Tempelberg

Aus Twilight-Line Medien

Der Tempelberg (Har ha-Bajit, Berg des Hauses [Gottes], arab. al-haram asch-scharif, das edle Heiligtum) ist ein Hügel im Südosten des UNESCO-Welterbes Altstadt von Jerusalem, oberhalb des Kidrontales. Auf seinem Gipfel befindet sich ein etwa 14 ha großes künstliches Plateau, in dessen Mitte der Herodianische Tempel stand, ein Nachfolgebau des nachexilischen jüdischen Tempels, der wiederum auf den Fundamenten des salomonischen Tempels errichtet wurde. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr steht hier der Felsendom. Auf der südlichen Seite der Esplanade befindet sich die al-Aqsā-Moschee. Der Tempelberg ist einer der umstrittensten heiligen Orte der Welt.

Namen[Bearbeiten]

Biblischer Tempelberg[Bearbeiten]

In der Hebräischen Bibel gibt es mehrere Bezeichnungen, die von der Tradition mit dem Tempelberg gleichgesetzt wurden:

  • Berg des Hauses (Gottes), hebr. har habait, ist die hebräische Bezeichnung, die mit „Tempelberg“ übersetzt wird. Innerhalb der Hebräischen Bibel begegnet die Formulierung als Kurzform von „Berg des Hauses JHWHs“
  • Berg Zion. Ursprünglich Name des Südosthügels (=Davidsstadt), wurde Zion teils zum Namen für den Nordosthügel (=Tempelberg), teils für die Stadt Jerusalem insgesamt und ist innerhalb der Hebräischen Bibel die theologisch gefüllte Bezeichnung des Tempelbergs. Die Bezeichnung Zion wanderte in byzantinischer Zeit auf den Südwesthügel.
  • Morija (bekannt auch in der Schreibweise: Moriah): a) Das „Land Morija“ (æræṣ hammorijjāh) ist Schauplatz der Erzählung von Isaaks Bindung; b) der „Berg Morija“ (har hammôrijjāh) Ort des Salomonischen Tempelbaus. Interessant ist hierbei, dass die antiken jüdischen Übersetzer ins Griechische (Septuaginta) beide Stellen verschieden behandelten: Gen 22,2 „das hohe Land“ und 2 Chr 3,1 „Berg des Amoria.“ Dagegen hat Flavius Josephus den Namen transkribiert als gr. Mōriōn. Die Beziehung der beiden Morija-Texte im Buch Genesis und in der Chronik zueinander ist ungeklärt; einige Exegeten (z. B. Hermann Gunkel, Claus Westermann) vermuteten, dass Morija sekundär in den Text von Gen 22 eingefügt wurde, um die Erzählung von der Bindung Isaaks mit dem Jerusalemer Tempelberg in Beziehung zu setzen. Detlef Jericke fasst die Sicht heutiger historisch-kritischer Bibelwissenschaft zusammen: Es sei „nicht zu erweisen, dass Morija in alttestamentlicher Zeit ein Orts- oder Geländename war. Vielmehr ist davon auszugehen, dass es sich um eine literarische Bildung handelt.“ Die Identifikation von Morija mit dem Tempelberg steht aber seit frühjüdischer Zeit (siehe: Josephus) fest und wird auch von den Midraschim und Targumim vorausgesetzt.

Wie Yaron Eliav und Rachel Elior herausgearbeitet haben, wurde der Begriff Tempelberg erst üblich, nachdem der Tempel 70 n. Chr. von römischen Soldaten zerstört worden war.

Quellen[Bearbeiten]

  • Heribert Busse, Georg Kretschmar: Jerusalemer Heiligtumstraditionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02694-4.