Genus

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Das Genus (Plural: Genera; von lateinisch genus „Art, Gattung, Geschlecht“, als grammatischer Fachausdruck in Anlehnung an gr.genos) oder deutsch das grammatische Geschlecht ist eine in vielen Sprachen vorkommende Klassifikation von Substantiven, denen jeweils ein Genus zugeordnet ist. Mit diesem Genus muss dann die Wortform anderer Wörter übereinstimmen, die sich auf das Substantiv beziehen, im Deutschen beispielsweise die Form von Artikeln, Adjektiven und Pronomen. Man bezeichnet solche Übereinstimmungsregeln als Kongruenz. Eine Sprache hat also ein Genussystem, wenn es derartige Regeln der Genus-Kongruenz gibt, aus denen man dann verschiedene Klassen von Substantiven ersieht. Die Klassifikation der Substantive, die sich an der Kongruenz zeigt, kann die Deutung von Pronomina unterstützen: In einer Konstruktion wie „der Deckel der Kiste, der/die grün gestrichen ist“ weiß man nur durch das Genus des Relativpronomens, worauf sich der Relativsatz bezieht.

Im Deutschen und anderen Sprachen gibt es Genera, die die Namen der biologischen Geschlechter „männlich/maskulin“ oder „weiblich/feminin“ tragen. Es besteht dabei durchaus bei vielen Wörtern ein gewisser Zusammenhang zwischen biologischem und grammatischem Geschlecht. Das Genus bezeichnet jedoch nicht biologische oder andere Eigenschaften des mit dem Wort bezeichneten Lebewesens, Gegenstands oder Begriffs, sondern nur die Weise der Kongruenz anderer Wörter. Auch bezeichnen die meisten maskulinen und femininen Wörter etwas, das gar kein biologisches Geschlecht hat. In anderen Genussystemen braucht die Zuordnung der Genera zu den Substantiven überhaupt nichts mit biologischen Geschlechtern zu tun zu haben.

Begriffe[Bearbeiten]

Kategorien, Flexion, Kongruenz[Bearbeiten]

In Sprachen, die Genera haben, ist – außer in wenigen Sonderfällen – jedem Substantiv eindeutig ein Genus zugeordnet. Dieses wirkt sich so aus, dass andere Wörter, die sich auf das Substantiv beziehen, in Abhängigkeit vom Genus des Substantivs gebeugt (flektiert) werden, also ihre Form verändern. Das Genus ist die dieser Beugung zugrundeliegende grammatische Kategorie. Zum Beispiel passen sich die Adjektive in dem Ausdruck dem Genus (Maskulinum) des Substantivs Prinz an. Die Übereinstimmungsregel besteht zwischen dem Substantiv und seinen Attributen sowie dem Artikel ein (im Beispiel haben wir zwei getrennte Attribute, daher zweimal Beugung). Eine solche Übernahme einer grammatischen Kategorie bei einer Beugung heißt Kongruenz (für eine abweichende Konzeption siehe Rektion #„Genus-Rektion“). Das Substantiv Prinz dagegen trägt das Genus „maskulin“ als ein festes Merkmal, es entsteht dort nicht durch Kongruenz mit der grammatischen Umgebung.

Das Genus eines Substantivs ist diesem also fest zugeordnet, so dass es keine Beugung von Substantiven nach dem Genus gibt. Fälle wie Koch / Köchin (sogenannte Movierung) sind kein Gegenbeispiel, denn es handelt sich hierbei um Ableitung eines neuen Wortes, nicht um verschiedene Beugungsformen desselben Wortes. Man sieht dies daran, dass die Basis der Ableitung, nämlich Koch, selbst schon ein maskulines Genus trägt, das abgeleitete Köchin ist ein neues Wort, mit einem anderen Genus. Daher ergibt sich auch der Unterschied, dass der Plural eines Substantivs sehr wohl eine Beugungsform ist, im Gegensatz zum Genus: Der Plural kommt erst durch die Beugungsform an den Wortstamm des Substantivs, dieses Merkmal ist nicht schon im Wortstamm vorhanden.

Für den Nachweis, ob eine Sprache Genus hat, ist es somit wichtig, nicht einfach auf das „Geschlecht“ eines Substantivs zu schauen, sondern Genus als grammatisches Merkmal zeigt sich nur in der Beugung anderer Wörter aufgrund von Kongruenzregeln. Welche Wortarten in einer Sprache hinsichtlich des Genus mit dem Substantiv kongruieren, ist von Sprache zu Sprache verschieden (siehe Abschnitt Genuskongruenz). In einigen Fällen kann auch ein Pronomen ein eigenes Genus haben, mit dem dann andere Wörter kongruieren (siehe Abschnitt Genus von Pronomen).

In manchen Sprachen kann man aus der Form des Substantivs und aus den Beugungsformen nach Numerus und Kasus auf sein Genus schließen. Oder es besteht ein Zusammenhang zwischen Wortbedeutung und Genus. Solche morphologischen (die Wortformen betreffenden) oder semantischen (die Bedeutung betreffenden) Zusammenhänge machen aber nicht das Genus aus; dieses ist vielmehr durch die Genuskongruenz anderer Wörter charakterisiert. Das zu unterscheiden ist wichtig, weil solche Zusammenhänge oft nicht alle Substantive abdecken oder einige Ausnahmen haben, wohingegen die Kongruenzen durch das Genus eindeutig bestimmt sind, selbst wenn die Zuordnung des Genus zum Substantiv irregulär erscheint. Beispielsweise haben im Deutschen Wörter, die nur weibliche Personen oder Tiere bezeichnen, regelmäßig – aber nicht ausnahmslos – feminines Genus, Diminutive auf „-chen“ dagegen neutrales. Das Wort „Mädchen“, bei dem sich diese beiden Regeln widersprechen, hat trotzdem ein eindeutiges Genus, das im selben Satz alle Kongruenzen eindeutig bestimmt, nämlich das neutrale. Im Teilsatz „das Mädchen, das seine Haare offen trug“ kann es mit „Mädchen“ keine femininen Kongruenzen geben. – Zur Abgrenzung der Genera von morphologischen und semantischen Eigenschaften von Substantiven siehe den Abschnitt Abhängigkeiten des Genus.