Wortschatz

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Als Wortschatz (Mehrzahl Wortschätze) auch Vokabular, Lexikon oder Lexik genannt, bezeichnet man die Gesamtheit aller Wörter. Damit kann gemeint sein:

  • die Gesamtheit aller Wörter einer Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt oder
  • die Gesamtheit aller Wörter einer Sprache, die ein einzelner Sprecher kennt oder verwendet.

Innerhalb der zweiten Bedeutung ist nochmals zu unterscheiden:

  • rezeptiver Wortschatz (oder passiver Wortschatz) – die Wörter, die der Sprecher kennt oder erkennt. Der rezeptive Wortschatz verhilft zum Verstehen gesprochener und geschriebener Texte (Verstehenswortschatz). Der Sprecher kann zu einem gehörten oder gelesenen Wort die Bedeutung aus dem Gedächtnis abrufen – oder zum Beispiel mit Hilfe der Wortbildungsregeln erschließen.
  • produktiver Wortschatz (oder aktiver Wortschatz) – die Wörter, die der Sprecher aktiv verwendet. Der produktive Wortschatz ermöglicht dem Sprecher, sich verständlich auszudrücken. Der Sprecher kann zu einer bestimmten Bedeutung das zugehörige Wort aus dem Gedächtnis abrufen.

Das zugehörige Adjektiv lautet lexikalisch.

Wortinventar von Sprachen[Bearbeiten]

Deutscher Wortschatz[Bearbeiten]

Der Wortschatz der deutschen Standardsprache umfasst ca. 75.000 Wörter, die Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes wird je nach Quelle und Zählweise auf 300.000 bis 500.000 Wörter bzw. Lexeme geschätzt. So gibt Duden Deutsches Universalwörterbuch an, der Wortschatz der Alltagssprache werde auf etwa 500.000, der zentrale Wortschatz auf rund 70.000 Wörter geschätzt. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (1852–1960) wird auf ca. 350.000 Stichwörter geschätzt; Solche Angaben geben Aufschluss darüber, wie groß der deutsche Wortschatz mindestens geschätzt werden muss.

Diese Wörterbücher enthalten jedoch nur geringe Anteile der vielen Fachwortschätze und sind auch insofern unvollständig, als Ableitungen und Komposita nur teilweise aufgenommen werden und aktuelle Neubildungen naturgemäß fehlen. Ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme von Wörtern ist ihre Verwendungshäufigkeit und Gebräuchlichkeit; ausgeschlossen werden solche Wörter, die aus einfachen zusammengesetzt sind und sich bei Kenntnis ihrer Bestandteile von selbst verstehen lassen.

Damit ist klar, dass der Wortschatz insgesamt noch wesentlich größer sein muss; die Angabe von 500.000 Wörtern ist kaum übertrieben. Nimmt man die fachsprachlichen Terminologien hinzu, ist mit mehreren Millionen Wörtern zu rechnen. Allein die Fachsprache der Chemie enthält nach Winter (1986) rund 20 Millionen Benennungen. Vor diesem Hintergrund erscheint Lewandowskis Bemerkung: „Der Gesamtwortbestand des Deutschen wird auf 5 bis 10 Millionen Wörter geschätzt.“ als noch zu tief gegriffen. In einem Textkorpus des Deutschen im Umfang von 1 Milliarde Wörtern des 20. Jahrhunderts wurden „knapp unter 5 Millionen Lexeme (…)“ beobachtet. Da dieses Korpus zwar wissenschaftliche Texte enthält, aber nur wenig fachspezifische Terminologie, ist klar, dass dieser korpusbezogene Wert den tatsächlichen Wortschatzumfang unterschätzt; unklar ist allerdings, in welchem Maße. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik und Leiter des „Digitalen Wörterbuchs der Deutschen SpracheWolfgang Klein schätzt den deutschen Wortschatz auf 5,3 Millionen Wörter.