Bodhi

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Bodhi (Sanskrit bodhi und Pali bodhi; wörtlich: Erwachen, häufig auch mit Erleuchtung übersetzt) bezeichnet im Buddhismus einen Erkenntnis­vorgang, der auf dem vom Buddha gelehrten Erlösungs­weg von zentraler Bedeutung ist. Das Wort stammt von einer Sanskrit-Wurzel, von der auch „buddha“ (wörtlich „der Erwachte“) abgeleitet ist.

Allgemein[Bearbeiten]

Ein Buddha ist nach der buddhistischen Lehre ein Wesen, welches aus eigener Kraft – also nicht dank fremder Belehrung und Anleitung – die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine grenzenlose Entfaltung aller „seiner“ Potenziale erlangt hat: vollkommene Weisheit (Prajñā), unendliches Mitgefühl (Karuna) mit allem Lebendigen und dadurch (worauf besonders die chinesische und japanische Ikonografie deutlich hinweist) vollständige Heiterkeit.

Voraussetzungen sind das vollständige Begreifen der Vier Edlen Wahrheiten, die Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen und somit das Vergehen aller karmischen Kräfte. Durch Bodhi wird der Kreislauf des Leidens, Samsara, durchbrochen und Nirwana erlangt.

Um dies zu erlangen, gab der Buddha der Legende zufolge zu Lebzeiten 84.000 Belehrungen, die alle darauf gerichtet waren, das Leiden im Samsara zu beenden und Bodhi zu erlangen. Die Praxissysteme aller buddhistischen Schulen greifen auf die Belehrungen Buddhas zurück, die den Kern der Lehre – des Dharma – bilden, betonen teilweise aber unterschiedliche Aspekte.

Innerhalb des Zen-Buddhismus bestehen zwei unterschiedliche Lehrmeinungen: diejenige von Bodhi als spontan und plötzlich eintretendem Erlebnis (z. B. Hui Neng, der 6. Patriarch) und die von der allmählichen meditativen Selbstvollendung (z. B. Shenxiu). Aber auch mit dem spontanen Erlebnis ist nicht ein einmaliger Vorgang gemeint, durch den endgültiges Wissen in absoluter Vollständigkeit erlangt wird, sondern alle Meister haben ihre erlangte Einsicht jahrzehntelang, oft auch bei anderen Meistern, vertieft. Die Vorstellung, eine blitzartige „Erleuchtung“ erreichen zu können oder gar zu wollen, ist nach diesen Lehren der gelassenen, geduldigen meditativen Übung abträglich und bewirkt eher das Gegenteil.

Dagegen wird beispielsweise im Theravada Bodhi immer als ein blitzartiger Durchbruch zum Erfassen der Wahrheit/Wirklichkeit gesehen, auch wenn der Weg dorthin über einen mühevollen Übungsweg führen mag.

Mit der Kurzbezeichnung „Bodhi“ wird auch der im Buddhismus als Symbol des Buddha verehrte Bodhi-Baum genannt.

Quellen[Bearbeiten]

  • Ama Samy: Zen und Erleuchtung. Zehn Meditationen eines Zen-Meisters. Theseus, Berlin 2005, ISBN 3896202561.