Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands

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Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) (Российская социал-демократическая рабочая партия; Abkürzung РСДРП, RSDRP) war eine 1898 in Minsk gegründete marxistische politische Partei. 1903 spaltete sich die Partei in zwei Fraktionen, in die der Bolschewiki und die der Menschewiki. 1912 wurden die noch verbliebenen Menschewiki aus der Partei ausgeschlossen und die Partei in Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki) (SDAPR(B)) umbenannt, 1918 wiederum in Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki). Aus dieser Partei ging schließlich die Kommunistische Partei der Sowjetunion hervor.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Angesichts der politischen Unterdrückung konnte sich sozialistisches Gedankengut aus dem Westen im Russischen Reich nur vereinzelt verbreiten. Trotzdem wurden seit den 1870er Jahren von verschiedenen Gruppen Versuche unternommen, Organisationen zu bilden, die sich als sozialdemokratisch verstanden, sich mit Literatur von Karl Marx und anderen sozialistischen Theoretikern beschäftigten und spontane Streiks unterstützten. Die erste dieser für Russland völlig neuartigen Organisationen war der Südrussische Arbeiterbund, der 1875 von Jewgeni Saslawski (1844–1878) in Odessa gegründet und von der zaristischen Polizei durch Verhaftung der meisten Mitglieder aufgelöst wurde. 1878 gründete sich in Sankt Petersburg der Nordbund russischer Arbeiter, der 1880 ebenfalls von der Polizei aufgelöst wurde.

1883 gründeten Georgi Plechanow, Pawel Axelrod, Wera Sassulitsch und andere in Genf die „Gruppe zur Befreiung der Arbeit“, die sich das Ziel setzte, systematisch westliche sozialistische Literatur in Russland zu verbreiten. Plechanow unterhielt enge Verbindungen zu Friedrich Engels und war Mitbegründer der II. Internationale. Zur selben Zeit gründete der Bulgare Dimitar Blagoew (1856–1924, späterer Mitbegründer der Sozialdemokratie in Bulgarien) in Sankt Petersburg die Organisation „Für eine Partei russischer Sozialdemokraten“, die bis zu ihrer Zerschlagung im Jahr 1887 sozialdemokratische Zeitungen verbreitete. Von 1885 bis zu seiner Auflösung durch die Polizei im Jahr 1888 wirkte der „Sankt Petersburger Fabrikarbeiterverein“, der Hunderte Arbeiter mit sozialdemokratischen Ideen vertraut machte. Der „Arbeiterverein Sankt Petersburg“ war die erste festere sozialdemokratische Organisation mit rund 20 Stadtteilgruppen, die am 1. Mai 1891 vor den Toren der Stadt die erste Maikundgebung Russlands organisierte. Allerdings waren Polizeispitzel dabei, sodass die Organisation ein Jahr später durch Massenverhaftungen der Polizei aufgelöst werden konnte. 1895 wurde in Sankt Petersburg der „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“ gegründet, dem Wladimir Lenin (1870–1924) angehörte. Trotz Verhaftung von rund 40 Mitgliedern, darunter Lenin, gelang es diesmal der Polizei nicht, die Organisation zu zerschlagen. Das führte dazu, dass in vielen anderen Städten kleine Gruppen von sozialdemokratisch eingestellten Arbeitern nach dem Vorbild von Sankt Petersburg ebenfalls Kampfbünde gründeten, die allerdings in den meisten Fällen den polizeilichen Verhaftungen nicht so erfolgreich standhalten konnten und daher wieder verschwanden. 1897 gründete sich der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund in Litauen, Polen und Russland (kurz Bund). In der ukrainischen Stadt Kiew entstand zur selben Zeit die sozialdemokratische Arbeiterzeitung, deren Redaktion ein Netzwerk einzelner Arbeiter und kleiner Gruppen aufbaute.

Quellen[Bearbeiten]

  • Astrid von Borcke: Die Ursprünge des Bolschewismus. Berchmans, München 1977, ISBN 978-3-87904-121-3, S. 510.