Spätantike

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Spätantike ist eine moderne Bezeichnung für das Zeitalter des Übergangs von der Antike zum Frühmittelalter im Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient. In der neueren Forschung werden auch die an das Römische Reich angrenzenden Kulturräume, besonders der sassanidische Iran, als Teil der spätantiken Welt betrachtet.

Die zeitliche Abgrenzung der Spätantike ist in der Forschung umstritten. Als Begin der Übergangsepoche gilt aber meist der Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletian 284 n. Chr. Als grober Rahmen für das Ende der Antike kann gelten, dass die Spätantike im Westen des Römischen Reiches mindestens bis zur Absetzung des letzten Kaisers in Italien im Jahre 476 dauerte. Heute wird aber eher der Einfall der Langobarden in Italien im Jahr 568 als Einschnitt betrachtet. Das römische Westreich zerfiel dabei bereits im 5. Jahrhundert in eine Reihe faktisch unabhängiger germanisch-romanischer Reicht, die die kaiserliche Oberhoheit formal noch längere Zeit anerkannten. Im Osten des Reiches reicht die Epoche entweder bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian I. 565 oder bis zur islamischen Expansion im 7. Jahrhundert. Neben politikgeschichtlichen und militärgeschichtlichen werden hierbei kulturelle, wirtschaftliche, religiöse, soziale und neuerdings auch ökologische Aspekte betrachtet. Zum Teil, wird der zeitliche Rahmen im kulturgeschichtlichen Kontext und im Hinblick auf den östlichen Mittelmeerraum und den Vorderen Orient bis ins späte 8. Jahrhundert ausgedehnt. In diesem Sinne hat sich die aktuelle Forschung davon gelöst, Beginn und Ende der Spätantike als starres chronologisches Gebilde zu begreifen, um stattdessen vielmehr unterschiedlich lange (regional verschiedene) Übergangszeiträume zu betrachten.

Die Epoche weist ein eigenständiges kulturhistorisches Profil mit einer Vielzahl von wechselseitigen Einflüssen auf. So gesehen war die spätantike Welt, die von Mittelmeerraum bis nach Zentralasien reichte, von vielfältigen und dynamischen Entwicklungen geprägt. Überlappende Handelsnetzwerke verbanden die spätantiken Großreiche Rom und Persien direkt oder indirekt mit Zentralasien, Indien und dem chinesischen Kulturraum, wobei neben Waren auch technische, kulturelle und religiöse Ideen ausgetauscht wurden. In neueren Forschungen wird entsprechend den Entwicklungen jenseits des Mittelmeerraums im Vorderen Orient (vor allem Persien) und in Zentralasien, aber auch im südarabischen Raum Beachtung geschenkt.

Seit Max Weber hat sich der Begriff Spätantike in der Forschung durchgesetzt. Jacob Burckhardt, ein Kulturhistoriker, hatte bereits 1853 diw Endung spätantike Zeit gebraucht, die am Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl übernommen wurde. Vorteil der Bezeichznung ist, dass sie auf den gesamten Mittelmeerraum anwendbar ist, während der gebräuchliche Terminus frühbyzantinisch nur den Osten treffend charakterisiert. Im Verlauf der ausgehenden Spätantike durchlief Ostrom/Byzanz einen Transformationsprozess und musste zuletzt im 7. Jahrhundert große territoriale Verluste hinnehmen. Die zweite spätantike Großmacht, das neupersische Sassanidenreich, das vier Jahrhunderte lang Roms großer Rivale gewesen war, ging mit dem Tod des letzten persischen Großkönigs im Jahr 651 sogar ganz unter.

Der Siegeszug des Christentums gilt als herausragendes Ereignis dieser Epoche und damit verbunden das langsame Verschwinden vorchristlicher Kulte und Traditionen. In Kunst und Literatur entsteht durch die Ablösung bzw. Überformung klassischer griechisch-römischer durch christlich geprägte Formen und Themen ein eigener, charakteristischer Stil, der auch orientalische Einflüsse aufweist. Zudem steht die Spätantike unter den Zeichen der Reformierung von Heer und Veraltung durch Diokletian und Konstantin dem Großen, der Festigung der sakrale Stellung des Kaisers, vollendet und Justinian, der sog. Völkerwanderung und in deren Folge schließlich der Transformation des westlichen Teils des Römischen Reiches in eine germanisch-romanische Welt, die das Mittelalter prägen sollte. Der Westen als auch der Osten waren ab Mitte des 6. Jahrhunderts von den Folgen der sog. Justinianischen Pest betroffen.

Sie bildete den letzten Abschnitt des Altertums, der zwar nicht mehr der "klassischen" Antike angehört, aber auch noch nicht dem Mittelalter zugerechnet werden kann. Kennzeichnend ist ein Nebeneinander von antiken Traditionen und christlich-germanischer Überformung. Statt wie früher von einem Niedergang, spricht man dabei heute für die Jahre von etwa 300 bis 600 von einer Transformation des antiken Erbes und betont die Kontinuitätslinien.

