Nacktheit

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Als Nacktheit bezeichnet man die Kleidungslosigkeit von Menschen und die Haar- oder Federlosigkeit von Tieren. Psychologisch bezeichnet man beim Menschen auch die mit der Nacktheit verbundene subjektive Empfindung selbst als Nacktheit oder Blöße im Sinne von schutzlos. Die Empfindung kann je nach Erziehung bzw. nach den Umständen unangenehm (Scham) oder angenehm sein (Gefühl der Freiheit oder Befreiung).

Das subjektive Empfinden von Nacktheit bzw. Blöße kann neben dem Fehlen von Kleidung auch aus dem Fehlen von Haaren oder gewohnheitsmäßig am Körper getragenen Gegenständen wie Schmuckstücken, Perücken oder Schminke resultieren.

Terminologie[Bearbeiten]

Nackt bedeutet zunächst das vollständige Fehlen von Kleidung, Schmuck und Gegenständen am menschlichen Körper. Es kann sich aber auch nur auf das Fehlen der Kleidung beziehen. Nacktheit bezeichnet – davon ausgehend – ein sehr weites Spektrum an Emotionen und Befindlichkeiten und der Sichtbarkeit von Bereichen des Körpers, die üblicherweise aus normativen, hygienischen oder klimatischen o. ä. Ursachen, von Kleidung bedeckt sind. Nacktheit wird also sowohl definiert durch die Abwesenheit als auch die Anwesenheit von Kleidung, Schmuck und Gegenständen. Man kann demnach zunächst zwischen vollständiger Nacktheit (splitter(faser)nackt) und teilweiser Nacktheit (halbnackt) unterscheiden. Nacktheit kann einen nackten Fuß meinen, dessen Sichtbarkeit keinen kulturellen Tabus unterliegt, oder das Entblößen des nackten Hinterns (blank ziehen) in der Öffentlichkeit. Auch ein Kiltträger kann, wenn er auf Unterwäsche verzichtet, trotz oberflächlicher Bekleidung, als unter dem Schottenrock nackt bezeichnet werden.

Nacktheit hat neben dem reinen Fehlen üblicher Bekleidung auch semiologische und psychologische Dimensionen. Psychologisch bedeutet Nacktheit zum einen die Empfindung von Schutzlosigkeit durch das Fehlen schützender wärmender Kleidung, zum anderen die Realisierung von diesbezüglicher Freiheit. Das Fehlen zum Beispiel einer Waffe, eines Fingerrings, eines Hutes, oder eines kulturell vorgeprägten Statussymbols, können das Gefühl fehlenden Schutzes und damit von bloßgestellt sein auslösen. Semiologisch meint, dass die Sichtbarkeit von Körperteilen, die üblicherweise von Kleidung bedeckt sind, abhängig von Situation und Ort eine kulturelle Bedeutung haben, also wie ein sprachliches Zeichen funktionieren. Es ist dazu nicht notwendig, dass die Bedeutung der Zeichen bewusst reflektiert wird. Beispiele dafür sind der nackte Protest, der nach Aufmerksamkeit sucht und in der Überwindung der Tabus auf die Wichtigkeit des Anliegens weist; der Flitzer beim Fußballmatch, der Mut und Männlichkeit demonstriert; die Frauen, die in frühislamischer Zeit neben dem Schlachtfeld stehen und ihre Brüste zeigen, um ihren Männern zu erklären, dass sie so nackt und ausgeliefert wie die Sklavinnen sein werden, wenn sie verlören; das Zeigen von Hintern oder Genital beim Anasyrma; der Exhibitionist, der andere Menschen mit seiner Nacktheit verletzen möchte. Der Verzicht auf ein Kopftuch als politisches Statement, das tiefe Decolleté, ein freier Bauch oder ein Minirock kann als sexuelle Provokation, aber auch als „ich bin so frei“ gemeint sein. Auch die Freikörperkultur und die Naturismus-Bewegung können als (organisierte) Befreiung von äußeren Zwängen verstanden werden. Die Bedeutung der Zeichen ist künstlich, unterscheidet sich also von Kultur zu Kultur und unterliegt auch einer zeitlichen Entwicklung. So würde ein Nacktportrait eines italienischen Präsidenten anders interpretiert werden müssen als das Nacktportrait eines römischen Kaisers.

Quellen[Bearbeiten]

  • Nikolaus Himmelmann: Ideale Nacktheit in der griechischen Kunst. De Gruyter, Berlin, New York 1990. ISBN 3-11-012570-6