Grunwaldbrücke

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Die Grunwaldbrücke (most Grunwaldzki, bis 1945 Kaiserbrücke oder Freiheitsbrücke) ist eine Hängebrücke über die Oder in Breslau.

Geschichte[Bearbeiten]

Ende der 1880er Jahre entstand die Idee einer 35 m breiten Diagonalstraße zwischen der Ohlauer Vorstadt und dem Scheitniger Park, die die nordöstlichen Stadtteile von Breslau besser an die Altstadt anbinden würde. Der Ankauf der entsprechenden Grundstücke zog sich über mehrere Jahre, so dass erst Anfang des 20. Jahrhunderts der erste Abschnitt der neuen, Kaiserstraße genannten Straßenverbindung zwischen der Stadtoder und der Tiergartenstraße eröffnet werden konnte. Der erste, im Jahr 1902 entstandene Vorentwurf für eine neue Oderbrücke, welche die Straße Am Ohlau Ufer mit der neuen Kaiserstraße verbinden sollte, stammt vom damaligen Stadtbaurat für Hochbau Richard Plüddemann. Er sah eine Hängebrücke mit zwei Strompfeilern und den darauf aufgestellten steinernen Pylonen vor. Im Dezember 1904 wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Preisgericht bestand aus Plüddemann, Oberbürgermeister Georg Bender, Stadtbaurat für Tiefbau Alfred von Scholtz, Oberstrombaudirektor Friedrich Hamel, den Stadtverordneten Leizus und Simon (alle aus Breslau) sowie dem renommierten Architekten Karl Hofmann (Darmstadt). Am 05.04.1905 fiel die Wahl auf den Beitrag mit dem Kennwort „Gespannt“ der beiden Architekten Martin Mayer und Robert Weyrauch (Hamburg / Berlin), die den mit 2.000 Mark (entspricht etwa 14.400 €) dotierten Preis erhielten. Die grundlegende Idee Plüddemanns wurde zu einer großzügigeren Lösung ohne Zwischenpfeiler, mit Uferpylonen und einer deutlich größeren Spannweite erweitert.

Die weitere Planung wurde von den beiden Baudezernenten Plüddemann und von Scholtz übernommen, denen die Mitarbeiter Karl Klimm, Brugsch und Günthel zur Seite standen. 1908 begannen die Arbeiten an der Brücke nach deren Entwurf. Der Hauptauftragnehmer für die Stahlkonstruktion war das Stahlbau-Unternehmen Beuchelt & Co. im niederschlesischen Grünberg. Die Projektoberleitung oblag von Scholtz und die Bauleitung dem Stadtbaumeister Günther Trauer. Im September 1910 fanden die Belastungsproben der fertiggestellten Brücke statt, wobei als Belastung 24 Straßenbahnwagen mit je 12 t Gewicht benutzt wurden. Die Baukosten inklusive Baunebenkosten betrugen 2.810.000 Mark (entspricht etwa 18.530.000 €). Am 10.10.1910 konnte die Brücke in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eröffnet werden. Zur damaligen Zeit wurde die Brücke als zweitlängste Hängebrücke Deutschlands gepriesen, da man das Blaue Wunder (die 147 m lange Elbbrücke bei Dresden-Blasewitz) noch als Hängebrücke klassifizierte. Nach heutigen Kriterien würde man die Kaiserbrücke als längste damalige Hängebrücke (im weiteren Sinne) Deutschlands ansehen. Ein Modell der Brücke war 1913 als Beispiel besonderer Leistung des Brückenbaus mit Stahl im Monument des Eisens in Leipzig ausgestellt.

Bis 1924 trug die Brücke den Namen Kaiserbrücke. Zwischen 1924 und 1933 wurde sie Freiheitsbrücke genannt. 1933 erhielt sie den alten Namen Kaiserbrücke zurück.

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs wurde Breslau zur Reichsfestung erklärt und die breite und gerade Kaiserstraße von den deutschen Verteidigern zu einer Behelfslandebahn umfunktioniert. Daher wurden alle nichtkonstruktiven, über die Lager der Zugbänder aufgehenden Teile des Brückenpylons am rechten Oderufer abgetragen, um die Höhe der Hürde für die Flugzeuge zu reduzieren. Zusätzlich wurde die Brücke durch die Luftangriffe stark beschädigt, so dass sie auf vier auf Grund gesetzten Leichtern und Holzgerüsten provisorisch unterstützt werden musste und vorübergehend nur für Fußgänger und Militärtransporte freigegeben wurde. Im Herbst 1945 erhielt die Brücke zur Erinnerung an den Sieg der polnisch-litauisch-ruthenischen Truppen bei Grünfelde den bis heute geltenden Namen most Grunwaldzki. Im Frühling 1946 wurde die provisorische Unterstützung derart beschädigt, dass die Brücke für jeglichen Verkehr gesperrt werden musste. Ab Herbst 1946 wurde sie unter der Leitung von R. Siwiński wiederaufgebaut. Dabei wurden am linken Pylon die Turmhelme sowie die Reliefs von kaiserlichen Kronen entfernt und der rechte Pylon analog wiederhergestellt. Für die Belastungsprobe wurden wieder 24 Straßenbahnwagen mit je 12 t Gewicht sowie eine 15 t schwere Straßenwalze verwandt. Am 05.09.1947 konnte die Brücke wiedereröffnet werden.

In den Jahren 1956, 1982, 1990 und 2005 wurden an der Brücke umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Seit 1976 ist sie als Einzelbaudenkmal eingetragen. Sie ist bis heute die längste Hängebrücke in Polen und die einzige, die regelmäßig von Fahrzeugen befahren werden kann.

Der hundertste Geburtstag der Brücke wurde mit einem großen Feuerwerk gefeiert.