Zeitliche Abgrenzung[Bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten]

Die zeitliche Abgrenzung der Spätantike ist, wie Epocheneinschnitte allgemein, Gegenstand der geschichtswissenschaftlichen Diskussion und bis zu einem gewissen Grad willkürlich, da sie nicht zuletzt von den definierten Kriterien abhängt. Die Jahrhunderte zwischen Diokletian und Mohammed stellen eine Übergangsepoche dar, bei der es schwerfällt, eindeutige Schnitte zu setzen. Nicht alle Forschungsrichtungen gewichten die verschiedenen politik-, kunst-, kultur- und religionshistorischen Faktoren des allmählichen Wandels gleich. Zudem gibt es erhebliche regionale Unterschiede, im östlichen Mittelmeerraum hielten sich antike Strukturen fraglos länger als etwa am Rhein oder in Britannien. Für den Beginn wird meist das Jahr 284 n. Chr. (Herrschaftsantritt Diokletians) angegeben, aber auch die Zeit Konstantins mit ihrer religiösen Neuorientierung kann als entscheidender Einschnitt gelten. Hingegen ist das Ende der Spätantike weitgehend offen, da je nach Lehrmeinung und Forschungsinteresse verschiedene Ansätze möglich sind; die meisten diskutierten Daten liegen zwischen 476 und 641 n. Chr., es wurden aber auch noch spätere Zeitpunkte vorgeschlagen. Insgesamt hat es sich als sinnvoller erwiesen, von Übergangszeiträumen in den unterschiedlichen Regionen auszugehen statt von starren Jahreszahlen.

Die Frage nach dem "Ende der Antike"[Bearbeiten]

In der älteren Forschung wurde das Ende der Antike oft mit der Absetzung des Romulus Augustulus und dem faktischen Ende des Römischen Reiches im Westen 476 n. Chr. gleichgesetzt, so bspw. von Otto Seeck, der eine einflussreiche Darstellung der Spätantike verfasste (für einen deutlich späteren Zeitpunkt plädierten dagegen bereits früh Wilhelm Enßlin und Ernst Kornemann). Diese Vorstellung lässt sich in den Quellen, etwa bei Marcellinus Comes, aber erst gut 40 Jahre später fassen. Es erscheint heute als mehr als fraglich, ob die Menschen des Jahres 476 dieses ebenfalls als Zäsur begriffen haben: Es gab zwar fortan in Ravenna keinen Kaiser mehr, aber das bedeutete nur, dass die Herrschaftsrechte im Westen nun auf den zweiten römischen Kaiser in Konstantinopel übergingen. Noch Justinian hat diese Ansprüche auch tatsächlich verwirklichen wollen. In der heutigen Forschung wird dem Jahr 476 daher in der Regel nicht mehr so viel Gewicht beigemessen wie früher (siehe im deutschsprachigen Raum etwa Alexander Demandt, Heinz Bellen, Jochen Martin, Mischa Meier, Hartmut Leppin, Roland Steinacher, Henning Börm, Rene Pfeilschifter oder Hartwin Brandt).

In der deutschsprachigen althistorischen Forschung wird heute vielmehr in der Regel erst das Ende der Herrschaft Justinians im Jahre 565 als entscheidende Zäsur gewählt. Justinian I. stand noch klar in der Tradition der antiken römischen Kaiser, was unter anderem in seiner universalen Herrschaftsauffassung deutlich wird. Er war überdies der letzte Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, und betrieb zudem eine Politik, die wohl auf die Wiederherstellung des Reiches in seinen alten Grenzen abzielte (Restauratio imperii), was in Teilen sogar gelang. Der letzte große Zug der spätantiken „Völkerwanderung“, der Einfall der Langobarden in Italien, erfolgte 568, nur drei Jahre nach Justinians Tod, so dass die 560er Jahre für den ganzen Mittelmeerraum einen deutlichen Einschnitt markieren. Damit ergeben sich also die Jahre von 284 bis 565 als die derzeit in der (deutschsprachigen) Forschung gängigste Begrenzung der Epoche. Sie waren bereits im Humanismus vorgeschlagen worden, so insbesondere von Carlo Sigonio in seinen 1579 erschienenen Historiae de occidentali imperio a Diocletiano ad Iustiniani mortem.

Nicht wenige Historiker, insbesondere im anglo-amerikanischen Raum, setzen das Ende der Epoche aber deutlich später an, und zwar häufig mit dem Einbruch der Araber in den Mittelmeerraum (s.g. Pirenne-These). Diese Einschätzung der Bedeutung des arabischen Vormarsches ist für den Osten zweifellos berechtigt, kaum aber für das Fränkische Reich, denn Pirennes Annahme, islamische Seeräuber hätten die antike „Einheit der Mittelmeerwelt“ als Kultur- und Wirtschaftsraum zerstört, ist spekulativ und gilt heute allgemein als widerlegt. Andererseits: Dass die Kontakte zwischen Ost und West noch zu Beginn des siebten Jahrhunderts recht eng waren, wird heute kaum mehr bestritten; und da Ostrom sich nach den persischen und arabischen Invasionen ab etwa 610 weitgehend aus dem Westen zurückziehen musste, waren diese zumindest indirekt auch für den Westen bedeutsam. Das letzte antike Monument auf dem Forum Romanum ist die Säule des oströmischen Kaisers Phokas (602–610). Für das Oströmische Reich stellt die arabische Expansion einen massiven Einschnitt dar, da das Imperium nun im Wesentlichen auf Kleinasien und den Balkan beschränkt war und sich unter dem äußeren Druck auch im Innern vieler römisch-antiker Traditionen entledigte. Die spätrömische Phase des Ostreiches endete somit unter Kaiser Herakleios (610–641). Dementsprechend betrachten viele Forscher 284 und 641 als die Epochengrenzen der Spätantike.

Zu den anglo-amerikanischen Forschern, die in ihrer Behandlung der Spätantike über die Herrschaft Justinians hinausgreifen, gehören etwa John Bagnell Bury und – mit einer etwas eigenwilligen Epochengrenze beim Tod des Kaisers Maurikios 602 – Arnold Hugh Martin Jones. Die letzten beiden Bände der neuen Cambridge Ancient History behandeln die Jahre von 337 bis 600; die Prosopography of the Later Roman Empire die Zeit von (etwa) 260 bis 641. Averil Cameron behandelt in der 2011 erschienenen Neuauflage ihres Standardwerkes The Mediterranean World in Late Antiquity sogar die Zeit bis 700 (die Erstauflage von 1993 hatte noch 600 als Endpunkt gewählt). Vertreter dieser Ansätze, die zumeist kulturgeschichtliche Fragen in den Mittelpunkt rücken, sprechen oft von einer Long Late Antiquity, die ungefähr von 200 bis 800 gedauert habe. In Hinblick auf die politische Geschichte ist dieser Ansatz hingegen kaum haltbar.

