Adjektiv

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Ein Adjektiv ist ein Wort, das ohne weiteres ein Substantiv modifizieren, d. h. als Attribut fungieren kann, unbeschadet der Möglichkeit, dass es noch andere Funktionen im Satz wahrnehmen kann. Typische Adjektive bezeichnen Eigenschaften wie ‚gut‘ und Zustände wie ‚nass‘.

Den Adjektiven vieler Sprachen sind folgende Funktionen gemeinsam:

  1. Sie verbinden sich definitionsgemäß mit einem appellativen Substantiv zu einer endozentrischen Konstruktion, wie in schneller Gepard. Das Adjektiv fungiert hier als Attribut.
  2. Sie bilden, oft mithilfe einer Kopula, das Prädikat eines Satzes, wie in der Gepard ist schnell. Das Adjektiv fungiert hier als Prädikatsnomen.
  3. Sie modifizieren ein Verb, wie in der Gepard läuft schnell. Das Adjektiv fungiert hier als adverbiale Bestimmung.

In einer allgemeinen Systematik der Wortarten kann das Adjektiv in eine mittlere Position zwischen Substantiv und Verb eingeordnet werden. Im Japanischen gibt es zwei Arten von Adjektiven, ein mehr substantivartiges und ein mehr verbartiges. In Sprachen wie dem Lateinischen, wo das Adjektiv die meisten grammatischen Eigenschaften mit dem Substantiv teilt, kann es mit diesem unter dem Oberbegriff des Nomens zusammengefasst werden. In solchen Sprachen kann das Adjektiv ähnlich wie ein Substantiv deklinieren.

Das Adjektiv kann mit dem Bezugsnomen in morphologischen Kategorien wie Genus, Numerus und Kasus kongruieren und tut das oft in der ersten, manchmal auch in der zweiten obigen Funktion. In der dritten Funktion wird es in einigen Sprachen zum Adverb abgeleitet. Z.B. tritt in der italienischen Fassung des ersten und des zweiten Beispiels das Adjektiv veloce „schnell“ auf, in der des dritten Beispiels jedoch das Adverb velocemente.

Eine Eigenschaft oder ein Zustand können in höherem oder geringerem Maße auf eine Entität zutreffen. Daher sind Adjektive im allgemeinen durch Begriffe wie ‚mehr‘, ‚höchst‘ u.ä. modifizierbar. In einigen, insbesondere indogermanischen Sprachen ist diese Funktion in die morphologische Kategorie der Komparation umgesetzt: typische Adjektive sind steigerbar, wie schnell – schneller – schnellst.

Begriff und Terminus[Bearbeiten]

Der Begriff des Adjektivs wurde zuerst für das Altgriechische geprägt. Der Terminus lautet bei Dionysius Thrax (2. Jh. v.Ch., Tékhnē grammatikḗ § 14) gr. ónoma epítheton „hinzugefügtes Nomen“. Das Adjektiv fällt hier unter einen weiten Begriff von ‚Nomen‘, der u. a. noch Substantive, Pronomina und Zahlwörter umfasst. Die römischen Grammatiker übernehmen diesen Begriff des Nomens für das Lateinische; allerdings betrachtet erst Priscian (um 500 n.Ch.; Institutio de arte grammatica, GL 2: 58) das [nomen] adiectivum, ebenfalls „beigefügtes [Nomen]“, als eine eigene Klasse von Nomen, genauer: als eine Art von nomen appellativum. Erst in Grammatiken moderner europäischer Sprachen gilt das Adjektiv als eigene Wortart neben dem Substantiv.

In der Schulgrammatik wird das Adjektiv auch Eigenschaftswort oder Beiwort genannt, in der Grundschule auch Wiewort („Wie ist etwas?“). Allerdings kann das Adjektiv nicht definiert werden als ein Wort, das eine Eigenschaft bezeichnet. Denn nicht nur Adjektive wie schön, sondern auch Substantive wie Schönheit bezeichnen eine Eigenschaft. Überdies gibt es Sprachen, in denen Eigenschaften ausschließlich durch Substantive oder durch Verben bezeichnet werden.

In der eingangs gegebenen Definition ist die Bedingung „ohne weiteres“ wichtig. Wenn man sie fallen lässt, können Wörter vieler Wortarten als Attribut fungieren. Z.B. lässt sich von dem Verb laufen das Partizip laufend bilden, und dieses ist Attribut in laufendes Verfahren.

Adjektiv und Adverb[Bearbeiten]

Nach der traditionellen Wortartenlehre werden die Wortarten Adjektiv und Adverb (Umstandswort) unterschieden. Adverbien werden nie flektiert, gelegentlich aber gesteigert. Vereinzelt werden Adverbien von Adjektiven nicht als Kategorie unterschieden, sondern als „Adjektive im weiteren Sinn“ zusammengefasst.

Adjektive können in allen drei oben genannten Funktionen auftreten. Für Adverbien ist die dritte Funktion primär. Die erste und zweite Funktion können sie in vielen Sprachen gar nicht oder sonst unter anderen Bedingungen als Adjektive einnehmen. Z.B. steht in das Fest heute das attributive Adverb hinter dem Substantiv, in das heutige Fest das attributive Adjektiv jedoch vor dem Substantiv.