Chemische Waffe: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Chemische Waffen''' (auch '''Chemiewaffen''') sind [[Gift|toxisch]] wirkende feste, flüssige oder (als '''Giftgas''') gasförmige Substanzen oder Gemische, die – in Verbindung mit der notwendigen Waffentechnik zur Ausbringung ([[Granate]]n, Sprühvorrichtungen) – ursprünglich hergestellt wurden, um Menschen in [[Krieg|kriegerischen]] Auseinandersetzungen sowie bei [[Terror]]- und [[Sabotage]]akten zeitweilig kampf- bzw. handlungsunfähig zu machen oder zu töten. In der 1997 in Kraft getretenen [[Chemiewaffenkonvention]] wird die Verwendung auf jede Chemikalie in Waffen erweitert, deren toxische Eigenschaften Menschen oder Tieren zeitweiligen oder permanenten Schaden zufügen, und auch die zu ihrer Produktion verwendeten Vorgängerstoffe werden, sofern sie nicht für eine andere Form der Weiterverarbeitung vorgesehen sind, zu den chemischen Waffen gezählt. Im erweiterten Sinn werden auch Brand- ([[Napalm]]), Nebel- und Rauchstoffe sowie [[Entlaubungsmittel]] ([[Herbizid]]e) und [[Nesselstoff]]e zu den chemischen Waffen gerechnet. Chemische Waffen gehören zu den [[Massenvernichtungswaffe]]n (CBRN-Waffen).
'''Chemische Waffen''' (auch '''Chemiewaffen''') sind [[Gift|toxisch]] wirkende feste, flüssige oder (als '''Giftgas''') gasförmige Substanzen oder Gemische, die – in Verbindung mit der notwendigen Waffentechnik zur Ausbringung ([[Granate]]n, Sprühvorrichtungen) – ursprünglich hergestellt wurden, um Menschen in [[Krieg|kriegerischen]] Auseinandersetzungen sowie bei [[Terror]]- und [[Sabotage]]akten zeitweilig kampf- bzw. handlungsunfähig zu machen oder zu töten. In der 1997 in Kraft getretenen [[Chemiewaffenkonvention]] wird die Verwendung auf jede Chemikalie in Waffen erweitert, deren toxische Eigenschaften Menschen oder Tieren zeitweiligen oder permanenten Schaden zufügen, und auch die zu ihrer Produktion verwendeten Vorgängerstoffe werden, sofern sie nicht für eine andere Form der Weiterverarbeitung vorgesehen sind, zu den chemischen Waffen gezählt. Im erweiterten Sinn werden auch Brand- ([[Napalm]]), Nebel- und Rauchstoffe sowie [[Entlaubungsmittel]] ([[Herbizid]]e) und [[Nesselstoff]]e zu den chemischen Waffen gerechnet. Chemische Waffen gehören zu den [[Massenvernichtungswaffe]]n (CBRN-Waffen).
== Geschichte ==
Bereits im [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieg]] 431 bis 404 v. Chr. setzten die [[Sparta]]ner Brandkörper ein, die hohe Luftkonzentrationen von [[Schwefeldioxid]] verursachten. Bei der [[Eroberung von Dura Europos]] setzten die Sassaniden 256 n. Chr. gegen die Römer auch [[Naphtha]] ein. In der [[Schlacht bei Liegnitz (1241)]] wurden die christlichen Ritter von den Mongolen durch „dampfausstoßende Kriegsmaschinen“ in Schrecken versetzt.
Die ersten modernen chemischen Waffen sind im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] eingesetzt worden. Es handelte sich um unmittelbar einsatzbereite ''unitäre'' Kampfstoffe, die zunächst auf Substanzen basierten, die bereits in der [[Chemische Industrie|chemischen Industrie]] verwendet wurden, also in ausreichend großen Mengen vorhanden waren; das waren Gase wie [[Chlor]], [[Phosgen]], [[Cyanwasserstoff]] (Blausäure) oder [[Arsenwasserstoff|Arsin]]. Diese hatten jedoch zwei große Nachteile: Zum einen waren sie durch wechselnde Windrichtungen unberechenbar (so konnte eine Gaswolke auf die eigene Stellung zurückgeweht werden), und andererseits verflüchtigte sich das Gas relativ schnell. Daher sind die meisten späteren chemischen Kampfstoffe Flüssigkeiten, die als [[Aerosol]]e versprüht werden. Das hat zur Folge, dass die Substanzen an Boden, [[Kleidung]], [[Haut]] und [[Gasmaske]]n klebenbleiben und auch in die Filter eindringen können. Deshalb ist die Verweildauer viel länger als bei Gas.
Das Hauptziel der neueren Kampfstoffe ist nicht allein die Lunge, sondern auch die Haut. Ein solcher Kampfstoff [[Diffusion|diffundiert]] durch die Haut hindurch in die Blutbahn und wird so schnell im ganzen Organismus verteilt. Daher stellen nur [[Chemikalienschutzanzug|Ganzkörperschutzanzüge]] einen ausreichenden Schutz gegen Kampfstoffe dar. Ein bekannter und wichtiger Kampfstoff dieser Gruppe ist [[Senfgas|Schwefellost]], auch bekannt unter dem Namen Senfgas.
Dass bereits 21 Jahre vor dem Ersten Weltkrieg die Entwicklung von Chemiewaffen politisch relevant war, zeigt ein Artikel der ''[[The Times|Times]]'' von 1893, in dem das ''War Office Explosives Committee'' die Unmöglichkeit thematisierte, Tests der neuen Waffen geheim zu halten:
: „Die Experimente müssen teilweise in den eigenen Labors durchgeführt werden, die an öffentliche Einrichtungen angegliedert sind, an deren Angestellte kein offizieller Anspruch auf Geheimhaltung gestellt werden kann; teilweise im Gebäude des ''War Department Chemical Establishments'', wo Angestellte verschiedenster Grade arbeiten und wo laufend Beamte aller Art vorbeischauen, sowie Privatpersonen; gleichzeitig muss die Einrichtung ihre praktischen Experimente im Freien auf dem Gelände des Waffenlagers ausführen, wozu die Zeitungsreporter und ihre Agenten freien Zugang haben.“