Eine Ausweitung der Epoche bis 632/641 erscheint für Ostrom aber in der Tat sinnvoll und setzt sich zunehmend durch, da wie gesagt erst der Einfall der Araber (Islamische Expansion) den entscheidenden Einschnitt markierte. Die arabischen Truppen eroberten damals nicht nur den römischen Orient, sondern vernichteten auch das Neupersische Reich der Sassaniden. Das Sassanidenreich war die gesamte Spätantike hindurch als zweite Großmacht neben Rom ein bedeutender Machtfaktor und wird von einer wachsenden Zahl von Althistorikern (so etwa Josef Wiesehöfer, Erich Kettenhofen, Udo Hartmann, Andreas Luther, Henning Börm, Geoffrey B. Greatrex, Zeev Rubin oder Michael Whitby) in die Erforschung der Epoche mit einbezogen (vgl. auch Römisch-Persische Kriege).

Betrachtet man nur den römischen Westen, so stellt 476/480 zwar nach wie vor eine wichtige Zäsur dar – unabhängig davon, ob die Zeitgenossen das Ende des westlichen Kaisertums nun als Einschnitt empfanden oder nicht –, dennoch muss man die Zeit Theoderichs des Großen eher zur Antike als zum Mittelalter zählen, so dass es fast unmöglich ist, ein exaktes Datum festzulegen. Mindestens bis zum Langobardeneinfall 568 lässt sich antike Kultur in Italien nachweisen: Der Hof in Ravenna wurde erst 554 abgeschafft, und der weströmische Senat verschwindet sogar erst Anfang des siebten Jahrhunderts aus den Quellen. In ähnlicher Weise knüpften auch die frühen Merowinger an das antike Erbe an. Chlodwig (482–511) legte großen Wert auf römische Ehrentitel und die Anerkennung durch den Kaiser. Man muss so von einer Übergangsphase sprechen, die je nach Region unterschiedlich lange andauerte.

In Gallien markierte der Übergang der Franken zum Christentum unter Chlodwig und seinen Nachfolgern, in Italien der Einfall der Langobarden insgesamt betrachtet die Anfänge des Mittelalters in diesen Regionen. Das Problem lässt sich auch umkehren: So greifen auch viele Mediävisten, die sich mit dem Frühmittelalter beschäftigen (etwa Friedrich Prinz, Hans-Werner Goetz, Walter A. Goffart, Patrick J. Geary, Chris Wickham, Peter J. Heather, Herwig Wolfram, Ian N. Wood, Roger Collins und andere) „rückwärts“ auf die Spätantike zurück, um die Veränderungen im frühen Mittelalter zu erklären. So gehört die Spätantike zwar vornehmlich in den Zuständigkeitsbereich der Althistoriker, doch während diese eher am Fortbestand und langsamen Auslaufen antiker Strukturen interessiert sind, achten Mediävisten und Byzantinisten naturgemäß eher auf jene Entwicklungen, die in dieser Zeit ihren Anfang nahmen. Blickrichtung und Fragestellungen unterscheiden sich dementsprechend.

Die Problematik liegt letztlich darin begründet, dass die Spätantike eine Epoche des Um- und Aufbruchs und der beschleunigten Transformation in diversen regionalen Räumen war. Einerseits war noch eine starke Kontinuität zur Antike gegeben, andererseits zeichnete sich bereits die Welt des Mittelalters ab. Diese war mit der Spätantike vor allem durch die Verklammerung der Gesellschaft mit der christlichen Kirche verbunden. Kulturell kann als wichtiger Unterschied zur späteren Zeit der in der Spätantike noch vorhandene Zugriff auf die meisten klassischen Traditionen gelten. Noch im 6. Jahrhundert blühte die spätantike, an klassischen Vorbildern orientierte Literatur (Boethius, Cassiodor, Gorippus, Prokopios von Caesarea, Agathias). Die mittelalterliche Welt mit ihrer weitaus geringeren Arbeitsteilung verfügte nicht mehr über die Kapazität, die gesamte klassische Bildung zu bewahren, so dass viele Werke im lateinischen Westen verlorengingen und auch die Bildungsinstitutionen ab dem 7. Jahrhundert verfielen. Die besagte geringere Arbeitsteilung führte zudem zu einem gesunkenen Lebensstandard und dem Verlust vieler Spezialfähigkeiten, über die die (spät-)antike Gesellschaft noch verfügt hatte und über die Byzanz weiterhin prinzipiell verfügte. Allerdings hat die neuere Forschung gezeigt, dass man die einzelnen Regionen separat betrachten muss und das Frühmittelalter keineswegs eine reine Niedergangszeit war.

Die Existenz von Byzanz in einer „intakten Spätantike“[Bearbeiten]

Das Oströmische bzw. Byzantinische Reich existierte in einer relativ intakten „Spätantike“ bis zum Fall Konstantinopels 1453, da es im Osten zu einem weniger radikalen Abreißen der antiken Tradition kam als im Westen. Die Bewohner des Reiches sahen sich selbst weiterhin als „Römer“ (dagegen ist „Byzantiner“ ein moderner Begriff). Die Byzantinistik und viele Archäologen dieses Kulturraumes bezeichnen daher in etwa den gleichen Zeitraum, der auf dem Boden des Weströmischen Reichs als Spätantike gilt, in Ostrom zugleich auch als frühbyzantinisch. Für den Osten des Imperiums sind beide Begriffe mithin praktisch gleichbedeutend.

