Giambattista Vico

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Giambattista Vico (auch Gian Battista, Giovan Battista; * 23.06.1668 in Neapel; † 23.01.1744 ebenda) war ein italienischer Geschichts- und Rechtsphilosoph, der sich mit Aufstieg und Niedergang von Zivilisationen befasste. Vico gilt als der Begründer der Völkerpsychologie und der neuzeitlichen spekulativen Geschichtsphilosophie.

Leben[Bearbeiten]

In seiner Autobiographie schrieb Vico, dass er im Alter von sieben Jahren von einer Leiter gefallen sei, sich einen Schädelbruch zugezogen habe und fünf Stunden lang bewusstlos gewesen sei. Seitdem, so Vico, sei er melancholisch und reizbar geworden. Mit zehn Jahren besuchte er in Neapel eine Grammatikschule, in der er in Eigenarbeit so viel lernte, dass er eine Klasse überspringen durfte.

Als er sich im Jesuitenkolleg Neapel benachteiligt fühlte, zog er sich nach Hause zurück, um dort erneut im Selbststudium das grammatische Lehrbuch des portugiesischen Jesuiten Manuel Álvares (1526–1583) De institutione grammatica durchzuarbeiten. Von seinem Lehrer auf die Logik des Paul von Venedig hingewiesen, versuchte er, auch dieses Werk allein zu meistern, doch überforderte sich der junge Vico derart, dass er für eineinhalb Jahre seine Studien ganz bleiben ließ. Nach Ablauf dieser Zeit trat er in die Accademia degli Infuriati in Neapel ein und beschäftigte sich dort mit den Werken von Duns Scotus und Francisco Suárez. Auf Grund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation seiner Eltern brach er seine Studien an der Akademie ab und trat 1684 in den Dienst des Domenico Rocca ein, dessen Sohn er in Rechtswissenschaft unterrichtete. Gleichzeitig erarbeitete er sich im Selbststudium die Werke des Francisco Suárez und betrieb erste juristische und rechtsphilosophische Forschungen. Sein Interesse galt verstärkt der Arbeit an einer alles umfassenden Studien- und Erkenntnismethode. Zudem schrieb er Gedichte in lateinischer Sprache.

In den folgenden neun Jahren beschäftigte sich Vico als Autodidakt mit Augustinus, Lorenzo Valla, Cicero und einigen lateinischen Dichtern. Von den neuen philosophischen Entwicklungen des Atomismus und Cartesianismus hörte er während seiner Tätigkeit als Hauslehrer nur sehr wenig, und er war über die Präsenz vor allem des Cartesianismus in Neapel bei seiner Rückkehr 1693 überrascht.

1696 erschien Vicos erste Publikation, eine Vorrede zu einem Band mit Eulogien an den Grafen von San Stefano, den Vizekönig von Neapel, mit dem er seinen Ruf als Gelehrter begründete. 1697 wurde er auf den Lehrstuhl für Rhetorik an der Universität Neapel berufen. In dieser Zeit formulierte er seinen Grundgedanken zur Metaphysik: Alles menschliche und göttliche Wissen sei auf ein Prinzip zurückzuführen.

1699 heirateten Giambattista Vico und Teresa Caterina Destito. Das Ehepaar hatte acht Kinder, von denen fünf das Kindesalter überlebten.

1709 veröffentlichte er die Abhandlung De nostri temporis studiorum ratione. In seiner Schrift aus dem Jahre 1710 De antiquissima Italorum sapientia ex linguae Latinae originibus eruenda („Über die älteste Weisheit der Italiker, wie sie aus den Ursprüngen der lateinischen Sprache zu erschließen ist“) entwickelte er einige seiner später weitergeführten Überlegungen zur Metaphysik. 1716 erschien eine Historiografie über Antonio Caraffa, 1720–22 Il diritto universale, 1725 und 1731 seine Autobiographie Vita di Giambattista Vico scritta da se medesimo. 1725 kam die erste Version seines Hauptwerkes Scienza Nuova („Neue Wissenschaft“) heraus. Nach umfassender Überarbeitung erschien 1730 eine zweite Version.

Vico war 1723 mit seinem Versuch gescheitert, den besser bezahlten Lehrstuhl für Rechtswissenschaft in Neapel zu erhalten. 1734 wurde er Hofhistoriograph beim König Karl VI. von Neapel. Auf seinen Lehrstuhl für Rhetorik folgte ihm 1741 sein Sohn Gennaro Vico.

Zu seinen Lebzeiten blieben Vicos Thesen relativ unbekannt. Nach seinem Tod gewannen seine Ansichten zunehmend an Bedeutung.