Polis

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Als Polis wird für gewöhnlich der typische Staatsverband im antiken Griechenland bezeichnet, der in der Regel greifbar ist als ein städtischer Siedlungskern mit dem dazugehörigen Umland (chōra). Dessen Bewohner wurden von den Einwohnern des urbanen Zentrums rechtlich nicht unterschieden. Die typische Polis war eine Bürgergemeinde bzw. ein Personenverband und definierte sich nicht primär über ihr Territorium, sondern über ihre Mitglieder. Sie wurde zum klassischen Begriff für den Stadtstaat in der Antike; ob sie jedoch tatsächlich als solcher gelten kann, ist in der Forschung seit langem umstritten.

Seit der Entstehung der Polis in archaischer Zeit (ca. 700–500& v. Chr.) und wegen der großen Zahl an Neugründungen im Hellenismus (323–30 v. Chr.) blieb die Mittelmeerwelt über Jahrhunderte hinweg städtisch geprägt, obwohl die Mehrheit der Menschen auf dem Land lebte; denn in der Regel waren in den griechisch geprägten Gebieten auch die meisten Landbewohner entweder Vollbürger, Abhängige (z.B. Frauen und Metöken) oder Sklaven einer Polis.

Das Römische Reich stützte sich im Osten später in starkem Maße auf die nun nur noch halbautonomen Poleis, die in der Spätantike (284–641 n. Chr.) vielerorts einen langsamen Niedergang erlebten. Im 6. Jahrhundert dann scheiterten unter Kaiser Justinian letzte Versuche, die Position der Städte zu stärken und die Polis zu revitalisieren. Die islamische Expansion im 7. Jahrhundert führte schließlich endgültig zum Untergang der meisten Poleis. In dieser Zeit des (fließenden) Übergangs vom Oströmischen zum Byzantinischen Reich wandelten sich die meisten Städte zu guter Letzt von der Polis in ein befestigtes, vergleichsweise oft sehr kleines Kastron, eine typische byzantinische Art Festungsstadt.