Allerdings waren auch in Ostrom trotz größerer Kontinuität die Unterschiede zwischen den Zuständen im vierten bis sechsten Jahrhundert und der dann folgenden mittel- und spätbyzantinischen Zeit sehr erheblich. Das 7. Jahrhundert war eine entscheidende Umbruchszeit. Im Ostreich ist dabei neben der arabischen Expansion auch die endgültige Verdrängung der lateinischen Amtssprache durch das Griechische unter Kaiser Herakleios als signifikanter Einschnitt zu betrachten.

Die Angriffe der Araber führten in Ostrom zudem zum Untergang der spätantiken Senatsaristokratie und zu einem erheblichen Rückgang an antiker Bildung. Zudem brachte der weitgehende militärische und ökonomische Zusammenbruch des Reiches nach 636 auch das endgültige Ende der klassischen Städte (Poleis) mit sich, die seit der Archaik den Mittelmeerraum geprägt hatten. Die Entwicklung der byzantinischen Themenordnung schließlich bedeutete auch im administrativen Bereich einen deutlichen Bruch mit der spätrömischen Tradition. All dies führt viele Forscher dazu, erst ab dieser Zeit des beschleunigten Wandels, als die Spätantike ihr Ende fand, vom „Byzantinischen“ Reich des Mittelalters zu sprechen.

Zeitleiste[Bearbeiten]

