Form (Philosophie)

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Form (lat. forma, „Gestalt, Figur“) ist ein philosophischer Grundterminus und stellt eine Übersetzung der griechischen Ausdrücke eidos bzw. morphe dar. Der Begriff der Form spielte vor allem als Gegenbegriff zur „Materie“ (griech. hyle) eine wichtige Rolle in der Philosophie des Hylemorphismus, wo „Form“ und „Materie“ als Prinzipien des Seienden bezeichnet wurden.

Antike[Bearbeiten]

Der Übergang vom allgemeinen zum philosophischen Gebrauch des Formbegriffs findet sich bei Platon in seinem frühen Dialog Euthyphron. Dort fragt Sokrates nach der „Form (eidos), durch die der Fromme fromm ist“ (6d10). Alle Handlungen, von denen das Prädikat „fromm“ ausgesagt wird, müssen eine gemeinsame Form aufweisen. Die späten Dialoge Sophistes und Politikos fragen nach der einen Gestalt (idea) oder Form (eidos), die verschiedene Individuen zur Einheit einer Klasse verbindet (Politikos 258c3-8). Siehe auch die Ideenlehre.

Bei Aristoteles ist die Form als ontologischer Begriff eine der Ursachen des Werdens. Er unterscheidet zunächst bei den vom Menschen hergestellten Dinge zwischen Materie und Form. Aus einem vorliegenden Werkstoff als der Materie formt der Mensch die „Kulturdinge“, etwa ein Haus aus Steinen oder eine Statue aus Erz. Im Gegensatz zur Materie, der bestimmbaren „Potenz“, ist die Form das, was das entstehende Ganze (synholon) in seiner Eigenart etwa als Haus bestimmt („aktuiert“); siehe auch Akt und Potenz. Sowohl die „Art“ als auch das Wesen (to ti en einai, „Wesenswas“) werden dabei von Aristoteles mit demselben Wort (eidos) bezeichnet wie die Form. Auf die Form bezieht sich für Aristoteles auch die Definition eines Begriffes.

Von den Werken menschlicher Kunstfertigkeit überträgt Aristoteles die Materie-Form-Struktur auf die durch Naturvorgänge entstehenden Stoffe, Körper und Lebewesen. Aus der ersten Materie, die noch ohne Form ist, entstehen durch den Wechsel der paarweise verbundenen Tastqualitäten (warm-trocken, warm-feucht, kalt-feucht, kalt-trocken) die vier irdischen Elemente (Feuer, Luft, Wasser, Erde). Durch Mischung der Elemente entstehen die Mischkörper (mikta). Die erste Materie stellt dabei zwar den Grundstoff für alle Formen der Körper dar, ist aber nicht unmittelbar der geeignete Stoff (oikeia hyle) für die Aufnahme jeder beliebigen Form. Vielmehr gibt es eine Stufenordnung der Stoffe und Formen, so dass jeweils ein bereits irgendwie geformter Stoff seinerseits wieder Stoff für eine weitere Form ist.

Aristoteles überträgt das Materie-Form-Schema auch auf das Leib-Seele-Verhältnis. Leib und Seele werden als Materie und Form komplementär begriffen und nicht als zwei eigenständige, gänzlich heterogene Substanzen. Die Seele ist dabei in der Vorstellung des Aristoteles die Verwirklichung eines mit entsprechenden Organen ausgestatteten Leibes (De anima B II, 412b 5f).