Wirtschaftswissenschaft

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Die Wirtschaftswissenschaft, auch Ökonomie oder Ökonomik, ist eine Sozialwissenschaft, welche die Produktion, die Verteilung und den Konsum von Gütern und Dienstleistungen untersucht. Die Wirtschaftswissenschaft konzentriert sich auf das Verhalten und die Interaktionen von Wirtschaftsakteuren sowie die Funktionsweise von Ökonomien. Die Mikroökonomie analysiert grundlegende Elemente der Wirtschaft, einschließlich einzelner Agenten und Märkte, ihrer Interaktionen und der Ergebnisse von Interaktionen. Zu einzelnen Agenten können beispielsweise Haushalte, Firmen, Käufer und Verkäufer gehören. Die Makroökonomie analysiert die Wirtschaft als Gesamtsystem, in dem Produktion, Konsum, Sparen und Investitionen interagieren, sowie Faktoren, die sie beeinflussen. Sie beschäftigt sich ferner mit Inflation und Wirtschaftswachstum und staatlichen Maßnahmen, die sich darauf auswirken.

Im deutschsprachigen Raum wird die Wirtschaftswissenschaft in Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre eingeteilt. Weitere mögliche Einteilungen sind die zwischen positiver Ökonomie, die beschreibt „was ist“, und normativer Ökonomie, die untersucht „was sein sollte“, weiterhin zwischen Wirtschaftstheorie und angewandter Wirtschaftswissenschaft, sowie zwischen rationaler und Verhaltensökonomik und zwischen Mainstream-Ökonomie und heterodoxer Ökonomie.

Ökonomische Analysen können in der gesamten Gesellschaft angewendet werden, in der Immobilienwirtschaft, in Unternehmen, auf dem Finanzmarkt, im Gesundheitswesen, im Ingenieurswesen und für staatliche Zwecke. Es gibt aber auch wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen zu Themen wie Kriminalität, Bildung, Familie, Recht, Politik, Religion, Krieg und Frieden, Wissenschaft und Umwelt.

Geschichte[Bearbeiten]

Antike[Bearbeiten]

Die frühesten erhaltenen ökonomischen Schriften stammen aus Mesopotamien, Griechenland, Rom, Indien, China, Persien und arabischen Zivilisationen. Wirtschaftsvorschriften kommen in den Schriften des böotischen Dichters Hesiod vor. Andere bemerkenswerte Autoren der Antike bis zum Mittelalter waren Aristoteles, Xenophon, Chanakya und Qin Shi Huang.

Mittelalter[Bearbeiten]

Über wirtschaftliche Zusammenhänge wurde im Mittelalter vor allem von Theologen wie Thomas von Aquin oder Ibn Chaldūn nachgedacht.

In seiner Summa Theologica untersucht Thomas von Aquin viele Fragen ökonomischer Natur, einschließlich der Gründe für Privateigentum, Handel und Profit.

Die Denker der Scholastik argumentierten im Rahmen des Naturrechts. Laut Joseph Schumpeter nahmen sie bereits Überlegungen der modernen Ökonomie auf den Gebieten der Geldpolitik, des Zinses und der Werttheorie vorweg.

Frühe Neuzeit[Bearbeiten]

Die moderne ökonomische Wissenschaft in Europa entwickelte sich im Ausgang der Renaissance und frühen Neuzeit. Zwei theoretische Schulen, die Merkantilisten und Physiokraten, beeinflussten die weitere Entwicklung des Fachs. Beide Schulen wurden mit dem Aufkommen des wirtschaftlichen Nationalismus und des modernen Kapitalismus in Europa in Verbindung gebracht und können als Vorläufer der modernen Wirtschaftswissenschaft angesehen werden.

Der Merkantilismus bezeichnet eine Wirtschaftslehre, die vom 16. bis 18. Jahrhundert in einer Flugschriftenliteratur von Kaufleuten oder Staatsmännern aufblühte. Die Grundthesen waren: Der Reichtum einer Nation hängt von ihrem Anhäufen von Gold und Silber ab. Nationen ohne Zugang zu Minen konnten Gold und Silber aus dem Handel nur durch den Verkauf von Waren im Ausland und die Beschränkung der Einfuhr anderer als von Gold und Silber erhalten. Die Doktrin forderte daher den Import billiger Rohstoffe für die Herstellung von Waren, die exportiert werden könnten sowie eine staatliche Regulierung, um Schutzzölle auf ausländische Fabrikate zu erheben und die Herstellung in den Kolonien zu verbieten.

Die Physiokratie bezeichnet eine Gruppe französischer Denker und Schriftsteller des 18. Jahrhunderts und deren Idee, die Wirtschaft als Kreislauf von Einkommen und Produktion zu denken. Die Physiokraten glaubten, dass nur die landwirtschaftliche Produktion einen deutlichen Ertragsüberschuss erwirtschafte, so dass die Landwirtschaft die Grundlage allen Reichtums sei. So widersetzten sie sich der merkantilistischen Politik der Förderung von Produktion und Handel auf Kosten der Landwirtschaft, einschließlich der Einfuhrzölle. Ferner plädierten sie dafür, die administrativ aufwendigen Steuererhebungen durch eine einzige Steuer auf das Einkommen der Landbesitzer zu ersetzen. Als Reaktion auf die umfangreichen merkantilistischen Handelsbestimmungen befürworteten die Physiokraten eine Politik des Laissez-faire, die minimale staatliche Eingriffe in die Wirtschaft forderte.