Antikes Griechenland

Aus Twilight-Line Medien

Das antike Griechenland hat die Entwicklung der europäischen Zivilisation maßgeblich mitgeprägt. Es umfasst im Kern den Zeitraum von ca. 800 v. Chr. bis zur Einbeziehung des letzten der hellenistischen Reiche 30 v. Chr. ins Römische Reich. Kulturgeschichtlich wirkten diverse Erscheinungsformen, Entwicklungen und Hervorbringungen aber weit darüber hinaus und teils bis in die Gegenwart nach. Die antike griechische Geschichte wird dabei traditionell unterteilt in die 3 Epochen Archaik, Klassik und Hellenismus.

Die archaische Epoche Griechenlands folgte dabei dem Zerfall der mykenischen Kultur und den sog. „dunklen Jahrhunderten“ (von ca. 1050 bis ca. 800 v. Chr.). Bald nach der Entstehung des griechischen Alphabets wurden bereits grundlegende Werke der abendländischen Dichtkunst, wie vor allen die Ilias und die Odyssee, schriftlich festgehalten. Im Zeitraum von 800 bis 500 v. Chr. etablierte sich die Polis als Staatsform, und es kam zur Gründung vieler griechischer Kolonien im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer. In der Archaik entstanden zudem erste Formen friedlichen sportlichen Wettstreits für alle Hellenen, wie die Olympischen Spiele.

In der folgenden klassischen Periode (ca. 480–336 v. Chr.), die unter anderem die Selbstbehauptung der Griechen in den Perserkriegen sowie die Entwicklung und Ausgestaltung der attischen Demokratie, aber auch zerstörerische Kriege griechischer Poleis untereinander wie den Peloponnesischen Krieg beinhaltete, kam es verschiedentlich zu einer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entfaltung, die ihresgleichen in vormodernen Zeiten sucht und die ein Fundament für das Abendland legte. Prägend war dabei vor allem Athen, das im Mittelpunkt der schriftlichen Überlieferung zu dieser Zeit steht. Zu den exemplarischen Leistungen der antiken griechischen Kultur zählen:

Mit dem makedonischen König Alexander dem Großen begann die letzte Epoche der eigenständigen griechischen Geschichte, der Hellenismus (ca. 336–27 v. Chr.). Diese Zeit war durch das Ende der Sonderrolle Athens, die Gründung zahlreicher neuer Poleis und die Verbreitung griechischer Sprache und Kultur bis nach Vorderindien, durch die gegenseitige Durchdringung von östlicher und westlicher Zivilisation und Religion sowie insbesondere durch die Etablierung von Großreichen, die von makedonischen Königen beherrscht wurden, gekennzeichnet, bis der östliche Mittelmeerraum seit 200 v. Chr. in einem gut 150 Jahre dauernden Prozess schrittweise unter römische Herrschaft geriet und schließlich Teil des Imperium Romanum wurde. 27 v. Chr. wurde der größere Teil Griechenlands zur römischen Provinz Achaea. Auch der Hellenismus brachte bedeutende intellektuelle und künstlerische Leistungen hervor. So wirkten damals Denker wie Archimedes und Eratosthenes, die bis heute wirkenden Denktraditionen der Stoa und des Epikureismus wurden begründet und monumentale Kunstwerke wie der Pergamonaltar geschaffen.

Griechenland in der archaischen Zeit (ca. 800–500 v. Chr.)[Bearbeiten]

In der archaischen Epoche entwickelten die Alten Griechen mit der Polis einen spezifischen Staatsverband oder Stadtstaat, der zu ihrer typischen politisch-sozialen Organisationsform werden sollte. Zudem bildeten sie ihr eigenes Alphabet samt Schriftkultur aus, wurden zu Kolonisten an weiten Küstenstreifen von Mittelmeer und Schwarzem Meer und leiteten den Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft ein. Sie führten in diesem Zeitraum zu Lande wie auf dem Wasser neue Kriegstechnik ein und begründeten eine viele Wissensbereiche umfassende Literatur.

Ab 700 v. Chr. verstärkte sich der Einfluss orientalischer Elemente auf die Griechische Kunst, wobei zunächst Städte auf Euböa, bald darauf das mächtige Korinth eine wichtige Vermittlerrolle spielten. In dem sich weitenden Horizont des archaischen Griechenland entstand schließlich auch die ionische Philosophie. Zu ihren herausragenden Vertretern zählen u. a. der Naturphilosoph Thales von Milet, der Mathematiker Pythagoras von Samos und der Dialektiker Heraklit von Ephesos.

Die Polis[Bearbeiten]

In der jüngeren Forschung werden die Anfänge der Polis-Organisation hauptsächlich für das 8. Jahrhundert v. Chr. debattiert; vereinzelt werden frühere Wurzeln reflektiert. In der ursprünglichen Bedeutung stand Polis für die Burg als Zentrum der jeweiligen Siedlungsgemeinschaft, dann auch für umliegende besiedelte Flächen innerhalb und außerhalb der Stadtmauern, soweit vorhanden. Wirtschaftliches und politisches Zentrum der Polis war der Marktplatz, die Agora. Hier übten die versammelten Vollbürger ihre politischen Rechte aus. Das Ausmaß an Mitbestimmung und Machtteilhabe der Politen variierte allerdings unter den verschiedenen Poleis. Der Adel, der zunächst noch kein Geburtsadel war, gewann an Einfluss; dadurch bedingt wurde die Königsherrschaft immer mehr zurückgedrängt und verschwand größtenteils.

Kernkriterium für die Zugehörigkeit zu dem Personalverband, der die Polis bildete – „Die Männer, nicht die Mauern machen die Stadt aus“, hieß es bei Aristoteles – war individueller Landbesitz: Die Poleis waren Ackerbürgerstädte überschaubarer Größe; die Anzahl der wehrfähigen Männer lag meist zwischen 500 und 1500. Oft hatten Poleis nur ein eng begrenztes Umland (Chora). Große Poleis mit weitläufiger Chora wie Athen und Sparta waren die Ausnahme. Mit der Zeit wurde die Polis zur vorherrschenden Staatsform im antiken Griechenland (außer in Teilen Nordgriechenlands und in manchen Regionen der Peloponnes). Trotz häufiger Kleinräumigkeit und geringer militärischer Stärke legten die einzelnen Poleis Wert auf ihre Freiheit, die sie mit Selbstgenügsamkeit und Autarkie verbanden. Bedroht waren diese Errungenschaften aber nicht nur durch äußere Machtkämpfe, sondern auch durch gewaltsame innere Auseinandersetzungen (Staseis). Die intern nach Besitz und Wehrkraft abgestuften Rechte der Bürger bestimmten die jeweilige Verfassung; Strafrecht und Privatrecht gründeten sich auf vom Volk beschlossene oder von beauftragten Gesetzgebern erlassene Gesetze. Allgemein verbreitete Polis-Institutionen waren die Heeres- oder Volksversammlung, ein der Volksversammlung Vorschläge unterbreitender Rat sowie auf Zeit gewählte Amtsträger für bestimmte Aufgabenbereiche.

Nicht zuletzt bildete jede Polis auch eine gesonderte Schwur- und Kultgemeinschaft mit eigener bevorzugter Schutzgottheit, der zu Ehren man regelmäßig für Opfer und Feste zusammenkam. Die zentralen Kultstätten dienten auch als Sammelplatz und als Verwahrorte von Vermögenswerten, die zu rauben als schwerster Frevel bestraft wurde.