Utilitarismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Utilitarismus''' (lat. ''utilitas'', [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]] ('''Nutzethik'''), die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaften]] von Bedeutung.
Der '''Utilitarismus''' (lat. ''utilitas'', [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]] ('''Nutzethik'''), die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaft]]en von Bedeutung.


Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz]]en fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[Altruismus|rücksichtsvolle]] und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des [[Gemeinwohl]]s. Dabei vertritt er politisch die Vision eines [[paternalistisch]]en, von [[Technokratie|Technokraten]] angeführten [[Wohlfahrtsstaat]]es, dessen Gesetze „das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“ gewährleisten.
Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz]]en fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[Altruismus|rücksichtsvolle]] und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des [[Gemeinwohl]]s. Dabei vertritt er politisch die Vision eines [[paternalistisch]]en, von [[Technokratie|Technokraten]] angeführten [[Wohlfahrtsstaat]]es, dessen Gesetze „das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“ gewährleisten.

Aktuelle Version vom 20. April 2024, 08:57 Uhr

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik (Nutzethik), die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.

Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren philosophischen Annahmen sind. Der hedonistische Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen Präferenzen fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine konsequentialistische Ethik. Ferner handelt es sich um eine rücksichtsvolle und universalistische Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des Gemeinwohls. Dabei vertritt er politisch die Vision eines paternalistischen, von Technokraten angeführten Wohlfahrtsstaates, dessen Gesetze „das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“ gewährleisten.

Der utilitaristische Ansatz wurde durch Jeremy Bentham (1748–1832) und John Stuart Mill (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens (utility) im ersten Kapitel seiner „Introduction to the Principles of Morals and Legislation“ (zuerst erschienen 1789) folgendermaßen:

„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“

Moderne utilitaristische Theorien operieren oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem umfassenderen Begriff menschlichen Wohlergehens.