Waffen-SS

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Waffen-SS war ab Ende 1939 die Bezeichnung für die schon früher aufgestellten militärischen Verbände der nationalsozialistischen Parteitruppe SS. Ab Mitte 1940 war sie organisatorisch eigenständig und unterstand dem direkten Oberbefehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Ihr gehörten sowohl Kampfverbände als auch die Wachmannschaften der Konzentrationslager an, die Wachmannschaften wurden jedoch ausschließlich von den Totenkopf-Wachsturmbannen und den SS-Totenkopfstandarten gestellt. Letztere wurden 1941 in die Waffen-SS überführt, wobei die meisten Standarten als reguläre SS-Infanterie-Regimenter in SS-Divisionen eingegliedert wurden. Nur noch den drei Regimentern der späteren 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“ und den Wachverbänden der Konzentrationslager war es erlaubt, den Kragenspiegel mit dem Totenkopf zu tragen. Es gab einen regen Personalaustausch zwischen den die KZ bewachenden Totenkopfverbänden, der „Totenkopf“-Division und weiteren Verbänden der Waffen-SS.

Ihre Kampfverbände wurden im Zweiten Weltkrieg dem Oberbefehl der Wehrmacht unterstellt, kämpften an der Front und wurden zur Sicherung der okkupierten Gebiete gegen Widerstandskämpfer eingesetzt. Aufgrund ihrer Beteiligung am Holocaust, am Porajmos und an zahlreichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die zivile Bevölkerung wurde sie 1946 vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt. In der Bundesrepublik Deutschland sind die Verbreitung von Propagandamaterial und die Verwendung von Kennzeichen der SS strafbar (§§ 86 und 86a StGB).

Überblick[Bearbeiten]

Die Waffen-SS entstand im Dezember 1939 nach dem Überfall auf Polen aus der Zusammenführung von SS-Verfügungsdivision, SS-Division Totenkopf und SS-Totenkopfverbänden. Nach Anwerbung von Freiwilligen konnte sie zu einer selbstständigen militärischen Organisation ausgebaut werden, die insgesamt bis zu 914.000 Mitglieder (die allerdings nicht zur selben Zeit Dienst taten, sondern die sich im Verlaufe des Krieges freiwillig meldeten oder eingezogen wurden), im Juni 1944 noch etwa 600.000 Mitglieder hatte. Sie bestand zunächst überwiegend aus Freiwilligen, ab 1942 auch aus unter Zwang rekrutierten Soldaten. Ab 1941 warb die Waffen-SS zunehmend ausländische Freiwillige an, „Volksdeutsche“ in besetzten Gebieten wurden zwangsweise eingezogen. Ab 1944 betrug der Anteil der „Fremdländischen“ mehr als die Hälfte. Die Führung und Verantwortung lag jedoch immer beim SS-Personal.

Einheiten der Waffen-SS wurden an der Front und zur Sicherung besetzter Gebiete eingesetzt und waren für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich, zum Beispiel in Oradour-sur-Glane und Sant’Anna di Stazzema. Angehörige der Waffen-SS waren unter dem Deckmantel der „Partisanenbekämpfung“, als bewaffnete Ausführende der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD sowie mit ihren Totenkopfverbänden und zwei Brigaden auch direkt am Holocaust beteiligt. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler, an dem Offiziere der Wehrmacht maßgeblich beteiligt waren, wurden der Waffen-SS weitere bis dahin der Wehrmacht zustehende Kompetenzen übertragen; so erhielt Himmler den Befehl über das Ersatzheer und die Abwehr.

Die NS-Propaganda stellte die Waffen-SS als Elitetruppe mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit dar. Sie tat sich aber vor allem durch besondere Härte und Grausamkeit, insbesondere gegen die Zivilbevölkerung, hervor. Mit der SS wurde die Waffen-SS im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 als verbrecherische Organisation verboten. In Österreich wurde darüber hinaus ein Werbungs- und Propagandaverbot erlassen.

Ab 1951 organisierten sich bis zu 250.000 westdeutsche Veteranen der Waffen-SS in der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG), um ihre Interessen zu vertreten. Neben der HIAG gilt in Österreich die „Kameradschaft IV“ (K IV) als Interessen- und Traditionsverband der Waffen-SS. Die Rolle der Waffen-SS wurde im Rahmen der Bitburg-Kontroverse (1985) und der von Günter Grass bekanntgegebenen Waffen-SS-Mitgliedschaft (2006) erneut diskutiert.

Quellen[Bearbeiten]

  • Klaus-Jürgen Bremm: Die Waffen-SS. Hitlers überschätzte Prätorianer. Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3793-1.