Haitianische Revolution

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Als Haitianische Revolution werden der Sklavenaufstand in der französischen Kolonie Saint-Domingue von 1791 und die nachfolgenden Ereignisse bezeichnet. Sie führte am 1. Januar 1804 zur Umwandlung der Kolonie in den Staat Haiti – den ersten unabhängigen Staat in Lateinamerika und den ersten, der durch ehemalige Sklaven geformt wurde.

Saint Domingue: Die Situation vor 1790[Bearbeiten]

Das heutige Haiti war bis Ende 1803 die französische Kolonie Saint-Domingue. Sie wurde im frühen 17. Jahrhundert zunächst von Freibeutern besiedelt. Ab 1670 begann der Anbau von Tabak, später von Indigo, Kaffee, Kakao und Baumwolle.

Um 1700 begann der Anbau von Zuckerrohr. 1704 gab es bereits über 100 Plantagen, 1791 waren es etwa 1.000. Dieser Anstieg verlangte nach immer mehr Arbeitskräften. Bis 1776 wurden insgesamt 800.000 Sklaven in Afrika gefangen und in die Region deportiert. Viele starben schon beim Transport über den Atlantik oder begingen Suizid. Andere starben an Überarbeitung, Unterernährung, an Krankheiten oder durch Bestrafung der Plantagenbesitzer. Auf Saint Domingue starb in den ersten drei bis acht Jahren die Hälfte der Sklaven. Aus diesem Grund mussten immer wieder neue Sklaven nach Saint Domingue verschleppt werden. Zwei Drittel in Afrika geboren die anderen auf Saint Domingue.

1789 lebten etwa 600.000 Menschen auf Saint Domingue. Die schwarzen Sklaven machten 90 Prozent dieser Bevölkerung aus. Dazu kamen etwa 40.000 Weiße. Diese spalteten sich in zwei Gruppen, die „grands blancs“ und die „petits blancs“. Erstere bildeten die Oberschicht. Sie waren die Plantagenbesitzer, Händler und Bürokraten. An der Spitze der Verwaltung stand der Gouverneur als Repräsentant des französischen Königs. Die „petits blancs“ arbeiteten als Plantagenverwalter und -aufseher, als Ladenbesitzer, Händler und Handwerker in den Städten.

Die unterste Schicht der freien Bürger der kolonialen Gesellschaft bildeten die 30.000 freien Schwarzen oder People of Color. Letztere waren häufig Kinder von Franzosen und schwarzen Sklavinnen. Sie bildeten eine Schicht zwischen den Weißen und den Sklaven. Auf Grund der mutmaßlichen Verwandtschaft mit einem wohlhabenden Plantagenbesitzer und dem damit verbundenen Reichtum zogen sie den Neid und den Hass der „petits blancs“ auf sich. Ausdruck dieser Abneigung waren extreme Restriktionen gegen die freien Schwarzen. Sie durften sich nicht mit Weißen an einen Tisch setzen und nach 21 Uhr auf offener Straße aufhalten. Sie durften auch nicht nach Frankreich einreisen.

Die Benachteiligung des überwiegenden Teils der Bevölkerung führte zu Spannungen zwischen den sozialen Schichten. So kam es schon vor 1790 häufig zu Sklavenrevolten, die aber immer niedergeschlagen wurden.

Die Spannungen erreichten eine neue Dimension im Zuge der Französischen Revolution. Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 wurde auch in den fernen Kolonien Frankreichs bekannt und war mit der Benachteiligung einzelner Gesellschaftsschichten und dem System der Sklaverei auf Saint Domingue unvereinbar. Vor allem die freien Schwarzen sahen hier ihre Chance auf sozialen Aufstieg.

Die Französische Revolution stellte die Pflanzer in Saint-Domingue vor die Frage, ob sie in den Generalständen repräsentiert werden sollten. Im Juni 1789 trafen Vertreter der Pflanzer in Frankreich ein. Damals konnten sie die folgende Entwicklung noch nicht abschätzen. Anfänglich war unklar, zu welchem der drei Stände sie gehören würden, sie fanden sich dann aber im dritten Stand ein und nahmen auch am Ballhausschwur teil. Die Frage der Repräsentation Saint-Domingues war damit nicht gelöst. Ein Streitpunkt war die Frage, wie viele Delegierte Saint-Domingue entsenden durfte. Die Pflanzer argumentierten, dass Saint-Domingue sehr reich war und außerdem bevölkerungsreich. Dem wurde entgegengehalten, dass der Großteil der Bevölkerung aus Sklaven bestand. Auch befanden sich in den Generalständen Gegner der Sklaverei. Saint-Domingue wurden am Ende dieses Prozesses sechs Delegierte zugestanden. Hiergegen wandte sich eine Gruppe Pflanzer im Club Massiac und forderte die Autonomie der Kolonie. Im Gefolge der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte veröffentlichte die Société des Amis des Noirs Pamphlete, in denen zur Befreiung der Sklaven aufgerufen wurde.

Die aus dem dritten Stand hervorgegangene Nationalversammlung entschied, in den Kolonien eine lokale Versammlung der Bürger abzuhalten, ließ allerdings offen, ob freie Schwarze und Farbige Bürger waren. Die Niederschlagung des im Anschluss hieran erfolgten Aufstandes des freien Farbigen Vincent Oge führte in Frankreich zu einer gegen die Kolonisten gerichteten Stimmung. Die Nationalversammlung entschied daraufhin im Mai 1791, allen freien Schwarzen und Farbigen das Bürgerrecht zu gewähren. Daraufhin verließen die Delegierten der Kolonisten Frankreich im Protest.

Quellen[Bearbeiten]