Operation Ketsu-gō

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Die Operation Ketsu-gō (ketsugō sakusen, deutsch Operation Entscheidung) war der strategische Plan zur Verteidigung der japanischen Heimatinseln gegen jegliche mögliche alliierte Invasion während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg. Durch die japanische Kapitulation und das damit verbundene Ende aller Kampfhandlungen ab Mitte August 1945 kam der Plan nie zur endgültigen Ausführung.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Schon nach der verlorenen Schlacht um die Marianen-Inseln, sowie die Schlacht in der Philippinensee Mitte 1944 wurde vom Oberbefehlshaber der Kombinierten Flotte, Admiral Toyoda Soemu ein vierteiliger Plan zur Verteidigung der japanischen Hauptinseln aufgestellt, die Operation Shō-gō.

Japans Lage hatte sich im Jahr 1945 nicht verbessert. Schon im Oktober 1944 kam es während der See- und Luftschlacht im Golf von Leyte zu einer weitgehenden Vernichtung der japanischen Marine. Die amerikanischen Truppen waren im November 1944 weit genug vorgerückt, um Honshū und damit auch Tokio zu bombardieren, was sie ab Ende des Monats auch taten. Im März 1945 wütete die Schlacht um Iwojima und ab April des Jahres die Schlacht um Okinawa. Zudem kündigte die Sowjetunion am 5. April den sowjetisch-japanischen Neutralitätsvertrag.

Obwohl das Kaiserreich noch immer fast vier Millionen Mann unter Waffen hatte, waren weit über die Hälfte im Wesentlichen in China und der Mandschurei gefangen. Es war ihnen dank der US-Marine, insbesondere deren U-Booten, unmöglich für die Verteidigung der japanischen Heimatinseln verfügbar zu sein. Bis März 1945 hatte der Generalstab einen Entwurf für die Verteidigungsoperationen (kodiert als Ketsu-gō und basierend auf den alten Plänen der Operation Shō-gō) fertiggestellt. Alle Armeen des Heimatgebiets wurden angewiesen, ihre Stabschefs und Schlüsseloffiziere zu entsenden, um den Entwurf informell in Tokio zu prüfen.

Regierungskrise[Bearbeiten]

Die anhaltenden Niederlagen auf dem Schlachtfeld, verbunden mit diplomatischen Rückschlägen, zwangen den amtierenden Premierminister Japans Koiso Kuniaki im April 1945 zum Rücktritt. Die Mitglieder der Friedensfraktion mussten nun als Ersatz jemanden auswählen, der sich ebenso für den Frieden einsetzte wie Koiso, aber auch für die Militärs akzeptabel war. So wurde Admiral Suzuki Kantarō die klare Wahl und sein Kabinett, bestehend aus General Anami Korechika als Heeresminister, Admiral Yonai Mitsumasa als Marineminister und Tōgō Shigenori als Außenminister, würde vom 07.04.1945 bis zur endgültigen Kapitulation regieren.

Premierminister Suzuki war nach seiner Übernahme überzeugt davon, dass Kaiser Hirohito ein Ende der Kämpfe erreichen wollte, aber Suzuki befürwortete weiterhin fortgesetzte Feindseligkeiten, bis der Moment für eine Verhandlungslösung reif war. Diese Entscheidung, so glaubte er, würde auch dazu beitragen sein Kabinett intakt zu halten. Selbst als US-Streitkräfte Okinawa angriffen und B-29 weiterhin Japans Städte bombardierten, hatte sich die strategische Führung in zwei entgegengesetzte Fraktionen gespalten; die Friedens- und die Kriegsfraktion. Die wichtigsten Faktoren, die eine Konfliktbeendigung verhinderten waren das Beharren auf der Bewahrung des Kaisers, der Wunsch, das Gesicht zu wahren und die Angst vor einem Putsch.

Ein wichtiger Verfechter der Friedensfraktion war Lordsiegelbewahrer Kido Kōichi. Er unternahm einen letzten Versuch, direkt an Kaiser Hirohito zu appellieren. Mit seinem „Entwurf von Gegenmaßnahmen zur Bewältigung der Situation“ strebte er einen „ehrenhaften Frieden“ an und warnte zugleich vor der Unvermeidlichkeit massenhafter ziviler Opfer durch alliierte Bombenangriffe und eine zunehmende Hungersnot im folgenden Winter. Der Kaiser war zu diesem Zeitpunkt Kidos Plan nicht abgeneigt, diplomatische Bemühungen einer Entscheidungsschlacht vorzuziehen. Die Oppositionsfraktion, bestehend aus Heeresminister Anami Korechika und den Chefs der Armee und Marine, glaubte jedoch, dass Japan günstigere Bedingungen erreichen könne, wenn ihre Militärdienste das Festland gegen eine Invasion verteidigen und den US-Streitkräften schwere Verluste zufügen würden.

Die Potsdamer Erklärung[Bearbeiten]

Die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz und deren Veröffentlichung in der Potsdamer Erklärung am 26. Juli hatte eine starke Auswirkung auf die beiden politischen Fraktionen in Japan. Die Friedensfraktion befürchteten, dass eine Ablehnung der Bedingungen sehr schwerwiegende Folgen haben würde, während die Kriegsfraktion dies als Annahme einer bedingungslosen Kapitulation auslegten, was sie rigoros ablehnten. Diese gespaltene Haltung führte dazu, dass der Status quo in Bezug auf die anhaltenden Feindseligkeiten beibehalten wurde. Zugleich wurde an der falschen Hoffnung festgehalten, entweder einen Durchbruch in der Vermittlung durch die Sowjetunion zu erreichen, oder einen militärischen Erfolg zu erringen, der die Vereinigten Staaten zu Verhandlungen zwingen würde. Daher kam es zu einer offiziellen Ablehnung der Potsdamer Erklärung durch die japanische Regierung und die Vorbereitungen gegen eine alliierte Invasion wurden unbeirrt fortgesetzt.