Katholische Aufklärung

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Katholische Aufklärung bezeichnet zunächst ganz allgemein die spezifische Ausprägung der Aufklärungsepoche in katholischen Ländern. Im engeren Sinne ist damit aber auch eine von katholischen Autoren, Wissenschaftlern, Klerikern und Fürsten getragene Strömung gemeint, die sich im Sinne der Aufklärung für einen vernunftbestimmten Fortschritt und gegen überkommene Strukturen einsetzte.

Herrscher, die vom aufgeklärten Absolutismus geprägt waren, ordneten in ihren Territorien die klerikalen Machtstrukturen neu und führten in verschiedenen kirchlichen und weltlichen Bereichen Reformen durch. Innerkirchlich wandte man sich gegen die Allmacht des Papstes (Febronianismus), dezimierte und erneuerte katholische Gemeinschaften wie Klöster und Stifte. Kleriker vermittelten ein Religionsverständnis, das jenseits des Volksglaubens eine individuelle Religiosität unter dem Einfluss des Jansenismus und der protestantischen Aufklärungstheologie hervorbrachte. Das staatliche elementare und höhere Bildungswesen wurde neu geordnet. In der Jurisprudenz wurden Versuche unternommen, Folter und Hexenprozesse abzuschaffen. In der staatlichen Administration bediente man sich der Kameralistik. Einige katholische Theologen, Lehrende und Fürsten bezogen sich auf Toleranz gegenüber der Zensur absolutistischer und klerikaler Machtzentren. Literatur und Publizistik entwickelten sich im Geist einer gemäßigten Aufklärung. Leitidee war insbesondere der auf Kaiser Joseph II. zurückgehende Josephinismus. Erste Ansätze der katholischen Aufklärung gehen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Ihr Ende ist schwer zu datieren, liegt aber Anfang des 19. Jahrhunderts, als zunächst 1803 die Säkularisation der geistlichen Fürstentümer zur Einführung weiterer Aufklärungsprojekte beitrug. Wendepunkte waren das Aufkommen der katholischen Romantik und die Wiederzulassung des Jesuitenordens 1814.