  • 284: Regierungsantritt Diokletians. Reichsreform und erfolgreiche Stabilisierung der Grenzen.
  • 285: Ernennung Maximians zum Caesar.
  • 286: Maximian wird zum Augustus im Westen ernannt.
  • 293: Constantius Chlorus wird im Westen, Galerius im Osten zum Caesar erhoben (Römische Tetrarchie).
  • 298: Galerius gelingt ein wichtiger Sieg über die Sassaniden, der im Frieden von Nisibis zu erheblichen Gebietsgewinnen für die Römer führt.
  • 1. Mai 305: Rücktritt Diokletians, der auch Maximian zu diesem Schritt zwingt.
  • 306: Tod des Constantius Chlorus. Konstantin der Große wird in York zum Kaiser ausgerufen. Zusammenbruch der tetrarchischen Ordnung.
  • 308: Kaiserkonferenz von Carnuntum, die jedoch keine dauerhafte Lösung bringt.
  • 311: Galerius toleriert im Osten des Reiches offiziell die Christen (Toleranzedikt des Galerius).
  • 28. Oktober 312: Schlacht an der Milvischen Brücke; Sieg Konstantins über Maxentius und Bekehrungserlebnis.
  • 313: Mailänder Vereinbarung: Die Christen werden durch Licinius und Konstantin offiziell toleriert.
  • 324: Alleinherrschaft Konstantins nach dem Sieg über Licinius in der Schlacht von Chrysopolis.
  • 325: Erstes Konzil von Nicäa.
  • 337: Taufe und Tod Konstantins in Achyrona, einer Vorstadt von Nikomedia. Im Anschluss daran kommt es zu einer Reihe von Morden, die die konstantinische Dynastie dezimieren. Constantius II. erhält 338 den Ostteil des Reiches, seine Brüder Constans und Konstantin II. den Westen.
  • 337/38: Zwischen Rom und Persien brechen erneut Kampfhandlungen aus, die sich über Jahre hinziehen. 350 kommt es zu einer Waffenpause, die von den Persern 359 gebrochen wird.
  • 340: Constans ist im Westen Alleinherrscher, wird aber 350 von Magnentius umgebracht.
  • um 350: Auftauchen der Chioniten im Nordosten des Perserreichs, die Bedrohung durch nomadische Angreifer nimmt wieder zu.
  • 351: Sieg Constantius’ II. bei Mursa über den Usurpator Magnentius. Nach dem Selbstmord des Magnentius 353 ist Constantius II. Alleinherrscher.
  • 361: Kaiser Julian zieht gegen Constantius, der jedoch vor dem Zusammenstoß stirbt, und Julian angeblich zu seinem Nachfolger ernannt hat. Letzte Renaissance des Heidentums.
  • 363: Tod Julians während seines Persienfeldzugs. Jovian folgt ihm nach und schließt einen Friedensvertrag mit den Sassaniden, durch den die unter Galerius eroberten Gebiete wieder an Persien fallen.
  • 364: Valentinian I. wird Kaiser. Er führt erfolgreich Feldzüge gegen die Germanen am Rhein und setzt seinen Bruder Valens als Kaiser im Osten ein.
  • Ab 375: Beginn der „Völkerwanderung“ im engeren Sinne. Die Hunnen vernichten das Reich der Ostgoten in Südrussland. Gratian wird Kaiser im Westen.
  • 376: Donauübergang der Goten und Aufnahme ins Römische Reich.
  • 378: Schlacht von Adrianopel. Strategische Fehler führen zur Vernichtung des Großteils des oströmischen Heeres und zum Tod des Valens.
  • 379: Gratian setzt Theodosius I. als Kaiser im Osten ein.
  • 382: Gotenvertrag. Theodosius siedelt die Donaugoten als Foederaten auf römischem Boden an.
  • 384: Streit um den Victoriaaltar in Rom.
  • 388: Theodosius lässt den Usurpator Magnus Maximus, der sich nach der Ermordung Gratians 383 im Westen behaupten konnte, hinrichten und überträgt Valentinian II. den Westen.
  • 392: Valentinian II. stirbt unter unklaren Umständen, Eugenius wird von Arbogast zum Kaiser im Westen erhoben.
  • 394: Theodosius marschiert in den Westen und wirft die Erhebung des Eugenius in der blutigen Schlacht am Frigidus nieder. Dies bedeutet zugleich den endgültigen Triumph des Christentums. Ein letztes Mal wird die Reichseinheit auch faktisch verwirklicht.
  • 17. Januar 395: Tod Theodosius’ des Großen und anschließende „Reichsteilung“. Sein Sohn Arcadius erhält den Osten, sein anderer Sohn Honorius den Westen. Es kommt in der Folgezeit zu latenten Spannungen zwischen den beiden Reichsteilen, da die Höfe um den Vorrang streiten. Raubzüge meuternder Goten unter Alarich I. auf der Balkanhalbinsel.
  • Neujahrsnacht 406/407: Rheinübergang von 406 und Zusammenbruch der Rheingrenze. Germanische Gruppen ziehen in großer Zahl nach Gallien und Spanien (nach Ansicht einiger Forscher geschah dies bereits ein Jahr früher).
  • 408: Ermordung Stilichos. Die Konflikte im Westreich eskalieren.
  • 24. August 410: Plünderung Roms durch Alarichs Krieger. Endzeitstimmung im Westreich.
  • 418: Ansiedlung der Westgoten als römische Foederaten in Aquitanien.
  • um 420: zunehmende Angriffe nomadischer Gruppen auf die Nordostgrenze des Sassanidenreichs (Iranische Hunnen).
  • 439: Einnahme Karthagos durch die Vandalen unter Geiserich und damit für fast 100 Jahre Verlust der Provinz Africa.
  • 451: Einbruch der Hunnen in den Westen des Römischen Reiches. Der Heermeister des Westens, Aëtius, stoppt Attila in Gallien.
  • 453: Tod Attilas. Zusammenbruch des Hunnenreichs an der Donau (454/55).
  • 454: Valentinian III. versucht sich vom Einfluss seines mächtigen Heermeisters Aëtius zu befreien und ermordet ihn. Der Kaiser fällt nur wenige Monate später einem Attentat zum Opfer. Ende der theodosianischen Dynastie.
  • 455: Plünderung Roms durch die Vandalen. Westrom wird in den folgenden Jahren von eher schwachen „Schattenkaisern“ regiert und verliert endgültig die Kontrolle über die verbliebenen Provinzen außerhalb Italiens.
  • 468: Eine gemeinsame Aktion west- und oströmischer Truppen gegen das Vandalenreich scheitert katastrophal.
  • Anfang September 476: Absetzung des Romulus Augustulus durch meuternde Truppen unter Odoaker. Ende des weströmischen Kaisertums.
  • 480: Tod des letzten von Ostrom anerkannten Westkaisers, Julius Nepos.
  • 481/82–511: Chlodwig I. begründet das merowingische Frankenreich.
  • 493–526: Der Ostgote Theoderich der Große herrscht über Italien.
  • 502: Beginn erneuter Kampfhandlungen mit Persien unter Kavadh I., unterbrochen von kurzen Pausen bis zum sogenannten „ewigen Frieden“ im Jahr 532.
  • 527–565: Kaiser Justinian herrscht über Ostrom.
  • 529: Schließung der athenischen Akademie und Gründung des Benediktinerordens (Kloster Monte Cassino).
  • 533: Rückeroberung Nordafrikas durch oströmische Truppen.
  • 535–552: Rückeroberung Italiens durch kaiserliche Armeen im verlustreichen Gotenkrieg; die einstige Kernprovinz Westroms ist ausgeblutet.
  • 540: Chosrau I. bricht den Frieden mit Ostrom, Beginn eines jahrzehntelangen Ringens zwischen Ostrom und Persien, unterbrochen von kurzen Friedenszeiten.
  • 541: Ausbruch der Pest im Mittelmeerraum. Die folgenden verheerenden Krankheitswellen dauern bis ins 7. Jahrhundert an.
  • 552: Rückeroberung Südspaniens durch oströmische Truppen.
  • 554: Abschaffung des weströmischen Hofes durch Justinian.
  • 568: Einfall der Langobarden in Italien. Ende der Völkerwanderungszeit.
  • 572: Erneuter Ausbruchs des Kriegs zwischen Ostrom und Persien; die Römer nehmen Kontakt zu den Türken in Zentralasien auf (Sizabulos); der Krieg dauert bis 591 an.
  • Um 580: Beginn der slawischen Landnahme auf dem Balkan.
  • 602/3–628: Letzter und größter Krieg zwischen Ostrom und den Sassaniden. Der Perserkönig Chosrau II. leitet die Eroberung der orientalischen Provinzen Ostroms ein. Kaiser Herakleios gelingt es schließlich mit größter Mühe, die Perser zu schlagen, die die besetzen Territorien um 630 räumen.
  • Um 625: In Ostrom löst Griechisch endgültig Latein als Amtssprache ab.
  • ab 628: Persien versinkt für Jahre in innenpolitischen Wirren. Die Folgen sind rasche Thronwechsel und eine Destabilisierung der staatlichen Ordnung.
  • 632: Tod Mohammeds und Beginn der islamischen Expansion, die durch die Erschöpfung Ostroms und Persiens erheblich begünstigt wird.
  • 636: Die Schlacht am Jarmuk führt in der Folge zum Verlust des römischen Orients (Syrien und 642 Ägypten) an die Araber.
  • 651: Ermordung des letzten sassanidischen Großkönigs Yazdegerd III. und Ende des Perserreiches.
  • 662/63: Kaiser Konstans II. verlegt die oströmische Residenz vorübergehend nach Sizilien; nach seiner Ermordung 668 wird dies rückgängig gemacht.
  • 693: In den für den Islam eroberten Gebieten werden erstmals neue Münzen geprägt, nun mit islamischen Motiven. Bald darauf wird Griechisch als Amtssprache offiziell durch Arabisch ersetzt.
  • 698: Karthago fällt an die Araber.
  • um 700: Die Araber beginnen nach der Eroberung Irans mit dem Angriff auf Zentralasien, wo ihnen aber jahrzehntelang erbittert Widerstand geleistet wird
  • 711: Untergang des Westgotenreichs in Spanien, Ende der Herakleischen Dynastie in Byzanz.
  • 750: Die Abbasiden stürzen im Kalifat die Umayyaden.
  • 751: Absetzung des letzten Merowingers Childerich III. im Frankenreich. Im selben Jahr ereignet sich die Schlacht am Talas (Ende der chinesischen Expansion nach Zentralasien) und die Langobarden erobern das Exarchat von Ravenna.
  • 800: Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt.

