Altägyptische Sprache

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Als altägyptische Sprache bezeichnet man im engeren Sinn die Entwicklungsstufe des Ägyptischen, die in den Inschriften des Alten Reiches (2707–2216 v. Chr.) sowie einzelnen späteren Texten wie den Sargtexten und Inschriften der Spätzeit überliefert ist. Abgesehen von dem nur fragmentarisch erhaltenen Frühägyptischen, der Sprache der Thinitenzeit, die gemeinsam mit der Sprache der Pyramidentexte auch als „archaisches Altägyptisch“ bezeichnet wird, bildet es die älteste überlieferte Sprachstufe des Ägyptischen und die älteste überlieferte afroasiatische Sprache überhaupt.

Grammatik[Bearbeiten]

Das Altägyptische unterscheidet sich in der Grammatik nur geringfügig vom späteren Mittelägyptisch, von dem es in der Ersten Zwischenzeit abgelöst wurde. Wichtige Unterschiede sind die Dualformen der Verben und Pronomina, die im Mittelägyptischen verloren gingen, eine eigene Reihe von absoluten Personalpronomina, die im Mittelägyptischen nur noch sehr selten erscheint und durch eine neue ersetzt wird, das Entstehen von Konstruktionen mit Hilfsverben wie ˁḥˁ, eine einheitliche Negation n, die im Mittelägyptischen teilweise durch nn ersetzt wird, Lautveränderungen, deren genaues Datum sich aber nur teilweise festlegen lässt, sowie – im Bereich der Schrift – die Vereinheitlichung der „Orthographie“ im Mittelägyptischen.

Dabei muss aber betont werden, dass sich viele dieser Entwicklungen schon im Alten Reich zeigten, sodass auch das Altägyptische selbst Unterschiede aufweist. Die stärksten Unterschiede bestehen dabei zwischen den sehr archaisch geschriebenen Pyramidentexten, die zwar erst aus der fünften und sechsten Dynastie stammen, aber offenbar eine sehr frühe Stufe des Altägyptischen reflektieren, und den moderneren weltlichen Texten, wie Biographien und einzelne Briefe. Wichtige Unterschiede sind die Flexion der Kopula im Nominalsatz und das völlige Fehlen der Pseudoverbalkonstruktionen mit Präpositionen (jnk ḥr sḏm „Ich höre“, wörtl. „Ich bin beim Hören“) in den Pyramidentexten. In lautlicher Hinsicht wäre der Lautwandel von nach š (so nach der von Otto Rössler begründeten, aber nicht allgemein anerkannten Rekonstruktion) sowie von k nach zu nennen, die in den Pyramidentexten noch nicht ganz abgeschlossen erscheinen.

Corpus[Bearbeiten]

Das Textkorpus des Altägyptischen enthält neben den bereits erwähnten Pyramidentexten und den zahlreichen Biographien auf Gräberwänden (ab 4. Dynastie) einige Briefe (ab 5. Dynastie), juristische Texte, ein Archiv aus Elephantine (6. Dynastie), Rufe und Reden auf Darstellungen des täglichen Lebens, Grabinschriften mit Bitten um Erhaltung des Grabs sowie seit der frühdynastischen Zeit zahllose Listen mit Opfergaben u.ä. Hinzu kommen einige Königsinschriften aus der Spätzeit, die in der Sprache des Alten Reichs abgefasst sind.

Eine erst kürzlich hinzugekommene, ausgesprochen wichtige Quelle sind über 2000 Briefe und Urkunden, die in die 6. Dynastie datieren und auf Tontafeln geschrieben wurden. Sie fanden sich in der Oasenstadt Ayn Asil, in Dachla, wo anscheinend Papyrus rar und teuer war.