Mecklenburgische Seenplatte

Aus Twilight-Line Medien

Die Mecklenburgische Seenplatte oder auch Mecklenburger Seenplatte ist eine seenreiche Jungmoränenlandschaft im Nordosten Deutschlands, die sich in einem nach Südosten gebogenen, rund 240 km langen und nur um 30 km breiten Streifen vom Ostrand Lübecks über Schwerin, das Großseengebiet um die Müritz und das Kleinseengebiet um Neustrelitz bis Eberswalde zieht.

Nicht synonym ist der Name Mecklenburger Seenland, der meistens die gesamte seenreiche Landschaft mit Zentrum in Mecklenburg meint und irreführenderweise oftmals mit dem bekannteren Namen der Seenplatte beworben wird. Das Seenland besteht in der Hauptsache aus der Mecklenburger Seenplatte und dem geomorphologisch etwas anderen, sich nördlich anschließenden und ebenfalls seenreichen Rückland der Mecklenburger Seenplatte. Das Mecklenburger Seenland gehört neben der Masurischen Seenplatte und der Pommerschen Seenplatte zu den drei großen Seengebieten südlich der Ostsee.

Naturräumlich ist die Mecklenburgische Seenplatte eine Großregion 3. Ordnung und bildet zusammen mit ihrem Rückland nebst Abdachungen nach Nordosten bis kurz vor die Ostseeküste sowie ihrer nordwestlichen Fortsetzung, dem Schleswig-Holsteinischen Hügelland, die Großregion 2. Ordnung Nord(ost)deutsche Seenplatte der Großregion 1. Ordnung Norddeutsches Tiefland.

Lage[Bearbeiten]

Die Mecklenburgische Seenplatte liegt im zentralen und südlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Landesteil Mecklenburg. Im Südosten geht das Seengebiet über die Landesgrenze zu Brandenburg hinaus. Deswegen wird manchmal auch die Bezeichnung Mecklenburgisch-Brandenburgische Seenplatte verwendet. Im Nordwesten liegen kleine Teile in Schleswig-Holstein.

In der Seenplatte liegen, von Nordwest nach Südost, die (z. T. ehemaligen) Kreisstädte Ratzeburg (Schleswig-Holstein), Grevesmühlen, Gadebusch, Schwerin, Sternberg, Lübz (in südlicher Randlage), Waren, Röbel, Neustrelitz (alle Mecklenburg-Vorpommern), Templin und, am äußersten Südostrand, Eberswalde (letztgenannte in Brandenburg).

Ebenfalls seenreich ist das Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte mit (wieder von Nordwest nach Südost) Bützow, Güstrow, Teterow, Malchin, Altentreptow, Neubrandenburg, Strasburg, Pasewalk (Nordrand) sowie auf brandenburgischer Seite Prenzlau und Angermünde, das sich nach Nordosten anschließt. Dieses Gebiet ist jedoch nicht Teil der Seenplatte und bildet eine eigene Großregion 3. Ordnung.

Entstehung und Abgrenzung[Bearbeiten]

Die Seenplatte ist Teil des Nördlichen Landrückens. Sie geht zurück auf ein riesiges glaziales Gebiet und ist im Verlauf der Weichsel-Kaltzeit vor etwa 20.000 bis 17.000 Jahren im Rücklaufen des Inlandeises sowie danach in den Urstromtälern und Sandern des Pommerschen Stadiums entstanden.

Im sogenannten Frankfurter Stadium, etwa um das Jahr 18.000 v. Chr., lag die heutige Mecklenburgische Seenplatte im südwestlichsten Teil des Zungenbeckens, das die Ostseegletscher bildeten. Ihre Südwestgrenze ist die heute noch im Relief erkennbare Endmoräne jenes Stadiums. Etwa um 15.000 v. Chr., im Pommern-Stadium, hatte sich das Gletschereis um rund 30 km nach Nordosten zurückgezogen, so dass sich im Gebiet der heutigen Seenplatte Sander und Urstromtäler ausbildeten. Das Eis schüttete nicht nur die Endmoränen auf und stauchte sie, sondern es formte beim Tieftauen auch Hohlformen, auf denen sich Seen bildeten. Das abfließende Schmelzwasser formte, teils schon unter dem Eis, Rinnen, auf denen heute viele der Seenketten liegen.

Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung ist der Höhenzug, der sich von Chorin nordöstlich Eberswaldes über die Rosenberge (145.8 m bei Feldberg, den Keulenberg (137.7 m) nordöstlich von Neustrelitz, die Kalkberge 128 m nordwestlich von Waren und bis nördlich Sternberg nach Nordwesten zieht, um in einem Halbkreis im Gegenuhrzeigersinn, zunächst nach Norden und vorbei an der Hohe Burg (147.4 m) Neukloster nördlich zu umrahmen und schließlich die Wismarbucht im Gegenuhrzeigersinn, vorbei am Heideberg (112.7 m) östlich Grevesmühlens, im Klützer Winkel mit dem Hohen Schönberg (90 m) das Ostseeküstengebiet zu treffen. Diese Endmoräne bildet die scharfe Nordostgrenze der Seenplatte. Ob das Dassower Becken westlich des Klützer Winkels und nordöstlich von Dassower See und Untertrave noch zur Seenplatte gehört oder den westlichsten Teil des Mecklenburgisch-Vorpommerschen Küstengebietes („Ostseeküstenland“) darstellt, ist Interpretationssache.

Unmittelbar nordöstlich der Endmoräne schließt sich das noch etwas „jüngere“ Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte an. Dieses hat insgesamt ein belebtes Relief und höhere Extremhöhen, liegt aber in der Summe und insbesondere in den Niederungen tiefer als die Platte selber.

Historische Entwicklung des Begriffs[Bearbeiten]

Der Begriff Mecklenburgische Seenplatte ist mindestens seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts belegt.

Zitat
bildet sie hüglige und wellige Flächen von 2–400 Höhe, mit bis zu 600 aufsteigenden Gipfeln (der Helpter Berg), und heißt mecklenburgische Seenplatte… - Carl Holl, Geographische Heimatskunde von Württemberg und Deutschland


Eine Reihe von älteren Quellen setzen den Begriff „Mecklenburgische Seenplatte“ mit dem Mecklenburger Landrücken gleich. Die Seenplatte erstreckt sich danach zwischen Lübeck und der Oder über ein relativ breites Gebiet von etwa 100 Kilometer Breite.

Zitat
An den Holsteinischen Rücken schließt sich an der Lübecker Bucht der an Seen [...] überaus reiche Mecklenburger Rücken oder Mecklenburger Seenplatte an, in einer mittleren Breite von 15 M nach S.O fortschreitend, bis er zwischen Oderberg und dem Papenwasser das Oderthal berührt. - Gustav Adolf von Klöden, Handbuch für Erdkunde,

Während ein Eintrag im Brockhaus die Hohe Burg bei Neukloster als höchste Erhebung nennt,

Zitat
Das vorherrschend flache Land durchzieht von Südosten nach Nordwesten ein niedriger und breiter Landrücken (Mecklenburger Seenplatte) mit einzelnen Seitenverzweigungen, der bis zu 140 m aufsteigt (Hohe Burg nordöstlich Warin 144 m) und die Wasserscheide zwischen Ostsee und Elbe bildet. - Brockhaus, 14. Auflage 1894–1896, Stichwort Mecklenburg(-Schwerin)

verweisen neben den oben genannten eine Vielzahl weiterer Quellen dagegen auf Helpter und Ruhner Berge als höchste Erhebungen der Seenplatte.

Erst seit etwa Ende der 1920er Jahre wird der Begriff "Mecklenburgische Seenplatte" speziell auf den etwa 30 km inneren Streifen des Landrückens zwischen den beiden Endmoränenzügen beschränkt.

Zitat
Der Bodengestalt nach zerfällt unser Gebiet in zwei Teile: Den Südwesten erfüllt der mecklenburg-strelitzsche Anteil an der Seenplatte, den Nordosten die baltische Vorstufe. Die Grenze zwischen diesen beiden Landschaften verläuft in einem flachen nach Nordosten offenen Bogen aus der Gegend südlich des Tollense-Sees bis nach Feldberg-Carwitz. - Hans Schubert, Ein Beitrag zur Siedlungsgeographie von Mecklenburg-Strelitz

Eine exakte Abgrenzung der Seenplatte von Nachbarlandschaften wurde 1954 in der ersten Kartierung des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands versucht. In dieser Grenzziehung gehörte nicht nur die komplette Pommersche Endmoräne, sondern teils auch nach Nordosten abzweigende Rücken wie die Mecklenburgische Schweiz und das hoch gelegene Feldberg-Fürstenwerderer Seengebiet (Carwitzer See, Breiter Luzin, Großer See, etwas westlich davon auch Rödliner See und Wanzkaer See) – nicht jedoch Helpter und Brohmer Berge – zur Landschaft; ebenso höhere Gebiete in der Uckermark mit dem Kuhzer See, dem Grimnitzsee und sogar dem Wolletzsee. Dafür gehörten Schorfheide, Britzer Platte (mit dem Werbellinsee) und Eberswalder Tal nicht zur Platte. Der Begriff „Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte“ für den Teil des Landrückens nördlich der Pommerschen Endmoräne wurde ebenfalls in den 1950er Jahren eingeführt.

Die heute übliche genaue Abgrenzung über die Endmoränen war dann 1960 kartiert und der Text dazu erschien 1961 in der 8. Lieferung des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands.