Weströmisches Reich

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Das s.g. Weströmische Reich, auch Westrom oder Westreich, entstand im Jahre 395 durch die Reichsteilung von 395 im spätantiken Römischen Reich in 2 Verwaltungseinheiten mit je einem Kaiser. Der Regierungssitz in Westrom war zunächst Mailand und dann Ravenna. Die Kaiser des Oströmischen Reichs (auch Ostrom oder Byzantinisches Reich) residierten in Konstantinopel. Die Politik in beiden Reichshälften konnte sich jedoch erheblich unterscheiden, zumal vor allem im Westen die Kaiser bald in Abhängigkeit von den hohen Militärs gerieten.

Formal handelte es sich bei Westrom nie um einen eigenständigen Staat, sondern lediglich um die Westhälfte des unteilbaren Imperium Romanum. Ostrom wurde nach dem Untergang Westroms eigenständig und stellte die ungebrochene Fortsetzung des römischen Staates dar.

Als Ende des Weströmischen Reiches wird in älterer Literatur meist die Absetzung des Kaisers Romulus Augustus durch den meuternden weströmischen Heerführer Odoaker im Jahr 476 gesehen. Der Zeitpunkt ist in der neueren Forschung umstritten. Mögliche Endpunkte sind

  • der August 475 mit der Vertreibung des letzten vom oströmischen Augustus Zeno als legitim anerkannten weströmischen Kaisers Julius Nepos durch den weströmischen Feldherrn Orestes
  • der September 476 mit der Absetzung des jugendlichen Usurpators und Gegenkaisers Romulus Augustus durch den meuternden weströmischen Heerführer Odoaker
  • das Jahr 480 mit der Ermordung des in die Provinz Dalmatia geflohenen Julius Nepos, der sich trotz Vertreibung weiterhin als Augustus (Kaiser) Westroms betrachtet hatte und als solcher vom oströmischen Kaiser anerkannt war
  • der Untergang des Reiches von Soissons im Jahre 486 oder 487 infolge der Niederlage des Römers Syagrius in der Schlacht von Soissons gegen den Franken Chlodwig I.
  • die Ermordung Odoakers durch Theoderich 493 und der anschließende Beginn der ostgotischen Herrschaft über Italien
  • die 554 erfolgte Abschaffung des weströmischen Hofes durch Justinian I., da die meisten staatlichen Institutionen, insbesondere der Senat und der (nun kaiserlose) weströmische Hof, auch nach 476 noch jahrzehntelang fortbestanden hatten
  • der Einfall langobardischer Krieger in Italien im Jahr 568, durch den große Teile der Apenninhalbinsel der kaiserlichen Herrschaft entzogen wurden.