Gegenkönig
Als Gegenkönig bezeichnet man einen König, der – aufgrund zerrütteter, instabiler oder unklarer Machtverhältnisse oder nicht geregelter oder umstrittener Thronfolge – gegen einen noch amtierenden König aufgestellt wurde, um diesen zu stürzen. Gegenkönige traten in Wahlmonarchien wie dem Heiligen Römischen Reich häufiger auf als in Erbmonarchien wie England oder Frankreich.
Manche der Gegenkönige konnten sich mit ihrem Herrschaftsanspruch durchsetzen und wurden als rechtmäßige Könige anerkannt, beispielsweise Friedrich II. Bei einigen, wie Heinrich II. (Bayern) und Ekbert II. (Meißen), ist ihr Status als König oder Gegenkönig bis heute umstritten.
Mit der Regelung der Königswahl durch die Goldene Bulle Karls IV. (1356) wurde im Heiligen Römischen Reich die Wahl eines Gegenkönigs nahezu ausgeschlossen.
Gegenkönige im Ostfränkischen und Heiligen Römischen Reich[Bearbeiten]
- Arnulf der Böse (919–921 möglicherweise gegen Heinrich I.)
- Heinrich der Zänker (984–985 möglicherweise gegen Otto III.)
- Rudolf von Rheinfelden (1077–1080 gegen Heinrich IV.)
- Hermann von Salm (1081–1088 gegen Heinrich IV.)
- Konrad (III.) (1093–1098 gegen seinen Vater Heinrich IV., zuvor seit 1087 dessen Mitkönig)
- Konrad III. (1127–1135 gegen Lothar III.), alleiniger König 1138–1152
- Friedrich II. (1212–1215 gegen Otto IV.), alleiniger König/Kaiser 1215/1220–1246
- Heinrich Raspe (1246–1247 gegen Friedrich II.)
- Wilhelm von Holland (1248–1254 gegen Friedrich II. und Konrad IV.), alleiniger König 1254–1256
- Albrecht I. von Österreich (1298 gegen Adolf von Nassau), alleiniger König 1298–1308
- Karl IV. (1346 gegen Ludwig IV. den Bayern), alleiniger König/Kaiser 1346–1349 und 1349/1355–1378
- Günther von Schwarzburg (1349 gegen Karl IV.)
Doppelwahlen im Heiligen Römischen Reich[Bearbeiten]
1198:
- Philipp von Schwaben 1198–1208
- Otto IV. 1198–1215 (Kaiser seit 1209, faktische Absetzung 1212)
1257:
- Richard von Cornwall 1257–1272
- Alfons von Kastilien 1257–1273
1314:
- Friedrich (III.) der Schöne 1314–1330
- Ludwig IV. der Bayer 1314–1346 (Kaiser seit 1328)
1410:
- Sigismund 1410–1437 (Kaiser seit 1433)
- Jobst von Mähren 1410–1411
Quellen[Bearbeiten]
- Heinrich Mitteis: Die deutsche Königswahl. Ihre Rechtsgrundlagen bis zur goldenen Bulle, 2., erweiterte Auflage, Rohrer, Brünn, München, Wien 1944, S. 113 ff.