Christologie

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Als Christologie (Lehre von Christus, von gr. der Gesalbte und Logos Wort, ‚Lehre‘, ‚Vernunft‘) wird in der christlichen Theologie die Lehre über die Person und Bedeutung von Jesus von Nazaret bezeichnet. Die Christologie ist ein zentraler Teilbereich der systematischen Theologie. Sie will die Fragen nach seiner Person (Identität, „Natur“) und seinem Werk (Bedeutung, „Relevanz“) für die Gemeinschaft der Christen, die Kirche, den einzelnen Gläubigen und die Welt beantworten.

Haupttypen[Bearbeiten]

Das Zentrum der Christologie ist die Verkündung des Messias (hebräisch m’schiach, „der Gesalbte“) oder Christus im Anschluss an das öffentliche Auftreten von Jesus von Nazaret in Palästina um die Zeitenwende. Dementsprechend bedeutsam ist die Christologie im Rahmen der Theologie, die darauf folgend zuerst durch Paulus von Tarsus und in der weiteren Entwicklung durch die Kirchenväter verbreitet wurde.

Die christologische Lehrentwicklung in der Kirchengeschichte wird oft in Hauptepochen und entsprechende Haupttypen eingeteilt:

  • die trinitarische Christologie der Alten Kirche: Sie ging im Anschluss von der Identität des historischen Jesus mit dem ewigen Sohn Gottes aus und fragte von da aus, wie der ewige Gott das Menschsein annehmen konnte. Ihr Interesse war also darauf gerichtet, Gottes Identität in seiner Menschwerdung festzuhalten.
  • die reformatorische Christologie: Sie ging vom Tod Jesu aus und fragte von dort aus, was dieser für Gottes Wesen und des Menschen Heil bedeute. Ihr Interesse war darauf gerichtet, das Heil des Einzelnen gerade im Menschsein und Sterben des Sohnes Gottes als Sühnetod zu entdecken.
  • die anthropozentrische Christologie: Sie ging von allgemein menschlichen Daseins- und Verstehensbedingungen aus und interpretierte das Gottsein Jesu als Bestätigung und Erfüllung des vorab definierten wahren Menschseins. Ihr Interesse war auf die Akzeptanz der christlichen Religion unter den Bedingungen des aufgeklärten historischen Selbstbewusstseins gerichtet.

Seit der von Karl Barth inspirierten dialektischen Theologie der 1920er Jahre versuchten moderne Theologen, die Christologie aus den dogmatischen Alternativen der Vergangenheit herauszuführen und zwischen den Polen zu vermitteln Dabei kam es zu einer Vielfalt neuer Entwürfe mit mehreren Schwerpunkten: Dialog mit dem Judentum, Ökumene, gegenwärtige ökologische, ökonomische und friedensethische Menschheitsprobleme.

In systematischer Betrachtung können die unterschiedlichen christologischen Positionen der letzten zweitausend Jahre als immer neue Lösungen des christologischen Trilemmas verstanden werden, das heißt als Versuche, folgende drei Sätze zusammenzubringen:

  1. Jesus Christus war Mensch,
  2. Jesus Christus ist Gott, und
  3. Gott ist nicht identisch mit der Welt.

Es gab in der Kirchengeschichte vier Lösungstypen dieses Trilemmas:

  • Modifikation des Menschseins Jesu Christi: Die leibliche Existenz des göttlichen Christus wird unterbewertet (so in den Christologien „von oben“ im Anschluss an die klassische Zweinaturenlehre) oder offen bestritten (zum Beispiel im Doketismus bzw. in der Gnosis des 2. Jahrhunderts).
  • Modifikation der Göttlichkeit Jesu Christi: Jesus von Nazaret wird als Mensch wie jeder andere verstanden (so seit der Aufklärung in der historisch-kritischen Exegese und insbesondere im Atheismus, aber auch schon im Judentum zur Zeit des Urchristentums), oder zumindest als ein von Gott deutlich verschiedenes Wesen (so zum Beispiel im Arianismus, Jesus als „Weisheit Gottes“).
  • Modifikation der Transzendenz Gottes: Der Abstand Gottes zur Welt gilt nicht mehr als unüberwindlich, dadurch können Satz (1) und (2) des Trilemmas logisch vereinbart werden (so zum Beispiel im theologischen Rationalismus oder der Gott-ist-tot-Theologie).
  • Paradoxale Lösungen: Alle drei Sätze werden beibehalten, die logische Verbindung wird als unlösbar erklärt (so zum Beispiel in den christologischen Formeln des Konzils von Chalcedon oder auch bei Kierkegaard).

Quellen[Bearbeiten]

  • Joseph Barbel: Jesus im Glauben der Kirche. Die Christologie bis zum 5. Jahrhundert. Hrsg. von Albert Fries. (= Der Christ in der Welt, Bd. V,15c/d), Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1976.