Zufall

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Von Zufall spricht man, wenn für ein einzelnes Ereignis oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse keine kausale Erklärung gefunden werden kann. Als kausale Erklärungen für Ereignisse kommen je nach Kontext eher Absichten handelnder Personen oder auch naturwissenschaftliche deterministische Abläufe in Frage.

Das Wort „Zufall“ in der in diesem Artikel beschriebenen Bedeutung kam erst im 17. Jahrhundert in allgemeinen Gebrauch und gilt unter Linguisten als vom lateinischen ac-cidens in Wortform und Sinn vorgeprägt. Im deutschen Sprachraum kam Zufall (mittelhochdeutsch zuoval: „Anfall“) zuerst bei Meister Eckhart bzw. in der Sprache der Mystiker des 14. Jahrhunderts als Lehnübersetzung von accidens und scholastische Wiedergabe des aristotelischen symbebêkós vor.

Allgemeines[Bearbeiten]

Wenn von Zufall gesprochen wird, kann konkret gemeint sein:

  1. Ein Ereignis geschieht objektiv ohne Ursache. Dieser „objektive Zufall“ wird im Artikel Indeterminismus behandelt.
  2. Ein Ereignis geschieht, ohne dass eine Ursache erkennbar ist.
  3. Ein Ereignis geschieht, bei dem man zwar die Einflussfaktoren kennt, sie aber nicht messen oder steuern kann, so dass das Ergebnis nicht vorhersehbar ist („empirisch-pragmatischer Zufall“).
  4. Zwei Ereignisse stehen in keinem (bekannten) kausalen Zusammenhang.

Fall 1 ist in der makroskopischen Welt bisher nicht beobachtet worden und dürfte prinzipiell nicht nachweisbar sein. In der Quantenmechanik wird die Existenz des objektiven Zufalls im Rahmen ihrer verschiedenen Interpretationen diskutiert. So ist der Zeitpunkt des Zerfalls des nächsten radioaktiven Atoms aus einer Stoffmenge nicht vorhersagbar.

Fall 2 bedeutet, dass die Kausalkette oder die Einflussfaktoren nicht lückenlos nachgewiesen sind, aber ihr Vorhandensein zu vermuten ist. Beispiele:

  • Warum hat der Baum gerade hier einen Ast ausgebildet, im Gegensatz zum benachbarten Baum?
  • Bei der geschlechtlichen Vermehrung werden die Erbinformationen der Eltern neu kombiniert und zwar in einer Weise, die nicht vorherbestimmbar ist.

Fall 3 setzt eine gewisse Komplexität voraus. Beispiele:

  • Nicht manipulierte Glücksspielsituationen: Warum eine Roulette-Kugel auf eine bestimmte Zahl fallen wird, ist nicht vorhersehbar, weil in der Ausgangssituation (Wurf der Kugel) kleinste, nicht willentlich beeinflussbare Variationen großen Einfluss auf das Ergebnis haben. – Beim Wurf mit einem idealen Würfel tritt jeder Wert von 1 bis 6 mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf, vor dem Werfen kann nicht vorhergesagt werden, welches Ereignis eintritt. Es gibt keine Erklärung für das Auftreten einer bestimmten Zahl, solange man nicht die Ausgangslage und die Flug- und Drehgeschwindigkeit des Würfels heranzieht, um die weiteren Abläufe des Wurfes physikalisch zu berechnen.
  • Zwei – einander unbekannte – Menschen waren gleichzeitig im selben Eisenbahn-Abteil und kamen durch irgendein beobachtetes Ereignis ins Gespräch; bald darauf haben sie geheiratet und Kinder bekommen.

Fall 4 ist der Versuch, voneinander unabhängige Dinge in Verbindung zu bringen. (Das ist eine der Formen magischen Denkens.) Beispiel: Zwei Menschen haben jeweils eine andere Telefonnummer. Ob der ältere oder jüngere die größere Nummer hat, ist „Zufall“.

Verwendet man Zufall als Beschreibung dafür, dass die eingetretene Endsituation keine Begründung in der Ausgangssituation finden kann, dann muss auch gelten:

  • Bei gleicher Ausgangssituation kann es mehrere unterschiedliche Endsituationen geben.
  • Es gibt keine erkennbare Ursache für das Zustandekommen einer bestimmten Endsituation.
  • Bei Wiederholungen derselben Ausgangssituation können auch andere Endsituationen eintreten.

Auch umgangssprachlich wird der Begriff Zufall verwendet, wenn ein Ereignis nicht kausal erklärbar ist. Er ist schwer abgrenzbar gegen Unberechenbarkeit und Unvorhersagbarkeit. Wenn gezielt Zufall als Gestaltungselement bei Auswahlverfahren genutzt wird, wird in diesem Zusammenhang der Begriff „Zufallsprinzip“ verwendet.