-Kriegsschiffes sollte die nordvietnamesische Küstenwache zu Reaktionen provozieren, die von der National Security Agency (NSA) aufgezeichnet und anschließend vom US-Verteidigungsministerium analysiert werden konnten. Die Maddox blieb dabei nach Angaben des US-Militärs außerhalb der international anerkannten Zwölfmeilenzone; diese Darstellung wird allerdings bestritten. Südvietnamesische Schnellboote näherten sich bei ihrer Rückkehr von Hòn Mê und Hòn Ngư auf sieben Kilometer der Maddox, sodass die nordvietnamesische Abwehr den Eindruck haben konnte, der Zerstörer böte den Südvietnamesen vor etwaigen Verfolgern Feuerschutz.

Am Abend des 01.08. näherte sich der US-Zerstörer der Insel Hòn Mê, wo noch die Folgen des Angriffs bewältigt wurden. Die an Bord befindlichen Abhörexperten der NSA berichteten von offensichtlichen Vorbereitungen seitens der nordvietnamesischen Marine, den Zerstörer anzugreifen. Am Mittag des 2. August traf die bereits in Gefechtsbereitschaft stehende Maddox bei ihrer Fahrt entlang der Küste auf drei nordvietnamesische Schnellboote. Deren Versuche, den Zerstörer zu umkreisen und vor der Küste zu stellen, misslangen jedoch. Die Maddox fuhr auf das offene Meer hinaus und forderte umgehend Luftunterstützung von dem in der Nähe befindlichen Flugzeugträger USS Ticonderoga an, wo sich einsatzbereite Angriffsflugzeuge bereits in der Luft befanden. Nach US-amerikanischer Darstellung wurde eines der Schnellboote manövrierunfähig geschossen und die beiden anderen beschädigt, während die Maddox mehreren Torpedos ausweichen konnte und nur leichte Treffer durch Maschinengewehrfeuer hinnehmen musste. Daraufhin zog sich das Schiff aus den Gewässern zurück.

Die Nachricht von diesen ersten Auseinandersetzungen traf umgehend in Washington ein. Präsident Johnson lehnte eine militärische Vergeltung ausdrücklich ab und reagierte lediglich mit einer Protestnote an die Demokratische Republik Vietnam.

Siehe auch[Bearbeiten]

History 04/2022