Geschichtlicher Grundriss[Bearbeiten]

Voraussetzungen: Die Zeit der Reichskrise im 3. Jahrhundert[Bearbeiten]

Die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts (235–284/85) hatte das Römische Reich destabilisiert. Im Inneren flackerten immer wieder Bürgerkriege auf, denn die auf Augustus zurückgehende römische Monarchie, das Prinzipat, erwies sich bereits seit dem Tod des Commodus 192 als zunehmend instabil. Von außen war das Imperium seit den 220er Jahren zudem verstärkt der Gefahr eines Mehrfrontenkrieges ausgesetzt: Durch die fast zeitgleich stattfindende Errichtung des persischen Sassanidenreichs, des großen Gegners Roms im Osten (siehe Römisch-Persische Kriege), sowie die Formierung tribaler germanischer Großverbände in der Rheinregion (gentes wie die Alamannen und Franken) verkomplizierte sich die außenpolitische Lage Roms.

Die Römer verloren seit etwa 240 – erstmals seit Jahrhunderten – wohl zeitweilig die militärische Initiative: Das Sassanidenreich gilt gemeinhin als schlagkräftiger und aggressiver als das Partherreich, das es ablöste; allerdings ist diese herkömmliche Ansicht in der neueren Forschung teils auch bezweifelt worden. Dem Perserkönig Schapur I. gelangen im Rahmen seiner Feldzüge mehrere Erfolge; der größte war sicherlich der Sieg über Kaiser Valerian im Jahr 260, der sogar in persische Gefangenschaft geriet, in der er auch starb.

Fest steht, dass vor allem die militärische Sicherung des von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien in den folgenden vier Jahrhunderten dauerhaft ein Problem für die Römer darstellen sollte. Die daher notwendige Verlegung von Einheiten von Rhein und Donau in den Orient verschlechterte zugleich die Lage an der Nordgrenze des Imperiums. Denn auch die Schlagkraft der neuen germanischen Großverbände lag höher als die der kleineren Stammesgruppen früherer Zeit; zudem scheint es hier bereits im späten 2. Jahrhundert zur Zuwanderung aggressiver, kaum romanisierter Gruppen aus dem Inneren Germaniens gekommen zu sein. An der Donau bedrohten unter anderem die Goten und Sarmaten den römischen Balkanraum. In den 250er und 260er Jahren unternahmen Goten, Heruler und Boraner Plünderungszüge bis nach Griechenland und (per Schiff) in das nördliche Kleinasien. Eine wichtige Quelle für diese Geschehnisse stellen die (fragmentarisch erhaltenen) Schilderungen des Dexippos dar.

Der äußere Druck hinterließ deutliche Spuren, denn ganze Legionen wurden an den Fronten im Norden und Osten förmlich aufgerieben. Die verschlechterte geopolitische Lage des Imperium Romanum verlangte nach einer Vergrößerung der kaiserlichen Armee; die Finanzierung dieser Maßnahme machte wiederum eine intensivere Nutzung der Ressourcen – vor allem also Steuererhöhungen – notwendig. Bereits die Severer (193–235) hatten den Sold der Armee massiv erhöht, um sich der Loyalität der Truppen zu versichern, und damit den Finanzbedarf des Staates stark vergrößert. Zugleich sank das Ansehen des Kaisertums. Die Soldatenkaiser hatten seit 235 notgedrungen Wege suchen müssen, diese Probleme zu meistern. Im Inneren war es unter ihnen teilweise zu einer Handlungsunfähigkeit der zentralen Verwaltung gekommen sowie zur zeitweiligen Loslösung von Teilgebieten des Imperiums (siehe Gallisches Sonderreich und Palmyra). Speziell der zeitweise Verlust der orientalischen Provinzen erwies sich als problematisch, zumal Persien weiterhin eine potentielle Bedrohung darstellte.

Immer wieder hatten zudem einzelne Heeresabteilungen eigene Kaiser ausgerufen; diese Usurpatoren hatten dann Bürgerkriege mit dem jeweils amtierenden princeps geführt, die die Verteidigungskraft des Reiches gegen die äußeren Feinde noch weiter schwächten. Insgesamt ist umstritten, ob die inneren Konflikte und Bürgerkriege eine militärische Schwäche hervorriefen, die die zeitweiligen Erfolge der äußeren Feinde Roms überhaupt erst möglich machte, oder ob umgekehrt die Bedrohungen von außen die inneren Probleme des Reiches verursachten – da beides untrennbar miteinander verknüpft war, lässt sich kaum eine eindeutige Antwort geben. Allerdings war es den Kaisern seit 268 langsam gelungen, der Krise (die keineswegs alle Bereiche des Imperiums gleichermaßen betroffen hatte) Herr zu werden. Ab 270 konnte die Herrschaft der Zentralregierung über das Gesamtreich gewaltsam wiederhergestellt werden; anschließend stabilisierten sich auch die Außengrenzen wieder, da die römischen Truppen nicht mehr durch ständige Bürgerkriege gebunden waren. Als schwieriger erwies es sich, die schwer erschütterte Autorität des Kaisertums wieder dauerhaft zu festigen.

