Tatra 77

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Der Tatra 77 ist ein Pkw der Oberklasse mit luftgekühltem Achtzylinder-V-Motor des tschechoslowakischen Herstellers Tatra. Er wurde von 1934 bis 1938 in zwei Serien hergestellt und war eines der ersten in Serie gefertigten Automobile, deren Karosserie nach den Erkenntnissen der Aerodynamik konstruiert und in einem Windkanal getestet wurde. Die Luftwiderstandsbeiwerte cw waren damals für Kraftfahrzeuge sehr gering. Nachfolger war der ab 1936 zwei Jahre lang parallel gebaute, wesentlich modernere und schnellere Typ 87.

Geschichte[Bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Im Jahre 1931 begann bei Tatra, nach Versuchen mit dem kleinen Prototyp eines Heckmotorautos V 570, unter großer Geheimhaltung die Entwicklung von neuen, großen und luxuriösen Pkw mit geringem Luftwiderstand. Dazu erhielt die zweite Version des V 570 1933 eine erste, bedingt strömungsgünstige Karosserie, an der sich die weiteren Arbeiten orientierten. Der Prototyp des Typs 77 war nach dem Rumpler-Tropfenwagen von 1921 das nächste Auto, von dem ein Modell im Windkanal getestet wurde; vorher war die Form von Flugzeugen und Luftschiffen im Windkanal verbessert worden. Die geistigen Väter des Typs 77 und einer Reihe weiterer Tatra-Pkw gleicher Konzeption waren Hans Ledwinka als Chefkonstrukteur des Hauses für die Technik und Ingenieur Erich Übelacker (1899–1977) für die Stromlinienkarosserie. Die Gestaltung der Karosserie basiert dabei maßgeblich auf Ideen und Erkenntnissen des österreichischen Ingenieurs und Aerodynamikers Paul Jaray.

Das erste serienmäßige Auto, das konsequent in Stromlinienform gebaut worden ist, ist der Rumpler-Tropfenwagen von 1921 mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,28. Auch dieser Wagen wurde im Windkanal der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA) in Göttingen optimiert

Typ 77[Bearbeiten]

Der Tatra 77 wurde am 4. März 1934 auf dem Prager Automobilsalon der Öffentlichkeit vorgestellt. Im gleichen Monat lief die Produktion an. Es war das erste serienmäßig produzierte stromlinienförmige Automobil der Welt und sein Erscheinen auf dem Automarkt war eine Sensation. Da das Auto niedrig und der Wagenboden möglichst glatt sein sollte, wurde der Motor im Heck angeordnet, wodurch der bei konventioneller Bauweise übliche Kardantunnel mit der Auspuffleitung entfallen konnte. Das für Tatra typische zentrale Tragrohr wurde beibehalten. Charakteristisch war die vertikale hintere Mittelflosse, die zur Verbesserung des Geradeauslaufs die Auswirkungen von Seitenwind auf den leichten Vorderwagen ausgleichen sollte. Angetrieben wurde der T 77 von einem luftgekühlten V8-Motor im Heck mit 2969 cm³ Hubraum (75 mm Bohrung, 84 mm Hub), einer Verdichtung von 5,3 : 1 und einer Leistung von 60 PS (44 kW) bei 3500/min. Die Ventile wurden von einer hoch eingebauten zentralen Nockenwelle über lange Kipphebel nach Art einer Walking-Beam-Steuerung betätigt. Über ein teilsynchronisiertes Vierganggetriebe wurde die Kraft auf die Hinterräder übertragen. Gehäuseteile von Motor und Getriebe bestanden aus einer Magnesiumlegierung. „Der Brennstoff ist in zwei getrennt durch Dreiwegehahn schaltbaren Tanks weit außerhalb des Bereichs von Motor und Auspuffgasen in der Wagenmitte unter den Vordersitzen angebracht und diese sind von einer Stelle außerhalb des Fahrgastraumes zu füllen.“ Alle Räder waren einzeln aufgehängt, vorn an doppelten Dreieckslenkern, hinten an einer Pendelachse. Beide Achsen hatten Querblattfedern. Vorne und hinten gab es hydraulisch betätigte Trommelbremsen. „Hinter den Rücksitzen über dem Getriebe des Maschinenaggregates ist ein überaus geräumiger Kofferraum im Wageninnern vorgesehen. Der Führer sitzt in der Mitte des Wagens. Zwei weitere Vordersitze befinden sich etwas versetzt hinter dem Zentralen-Führersitz.“ Bis 1935 wurden 101 Stück dieser Autos gebaut.