Antilia

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Antilia, auch Antillia geschrieben, ist eine Phantominsel, die auf Seekarten und in Atlanten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts zu finden ist. Sie soll zwischen den Kontinenten Europa und Amerika im nördlichen Atlantischen Ozean liegen.

Legende der „Insel der sieben Bischöfe“[Bearbeiten]

Antilia ist auch als die Insel der sieben Bischöfe bekannt. Dem liegt folgende Legende zugrunde:

Im Jahr 711 begann die maurische Invasion Spaniens unter Tariq ibn Ziyad (siehe → Geschichte Spaniens#Islamische Reiche (711–1492)). In einem mehrere Jahre dauernden Feldzug besiegten die Muslime die westgotische Streitmacht und eroberten den größten Teil der Iberischen Halbinsel, bis sie 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers geschlagen wurden. Der Erzbischof von Porto und sechs weitere katholische Bischöfe, so heißt es, seien mit einem Schiff vor den Muslimen geflohen und überquerten den Atlantik, bis sie auf eine Insel mit Namen Antilia trafen. Hier ließen sie sich nieder, verbrannten ihre Schiffe und gründeten sieben goldene Städte, jeder Bischof eine, die, so die Legende, unter dem besonderen Schutz Gottes standen. Dies führte zu ihrem zweiten Namen: Insel der sieben Städte. Als Gegenpol erschuf Satan im Norden von Antilia die Insel Satanazes. Diese Vorstellung passt gut zu dem im christlichen Mittelalter (teils bis in die Neuzeit) verfolgten griechischen Ideal von Symmetrie und Gleichgewicht in der Geographie.

Martin Behaim zeichnete die Insel Antilia (Jnsula antilia septe ritade) auf seinem Globus von 1492 ein und schrieb dazu folgende Erläuterung:

Zitat

als man zelt nach cristi gepurt 734 jor als gam hispania von de heiden auf affrica gewonen wurdt do wurdt bewont di obgeschriben Jnsula antilia genant Septe ritade von einem erzbischoff von porto portigal mit sechs andern bischoffe und andern cristen man und frawen dj zu schiff von hispanie dar geflohen komen mit jrem vieh hab und gut anno 1414 ist ein schiff aus hispania ungefert darbei gewest am negsten.

Eine ähnliche Geschichte des Gründungsmythos der Insel schildert Johannes Ruysch auf seiner Karte von 1507:

Zitat

Ista insula Antilia aliquando a Lusitanis est inventa, sed modo quando questur non invenitur. Invente sunt in illa gentes que hispanica lingua loquuntur, que tempore Regis Roderici, qui ultimus in Hispania tempore gotorum rexit, ad hanc insulam a facie Barbarorum, qui tunc Hispaniam invaserat, fugisse creduntur. Habent hic l archiepiscopum cum 6 aliis episcopis, et qulibet illorum suam habet propriam civitatem, quare a multis insulam 7 civitatum dicitur. Hic populus cristianissime vivit, omnibus divitiis seculi huius plenus.
Diese Insel Antilia wurde einst von den Lusitanern [Portugiesen] entdeckt, aber sooft man sie sucht, wird sie nicht gefunden. Auf ihr wurden Völker entdeckt, die die hispanische [spanische] Sprache sprechen, die in der Zeit des Königs Rodericus, der als letzter in der Zeit der Goten in Hispania [Spanien] regierte, zu dieser Insel vor dem Anblick der Barbaren, die damals in Spanien eingefallen waren, geflohen sind, wie man glaubt. Es gab hier 1 Erzbischof mit 6 anderen Bischöfen, und jeder von ihnen hatte seine eigene Stadt, weshalb die Insel von vielen die Insel der 7 Städte genannt wird. Dieses Volk lebte sehr christlich, mit allen Reichtümern seiner Zeit.

Quellen[Bearbeiten]

  • Edward Brooke-Hitching: Atlas der erfundenen Orte. Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff. dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-28141-6, S. 18–23.