Nachtfalter: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Gruppe der Nachtfalter, als systematische Gruppe traditionell auch Heterocera („Verschieden-Hörner“) genannt, wird als nicht-natürliche Gruppe bis heute aus rein pragmatischen Gründen oft noch verwendet und beibehalten. Die weltweit größte Sammlung von Nachtfaltern befindet sich im [[Museum Witt]] in [[München]].
Die Gruppe der Nachtfalter, als systematische Gruppe traditionell auch Heterocera („Verschieden-Hörner“) genannt, wird als nicht-natürliche Gruppe bis heute aus rein pragmatischen Gründen oft noch verwendet und beibehalten. Die weltweit größte Sammlung von Nachtfaltern befindet sich im [[Museum Witt]] in [[München]].
== Abgrenzung ==
Keineswegs sind alle Nachtfalter tatsächlich [[Temporale Spezialisten|nachtaktiv]], die [[Widderchen]] beispielsweise fliegen nur bei Sonnenschein. Folgende Merkmale werden traditionell zur Abgrenzung herangezogen:
*Ausbildung der [[Fühler (Biologie)|Fühler]]: Die Fühler der Tagfalter sind am Ende zu einer Keule verdickt, deshalb früher Rhopalocera oder „Knopfhörner“ genannt (Ausnahme: die [[Dickkopffalter]]). Bei Nachtfaltern sind alle möglichen Fühlerformen verwirklicht, oft fadenförmige, gesägte oder gefiederte. Allerdings gibt es auch Familien mit knopfförmiger Fühlerkeule.
*Färbung: Tagfalter sind oft leuchtend bunt und farbig. Die meisten Nachtfalter sind [[Tarnung (Biologie)|tarnfarben]], oft braun, grau oder weißlich. Auch hier gibt es zahlreiche Ausnahmen.
*Koppelung der [[Flügel (Insekt)|Flügel]]: Die meisten Nachtfalter besitzen einen besonderen Mechanismus, durch den Vorder- und Hinterflügel im Flug aneinander gekoppelt sind. Hierbei greift eine Borste, [[Frenulum (Schmetterling)|Frenulum]] genannt, in eine [[Retinaculum#Retinacula der Schmetterlinge (Lepidoptera)|Retinaculum]] genannte, aus Häkchen bestehende Vorrichtung. Diese fehlt den Tagfaltern. Bei ihnen überlappen sich die Vorder- und Hinterflügel breit („amplexiforme“ Koppelung genannt) und werden dadurch gekoppelt. Es gibt allerdings eine Reihe von Nachtfaltern ohne Frenulum.
*Ruhehaltung: Die meisten Tagfalter lassen die Flügel in Ruhehaltung (außerhalb der Flugphasen) abgespreizt, oft über dem Rücken fahnenartig übereinander gelegt. Die meisten Nachtfalter falten die Flügel am Flügelgelenk zum Körper ein, so dass sie dachförmig über dem Hinterleib zusammenneigen oder flach auf dem Rücken ausgebreitet sind.
*Gestalt der Vorderbeine: Bei einigen Familien der Tagfalter sind die Vorderbeine klein und teilweise reduziert, sie werden beim Sitzen angelegt oder vorgestreckt und nicht mehr zum Laufen eingesetzt. Dies tritt bei Nachtfaltern seltener auf.
*Gestalt der [[Puppe (Schmetterling)|Puppe]]: Bei den meisten Nachtfaltern ist das Puppenstadium in einen aus Seidenfäden bestehenden [[Kokon]] eingeschlossen. Tagfalter besitzen freie Puppen, die entweder am Hinterende mit Häkchen verankert frei hängen (Stürzpuppen) oder durch ein dünnes Seidenband befestigt sind (Gürtelpuppen).
==Quellen==
* John B. Heppner: Moths (Lepidopter: Heterocera). In John L. Capinera (editor): Encyclopedia of Entomology. Springer Verlag, 2005. ISBN 978-0-7923-8670-4 auf S. 2491.


