Geschichtlichkeit

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Geschichtlichkeit (auch: Historizität) ist ein mehrdeutiger Ausdruck. „Geschichtlich“ bezeichnet

  • etwas zu einer bestimmten vergangenen Zeit tatsächlich Dagewesenes (wirklich geschichtlich);
  • sich damit zufrieden zu geben, etwas Vergangenes lediglich festzustellen (nur geschichtlich);
  • etwas Vergangenes und noch Wirksames (geschichtlich wirksam)
  • einen Grundzug und die Grundbedingung des Menschlichen im Unterschied zu „natürlich“, „naturhaft“.

Als Urheber des Konzepts der Geschichtlichkeit als spezifischer Dimension des Menschen werden genannt:

  • Giambattista Vico: Geschichtlichkeit als herausgestellte Tatsache, dass alle menschliche Realität ihre Geschichte hat. Die Geschichtlichkeit der Welt wird erkannt, weil der Mensch sie hervorgebracht hat.
  • Hegel (gelegentlich, z.B. bei seiner Rechts- und Weltgeschichte)
  • vor allem aber Dilthey, für den menschliches Leben nur zu verstehen ist im Verweis auf die Geschichtlichkeit der menschlichen Existenz.

Die Reflexion von Geschichtlichkeit ist Aufgabe der Geschichtsphilosophie und der Geschichtsdidaktik.

Während der Begriff bei Jaspers noch in der lebensphilosophischen Tradition im Sinne von historischer Bedingtheit verbleibt, erfährt er seine entscheidende Neuprägung durch Heidegger. „Geschichtlichkeit meint die Seinsverfassung des »Geschehens« des Daseins als solchen, auf dessen Grunde allererst so etwas möglich ist wie »Weltgeschichte« und geschichtlich zur Weltgeschichte gehören.“ Seitdem ist Geschichtlichkeit ein zentraler Begriff in der Existenzphilosophie, Phänomenologie und Hermeneutik (Gadamer).

Während die Geschichtlichkeit bei Dilthey im Zusammenhang mit dem Problem des historischen Relativismus steht, wird er hermeneutisch (auch) als Mittel angesehen, „um den historischen Relativismus (Historismus) zu überwinden.“

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