In den drei Jahrhunderten seit der Begründung der römischen Monarchie durch Augustus (27 v. Chr.) war die staatliche Organisation des Imperiums im Wesentlichen stets dieselbe geblieben; erst seit den späten 250er Jahren hatten die Soldatenkaiser hier notgedrungen nach neuen Ansätzen gesucht und dabei vielfach improvisiert. Wesentliche Weichenstellungen nahmen dabei die Kaiser Gallienus, Aurelian und Probus vor, die das Imperium Romanum schrittweise wieder konsolidierten, die Legitimitätskrise der Monarchie aber noch nicht überwinden konnten.

Trotz aller außen- und innenpolitischen Probleme in der Zeit der sogenannten Reichskrise, sollten die Krisensymptome aber auch nicht übertrieben herausgestellt werden. Denn während manche Teile des Reiches von den folgenden Ereignissen hart getroffen wurden, prosperierten andere weiterhin. In diesem Sinne dürfen einzelne Krisensymptome nicht verallgemeinert und überbewertet werden – zumal fraglich ist, ob selbst auf dem Höhepunkt der Krise um 260 von einer wirklich existentiellen Bedrohung gesprochen werden kann.

Diokletian – Stabilisierung und Reform[Bearbeiten]

Mit dem Regierungsantritt Diokletians im Jahr 284 trat das Römische Reich in seine Spätphase ein. Diokletian, im Grunde selbst ein Soldatenkaiser, bemühte sich nun, den römischen Staat weiter zu stabilisieren und systematisch zu reformieren. Dabei griff er zahlreiche Ansätze auf, die bereits von seinen Vorgängern als Antwort auf die Krise entwickelt worden waren. Mit seinen Reformen lässt die Forschung traditionell und mit gutem Grund den Prinzipat enden, da sie in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang bedeuteten, obwohl sie zugleich keineswegs einen vollständigen Bruch mit der Vergangenheit darstellten. Die Maßnahmen waren für die folgenden drei Jahrhunderte prägend; die von Diokletian und Konstantin geschaffenen Strukturen wurden erst am Ende der Antike wieder aufgegeben.

So kam es unter Diokletian zu einer grundlegenden Reform der Verwaltung, zu einer stärkeren Zentralisierung und Bürokratisierung. Die Provinzen wurden verkleinert. Der zivile Sektor wurde grundsätzlich vom militärischen getrennt, an diesem Prinzip wurde dann bis zum Ende der Epoche festgehalten. Das Reich wurde in Diözesen eingeteilt, um so eine bessere Verwaltung zu garantieren; gleichzeitig wurden die Provinzen verkleinert. Um dem Staat stetig fließende Steuereinnahmen zu sichern, wurde das Capitatio-Iugatio-System (im Wesentlichen handelt es sich um eine Kombination von Kopf- und Grundsteuer, die regelmäßig geschätzt wurde) geschaffen, das die Berechnung der Abgaben erleichterte. Es wurde eine Währungsreform in Angriff genommen – um der grassierenden Inflation noch entgegenzutreten, hatte Diokletian auf einschneidende Maßnahmen zur Preiskontrolle gesetzt –, der jedoch wohl kein durchschlagender Erfolg beschieden war.

Zentrales Element der Heeresreform war die Aufteilung in ein Feldheer (Comitatenses) und ein Grenzheer (Limitanei) mit dem Ziel, dass Durchbrüche an der Grenze leichter mit dem Bewegungsheer abgefangen werden konnten (die Trennung zwischen ihnen war allerdings wohl nicht so strikt, wie die Forschung lange annahm). Diese Reformen sollten sich insgesamt bewähren und dem Chaos, das teils noch in der Zeit der Soldatenkaiser geherrscht hatte, ein Ende bereiten sowie die Grenzverteidigung an Rhein und Donau stärken. Im Osten behauptete sich Rom nun auch gegen die Sassaniden, die 297/98 von Diokletians Caesar Galerius geschlagen und 298/99 zu einem für sie unvorteilhaften Frieden gezwungen wurden, der bis 337 hielt.

Weniger Erfolg hatte Diokletian allerdings mit dem von ihm erdachten Regierungssystem der Tetrarchie (Viererherrschaft), das je zwei Seniorkaiser (Augusti) und zwei Juniorkaiser (Caesares) vorsah und zudem religiös durch die künstliche Adoption durch die Götter zementiert wurde: So nahm etwa Diokletian selbst, der als senior Augustus auch in diesem System weiterhin die bestimmende Figur war, den Beinamen Iovius an (etwa = Schützling und Abkömmling des Gottes Jupiter). Die Überhöhung und sakrale Legitimation des Kaisertums sollte offensichtlich dazu dienen, den Verlust an Ansehen und Autorität, den es während der Reichskrise erlitten hatte, zu kompensieren. Dieser Ansatz sollte später von Konstantin unter ganz anderen – christlichen – Vorzeichen aufgegriffen werden.

Vermutet wird, dass die demonstrative Bindung der Kaiser an die traditionellen Kulte ein Grund für die Durchführung der letzten großen Christenverfolgung war, die 303 begann. Nach über vier Jahrzehnten der faktischen Duldung traf diese Attacke die Gemeinden hart und überraschend. Allerdings erwies sich die kirchliche Struktur bereits als derart gefestigt, dass sie durch eine Verfolgung nicht mehr zu zerstören war. Zudem scheinen die Maßnahmen nur im Osten des Reiches in aller Härte umgesetzt worden zu sein. 311 beendete Galerius in einem Toleranzedikt endgültig die Christenverfolgung und sanktionierte die Ausübung der christlichen Religion.