[[Kategorie:Schmetterlinge]]
[[Kategorie:Schmetterlinge]]

Aktuelle Version vom 22. April 2024, 17:22 Uhr

Als Nachtfalter werden alle Vertreter der Schmetterlinge bezeichnet, die nicht zu den Tagfaltern gehören. Nachtfalter sind eine nach der Lebensweise und nach praktischen Erwägungen zusammengestellte Gruppe, sie bilden in der modernen biologischen Systematik keine natürliche Einheit (kein Taxon). Die Nachtfalter, umgangssprachlich, aber fachlich unkorrekt auch als Motten bezeichnet (Motten bezeichnet im biologischen Sinn verschiedene Kleinschmetterlingsfamilien), wurden traditionell eingeteilt in die Großschmetterlinge oder Macrolepidoptera und die Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera. Auch diese Gruppen bilden allerdings keine natürlichen Einheiten. Die moderne Systematik der Schmetterlinge unterscheidet stattdessen vier Unterordnungen, die Zeugloptera, Aglossata, Heterobathmiina und Glossata, wobei mehr als 99% der Arten, darunter auch alle Tagfalter und alle Großschmetterlinge, zu den Glossata gehören.

Die Gruppe der Nachtfalter, als systematische Gruppe traditionell auch Heterocera („Verschieden-Hörner“) genannt, wird als nicht-natürliche Gruppe bis heute aus rein pragmatischen Gründen oft noch verwendet und beibehalten. Die weltweit größte Sammlung von Nachtfaltern befindet sich im Museum Witt in München.

Abgrenzung[Bearbeiten]

Keineswegs sind alle Nachtfalter tatsächlich nachtaktiv, die Widderchen beispielsweise fliegen nur bei Sonnenschein. Folgende Merkmale werden traditionell zur Abgrenzung herangezogen:

  • Ausbildung der Fühler: Die Fühler der Tagfalter sind am Ende zu einer Keule verdickt, deshalb früher Rhopalocera oder „Knopfhörner“ genannt (Ausnahme: die Dickkopffalter). Bei Nachtfaltern sind alle möglichen Fühlerformen verwirklicht, oft fadenförmige, gesägte oder gefiederte. Allerdings gibt es auch Familien mit knopfförmiger Fühlerkeule.
  • Färbung: Tagfalter sind oft leuchtend bunt und farbig. Die meisten Nachtfalter sind tarnfarben, oft braun, grau oder weißlich. Auch hier gibt es zahlreiche Ausnahmen.
  • Koppelung der Flügel: Die meisten Nachtfalter besitzen einen besonderen Mechanismus, durch den Vorder- und Hinterflügel im Flug aneinander gekoppelt sind. Hierbei greift eine Borste, Frenulum genannt, in eine Retinaculum genannte, aus Häkchen bestehende Vorrichtung. Diese fehlt den Tagfaltern. Bei ihnen überlappen sich die Vorder- und Hinterflügel breit („amplexiforme“ Koppelung genannt) und werden dadurch gekoppelt. Es gibt allerdings eine Reihe von Nachtfaltern ohne Frenulum.
  • Ruhehaltung: Die meisten Tagfalter lassen die Flügel in Ruhehaltung (außerhalb der Flugphasen) abgespreizt, oft über dem Rücken fahnenartig übereinander gelegt. Die meisten Nachtfalter falten die Flügel am Flügelgelenk zum Körper ein, so dass sie dachförmig über dem Hinterleib zusammenneigen oder flach auf dem Rücken ausgebreitet sind.
  • Gestalt der Vorderbeine: Bei einigen Familien der Tagfalter sind die Vorderbeine klein und teilweise reduziert, sie werden beim Sitzen angelegt oder vorgestreckt und nicht mehr zum Laufen eingesetzt. Dies tritt bei Nachtfaltern seltener auf.
  • Gestalt der Puppe: Bei den meisten Nachtfaltern ist das Puppenstadium in einen aus Seidenfäden bestehenden Kokon eingeschlossen. Tagfalter besitzen freie Puppen, die entweder am Hinterende mit Häkchen verankert frei hängen (Stürzpuppen) oder durch ein dünnes Seidenband befestigt sind (Gürtelpuppen).

Quellen[Bearbeiten]

  • John B. Heppner: Moths (Lepidopter: Heterocera). In John L. Capinera (editor): Encyclopedia of Entomology. Springer Verlag, 2005. ISBN 978-0-7923-8670-4 auf S. 2491.