Rabbinisches Judentum

Aus Twilight-Line Medien

Das rabbinische Judentum oder auch Rabbinische Zeit war eine rabbinische Strömung, die sich nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.) zur Hauptströmung des Judentums entwickelte und ab ca. 200 n. Chr. maßgeblich Ritus und Theologie prägte.

Kennzeichnend für diese Bewegung ist zum einen die Anerkennung der Autorität weniger Rabbiner als maßgeblich für die Auslegung der heiligen Schriften und zum anderen die nach der Zerstörung des Tempels notwendige neue Kultordnung, die nicht mehr in der Opferung von Tieren, sondern im Feiern von Gebetsgottesdiensten besteht. Mit dem 11. Jahrhundert war die Verständigung über Inhalte und Umfang der Schriftkorpora grundsätzlich abgeschlossen und damit der Grundstein des gelebten Judentums gelegt.

Die Zeit der Konsolidierung[Bearbeiten]

Die Zerstörung des zweiten Tempels im Jahr 70 war ein tiefgreifender Einschnitt in die jüdische Geschichte, so dass an dieser Stelle, trotz der nicht sofort sichtbaren Änderungen innerhalb des Judentums, die Geschichte des rabbinischen Judentums sowohl in der Selbst- als auch in der Fremddarstellung beginnt. Die Zerstörung bewirkte zwei Dinge, die eine Neuorientierung des Judentums notwendig machten: Zum einen wurde der bis dahin vorhandene Zentralpunkt des Kults zerstört und damit auf der einen Seite die Legitimation bestimmter Gruppen, beispielsweise der bisherigen Priester oder der Sadduzäer, und auf der anderen Seite auch eine Neuordnung des kultischen Lebens notwendig. Bis in das Jahr 70 war der gesamte Kult des Judentums, legitimiert durch die alttestamentliche Theologie, auf den Tempel und auf Jerusalem ausgerichtet. Die zweite maßgebliche Änderung betrifft die politische Ebene: Zwar war schon nach dem Tod des Herodes die Verwaltung von Judäa von Rom aus organisiert worden. Nach der Niederlage wurde jedoch Jerusalem, im Gegensatz zu Caesarea Maritima, nun Haupttruppenstützpunkt der römischen Truppen. Hinzu kam, dass im Krieg etwa ein Drittel aller Juden (ca. 1,1 Millionen) getötet worden waren und darüber hinaus der gesamte Landbesitz der Juden an Rom überging. Die rabbinische Tradition schreibt Jochanan ben Sakkai die Initiierung der nun eintretenden Neuorientierung zu.