Radium

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Radium (von lat. radius ‚Strahl‘, wegen seiner Radioaktivität, wie auch Radon) ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Ra und der Ordnungszahl 88. Im Periodensystem steht es in der 2. Hauptgruppe, bzw. der 2. IUPAC-Gruppe und zählt damit zu den Erdalkalimetallen.

Geschichte[Bearbeiten]

Radium wurde am 21.12.1898 in Frankreich von der polnischen Physikerin Marie Curie und ihrem Ehemann, dem französischen Physiker Pierre Curie, in der Pechblende aus dem böhmischen St. Joachimsthal entdeckt. Wegweisend war dabei der Befund, dass gereinigtes Uran (als Metallsalz) nur einen geringen Bruchteil der Radioaktivität des ursprünglichen Uranerzes aufwies. Stattdessen fand sich der größte Teil der Radioaktivität des Erzes in der Bariumsulfat-Fällung wieder. Für das abgetrennte Element wurde dann die ausgeprägte Strahlungseigenschaft zur Namensgebung herangezogen. Die Curies mussten über eine Tonne Erz verarbeiten, um eine wägbare Menge Radium zu gewinnen. Auch später, als Radium für allerlei (größtenteils wissenschaftlich nicht haltbare) medizinische Anwendungen oder als „selbstleuchtendes“ Material Verwendung fand, Uran aber wenig Anwendungen hatte (die Kernspaltung wurde erst 1938/39 entdeckt), wurde tonnenweise Erz verarbeitet, um geringe Mengen Radium zu gewinnen – Uran war dabei zunächst „Abfall“ und entsprechend billig verfügbar.

Gefährlichkeit von Radium für Menschen Radiumverbindungen galten zunächst als relativ harmlos oder gar gesundheitsfördernd und wurden in den Vereinigten Staaten und Europa als Medikament gegen eine Vielzahl von Leiden beworben (z. B. als Krebsmittel) oder als Zusatz in Produkten verarbeitet, die im Dunkeln leuchteten. Die Verarbeitung geschah ohne jegliche Schutzvorkehrungen. Noch bis Mitte der 1930er Jahre wurden Kosmetika und Genussmittel beworben, die Radium enthielten.

Nach der Gründung des Radiumbades Sankt Joachimsthal in Böhmen 1906 kam es unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg aufgrund einer vermuteten Heilwirkung von Radium zu einem Aufblühen der Radiumbäder in Deutschland. Während bereits vor dem Krieg Bad Kreuznach damit warb, stärkstes Radiumsolbad zu sein, war es nach dem Krieg – neben St. Joachimsthal und Oberschlema – vor allem Bad Brambach. Letztere beiden Orte behaupteten von sich, stärkstes Radium- bzw. Radiummineralbad der Welt zu sein, wobei zu beachten ist, dass in den Heilquellen vor allem Radon, Radium hingegen nur in geringen Spuren vorkam. Korrekterweise hätten sich diese Bäder Radonbad nennen müssen.

In den 1920er Jahren erkannte man die gesundheitsschädliche Wirkung von Radium, als sehr viele der als Radium Girls bezeichneten Zifferblattmalerinnen in Orange (New Jersey) durch die ionisierende Strahlung der selbstleuchtenden Zifferblatt-Farbe Krebstumoren an Zunge und Lippen bekamen, weil sie mit dem Mund ihre Pinsel spitzten. Der New Yorker Zahnarzt Theodor Blum veröffentlichte 1924 einen Artikel über das Krankheitsbild des Radiumkiefers (engl. radium jaw). Er schrieb die Erkrankung zunächst der Giftigkeit des Phosphors zu. Harrison Martland, Pathologe in New Jersey, war es schließlich, der 1925 eine Studie begann, in deren Ergebnis die Ursache richtigerweise dem Radium zugeschrieben wurde.

Bis 1931 wurde mit Radium versetztes Wasser namens Radithor in kleinen Flaschen zum Trinken verkauft. Spätestens mit dem Tod des Stahlmagnaten Eben Byers im Jahre 1932, der von 1928 bis 1930 täglich zwei Flaschen Radithor zu sich genommen hatte, stand unumstritten fest, dass Radium schwerste Gesundheitsschäden hervorrufen kann.

Ab 1905 begannen Paul Oudin und Fernand Verchère (1854–1940) mit Versuchen, Gebärmuttertumoren und andere gynäkologische Erkrankungen mit Radium zu behandeln. Obwohl Radium als Alphastrahler durchaus tatsächliche medizinische Anwendungen in der Radiotherapie hätte, ist aufgrund der Schwierigkeiten bei seiner Gewinnung und der zumeist unerwünschten Eigenschaft, sich als Erdalkalimetall in den Knochen einzulagern (analog zu Calcium oder dem ebenfalls radioaktiven Strontium-90), Radium heutzutage praktisch nicht mehr medizinisch in Verwendung. Auch ist die lange physikalische Halbwertszeit von Radium-226, verbunden mit der relativ hohen biologischen Halbwertszeit, nachteilig, da die negativen Effekte der Verbringung dieses Nuklids in den Körper dadurch üblicherweise länger anhalten als die Radiotherapie als solche. Stattdessen kommen andere Radionuklide zum Einsatz, welche zumeist in Teilchenbeschleunigern oder Kernspaltungsreaktoren (sowohl Forschungsreaktoren als auch solche, die hauptsächlich der Stromerzeugung dienen) gewonnen werden.

Quellen[Bearbeiten]

  • Schwankner et al. (1992) Die Frühgeschichte des Radiums – Teil I. Die Geowissenschaften; 10, 6; S. 160–167