[[Kategorie:Chemische Waffen]]
[[Kategorie:Chemische Waffen]]

Version vom 20. August 2023, 19:56 Uhr

Chemische Waffen (auch Chemiewaffen) sind toxisch wirkende feste, flüssige oder (als Giftgas) gasförmige Substanzen oder Gemische, die – in Verbindung mit der notwendigen Waffentechnik zur Ausbringung (Granaten, Sprühvorrichtungen) – ursprünglich hergestellt wurden, um Menschen in kriegerischen Auseinandersetzungen sowie bei Terror- und Sabotageakten zeitweilig kampf- bzw. handlungsunfähig zu machen oder zu töten. In der 1997 in Kraft getretenen Chemiewaffenkonvention wird die Verwendung auf jede Chemikalie in Waffen erweitert, deren toxische Eigenschaften Menschen oder Tieren zeitweiligen oder permanenten Schaden zufügen, und auch die zu ihrer Produktion verwendeten Vorgängerstoffe werden, sofern sie nicht für eine andere Form der Weiterverarbeitung vorgesehen sind, zu den chemischen Waffen gezählt. Im erweiterten Sinn werden auch Brand- (Napalm), Nebel- und Rauchstoffe sowie Entlaubungsmittel (Herbizide) und Nesselstoffe zu den chemischen Waffen gerechnet. Chemische Waffen gehören zu den Massenvernichtungswaffen (CBRN-Waffen).

Geschichte

Bereits im Peloponnesischen Krieg 431 bis 404 v. Chr. setzten die Spartaner Brandkörper ein, die hohe Luftkonzentrationen von Schwefeldioxid verursachten. Bei der Eroberung von Dura Europos setzten die Sassaniden 256 n. Chr. gegen die Römer auch Naphtha ein. In der Schlacht bei Liegnitz (1241) wurden die christlichen Ritter von den Mongolen durch „dampfausstoßende Kriegsmaschinen“ in Schrecken versetzt.

Die ersten modernen chemischen Waffen sind im Ersten Weltkrieg eingesetzt worden. Es handelte sich um unmittelbar einsatzbereite unitäre Kampfstoffe, die zunächst auf Substanzen basierten, die bereits in der chemischen Industrie verwendet wurden, also in ausreichend großen Mengen vorhanden waren; das waren Gase wie Chlor, Phosgen, Cyanwasserstoff (Blausäure) oder Arsin. Diese hatten jedoch zwei große Nachteile: Zum einen waren sie durch wechselnde Windrichtungen unberechenbar (so konnte eine Gaswolke auf die eigene Stellung zurückgeweht werden), und andererseits verflüchtigte sich das Gas relativ schnell. Daher sind die meisten späteren chemischen Kampfstoffe Flüssigkeiten, die als Aerosole versprüht werden. Das hat zur Folge, dass die Substanzen an Boden, Kleidung, Haut und Gasmasken klebenbleiben und auch in die Filter eindringen können. Deshalb ist die Verweildauer viel länger als bei Gas.

Das Hauptziel der neueren Kampfstoffe ist nicht allein die Lunge, sondern auch die Haut. Ein solcher Kampfstoff diffundiert durch die Haut hindurch in die Blutbahn und wird so schnell im ganzen Organismus verteilt. Daher stellen nur Ganzkörperschutzanzüge einen ausreichenden Schutz gegen Kampfstoffe dar. Ein bekannter und wichtiger Kampfstoff dieser Gruppe ist Schwefellost, auch bekannt unter dem Namen Senfgas.

Dass bereits 21 Jahre vor dem Ersten Weltkrieg die Entwicklung von Chemiewaffen politisch relevant war, zeigt ein Artikel der Times von 1893, in dem das War Office Explosives Committee die Unmöglichkeit thematisierte, Tests der neuen Waffen geheim zu halten:

„Die Experimente müssen teilweise in den eigenen Labors durchgeführt werden, die an öffentliche Einrichtungen angegliedert sind, an deren Angestellte kein offizieller Anspruch auf Geheimhaltung gestellt werden kann; teilweise im Gebäude des War Department Chemical Establishments, wo Angestellte verschiedenster Grade arbeiten und wo laufend Beamte aller Art vorbeischauen, sowie Privatpersonen; gleichzeitig muss die Einrichtung ihre praktischen Experimente im Freien auf dem Gelände des Waffenlagers ausführen, wozu die Zeitungsreporter und ihre Agenten freien Zugang haben.“