Die Auflösung der Tetrarchie nach Diokletians freiwilligem Rücktritt im Jahr 305 zeigte, dass sich deren System letztlich nicht gegen die dynastische Idee durchsetzen konnte, die vor allem Konstantin der Große wieder intensiv propagierte. Das diokletianische Konzept eines Mehrkaisertums hingegen sollte sich bewähren: außer zwischen 361 und 364 gab es fortan bis 476/80 immer mehr als einen Kaiser (Augustus oder Caesar) im Römischen Reich, zwei Kaiserhöfe sogar noch bis 554.

Konstantin der Große und der Durchbruch des Christentums[Bearbeiten]

Konstantin der Große, der Sohn des Tetrarchen Constantius Chlorus, setzte sich in dem blutigen Machtkampf durch, der kurz nach dem Rücktritt Diokletians 305 entbrannt war 306 war er nach dem Tod seines Vaters von dessen Soldaten in York zum Kaiser ausgerufen worden, wurde von den anderen Tetrarchen aber nicht akzeptiert. Zuerst bekämpfte Konstantin Maxentius, den Sohn des Tetrarchen Maximian, der sich ebenfalls gegen die diokletianische Ordnung gestellt hatte und Italien kontrollierte. Im Zuge des Machtkampfes zwischen Konstantin und Maxentius kam es schließlich 312 zur Schlacht an der Milvischen Brücke, die ersterer für sich entschied. Damit hatte Konstantin den Westen des Imperiums für sich gewonnen.

Ab 324 war Konstantin dann Alleinherrscher des Römischen Reiches (mit seinen Söhnen als Caesares), nachdem er auch seinen letzten Konkurrenten Licinius, mit dem er sich 313 noch verständigt hatte (Mailänder Vereinbarung, in der die ungestörte Ausübung des Christentums reichsweit legalisiert wurde), in zwei Kriegen ausgeschaltet hatte. Konstantin baute anschließend die Reformen Diokletians weiter aus. In der Verwaltung schuf er neue Hofämter, wandelte den praefectus praetorio in den höchsten Zivilbeamten um und führte zusätzliche Steuern ein, wobei er den Solidus als neue Leitwährung etablierte. Im militärischen Bereich gehen das Amt des magister militum (Heermeister) und die endgültige Teilung des Heeres in ein Bewegungs- und ein Grenzheer auf ihn zurück.

Unter seiner Herrschaft erfolgte auch der am weitesten reichende Schritt eines römischen Kaisers seit der Begründung des Prinzipats durch Augustus: die Förderung des nur Jahre zuvor noch verfolgten Christentums als staatlich anerkannte und sogar privilegierte Religion (Konstantinische Wende). Es hieß, ihm sei bereits vor der Schlacht an der Milvischen Brücke das Zeichen des Kreuzes erschienen, und er habe seinen anschließenden Sieg unter diesem Zeichen errungen. Ab 324 setzte er diese neue Religionspolitik reichsweit um.

Konstantins Verhältnis zum Christentum – das er keineswegs schon zur Staatsreligion erhob – ist in der Forschung weiterhin umstritten. Am ehesten kann man ihn vielleicht als Anhänger des Christengottes und Förderer des Christentums bezeichnen, ohne dass dies etwas über seine Beziehung zu den anderen Kulten aussagen muss; allerdings betonen manche Forscher durchaus die persönliche Religiosität des Kaisers. Heiden konnten jedoch weiterhin ihre Kulte ausüben und hatten Zugang zu hohen und höchsten Staatsämtern, wenngleich Christen nun oft bevorzugt wurden. Uneins ist sich die Forschung vor allem in Hinblick auf die Motive hinter der veränderten Religionspolitik. Mehrere Historiker nehmen an, dass das Bekenntnis des Kaisers zum neuen Glauben religiös-persönlichen, nicht politischen Motiven entsprang und daher ernst zu nehmen sei. Andere dagegen sehen in Konstantins Wendung zum Monotheismus christlicher Prägung eine eher rationale Entscheidung, nämlich eine flankierende Maßnahme, die sein Streben nach der alleinigen Macht legitimieren und die prekäre römische Monarchie auf eine solidere Grundlage habe stellen sollen: So wie es nur einen Gott gebe, so solle es auch auf Erden nur einen Kaiser geben. Diese gezielte Verflechtung von Herrschaft und Religion wird teils als „imperialer Monotheismus“ bezeichnet. Ebenso ist es möglich, dass beide Aspekte eine Rolle gespielt haben. Fest steht jedenfalls, dass Konstantin seine Söhne im christlichen Glauben erziehen ließ, der Kirche reiche Geschenke machte und die Macht der Bischöfe stärkte. Er sicherte außerdem die Rhein- und Donaugrenze, konnte die Goten in die Schranken weisen und schloss 332 einen Vertrag mit ihnen ab. Außenpolitisch stand das Reich unter ihm zuletzt so gut da wie seit dem frühen 3. Jahrhundert nicht mehr.

Ein weiteres in die Zukunft weisendes Ereignis in seiner Regierungszeit war die Errichtung einer neuen Residenz: Konstantinopel, die „Stadt des Konstantin“, das Neue Rom, das 330 eingeweiht wurde, entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zur Hauptstadt des östlichen Reichsteils. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt nach Osten, in die ökonomisch stärkere Hälfte des Imperiums. Kurz vor dem Beginn eines geplanten Feldzugs gegen das Sassanidenreich verstarb Konstantin im Mai 337 in der Nähe von Nikomedia. Er ließ sich, wie zur damaligen Zeit keineswegs unüblich, erst kurz vor seinem Tod taufen.