Alte Geschichte

Aus Twilight-Line Medien

Die Alte Geschichte ist im Fächerkanon der an Universitäten gelehrten Geschichtswissenschaft derjenige Teil, der das „klassische“ griechisch-römische Altertum (Antike) bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. behandelt. Wissenschaftler, die sich mit Alter Geschichte befassen, werden Althistoriker genannt.

Das Fach kann an den meisten Universitäten im deutschsprachigen Raum studiert werden; an fast allen deutschen Hochschulen ist das Fach integraler Bestandteil der historischen Studiengänge. Manchmal ist die Alte Geschichte dabei institutionell auch in altertumswissenschaftlichen Instituten angesiedelt, etwa in Kiel, Halle oder Rostock. In der deutschen Hochschulpolitik ist die Alte Geschichte mit derzeit insgesamt 74 Professuren an 52 Universitäten als Kleines Fach eingestuft.

Inhalte und Abgrenzung[Bearbeiten]

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Alte Geschichte heute alle Gebiete und Zeitabschnitte zum Gegenstand hat, die zur antiken griechischen oder römischen Kultur gehörten bzw. mit dieser in unmittelbarem Kontakt standen.

Die Alte Geschichte beschäftigt sich dabe, im Unterschied zur Klassischen Archäologie und zur Ur- und Frühgeschichte, vornehmlich mit den schriftlichen Hinterlassenschaften der Menschen, auch wenn Althistoriker gegebenenfalls auch nicht-schriftliche Quellen auswerten. Das Altertum „beginnt“ daher im weitesten Sinne mit den frühesten schriftlichen Zeugnissen der Alten Welt in historischer Zeit, also mit den Keilschriften der Sumerer, den ägyptischen Hieroglyphen und der kretischen Linearschrift A (ca. 1900–1450 v. Chr.), deren Sprache bisher unbekannt ist. In der Praxis überlassen die Althistoriker diese Themenfelder aber anderen Disziplinen wie der Ägyptologie oder Assyriologie.

Im engeren Sinne und in der Praxis „beginnt“ die Alte Geschichte heute frühestens mit der mykenischen Kultur (um 1600–1000 v. Chr.; damals verwendete man die Linearschrift B, um ein frühes Griechisch zu schreiben). Da nur sehr wenige Althistoriker diese Schrift lesen können, wird die wesentliche Zäsur aber durch die Übernahme des Alphabets durch die Griechen im frühen 8. Jh. v. Chr. markiert.

Der von der Alten Geschichte bearbeitete Zeitraum „endet“ mit dem Übergang der Spätantike ins Mittelalter, der verschieden angesetzt wird: Traditionell datierte man das Ende der Antike oft auf das Jahr 476 (Absetzung des Usurpators Romulus Augustulus als letztem in Italien herrschenden weströmischen Kaiser durch Odoaker). In den vergangenen Jahrzehnten hat sich dies durch das stark gestiegene Forschungsinteresse an der Spätantike deutlich verschoben: Heute wählt man in der Regel frühestens den Tod Kaiser Justinians (565), meist aber den Beginn der Islamischen Expansion (632) oder den Tod des Kaisers Herakleios (641) als markantesten Einschnitt; teils werden noch spätere Zäsuren angesetzt. Die Übergangszeit von der Antike zum Mittelalter wird dabei nicht nur von der Alten Geschichte, sondern auch von der Byzantinistik und Frühmittelalterforschung behandelt.

Die weitaus meisten Althistoriker forschen heute über die Zeit zwischen ca. 800 v. und ca. 600 n. Chr.; jedoch befassen sich einige auch mit den Jahrhunderten vor 800 v. Chr. (Griechische Dunkle Jahrhunderte und kretisch-mykenische Zeit), die insgesamt aber vorwiegend von Archäologen erforscht werden. Der Berichtszeitraum der Année philologique, der wichtigsten altertumswissenschaftlichen Bibliographie, reicht vom zweiten vorchristlichen Jahrtausend bis zum Jahr 800 n. Chr.

In geographischer Hinsicht gehören zum „Kerngebiet“ der Alten Geschichte alle Regionen, die Teil des Römischen Reichs zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan waren. Dies ist aber nur eine Faustregel: Althistoriker, die sich mit dem Hellenismus befassen, blicken im Osten unter Umständen bis Vorderindien, da diese Gebiete zum Alexanderreich und zeitweilig auch zum Herrschaftsbereich der Seleukiden und anderer makedonischer Dynastien zählten. Die Alte Geschichte ist damit im Wesentlichen die Geschichte Griechenlands und Roms (bzw. der Mittelmeerwelt) sowie der Kontakte der Griechen und Römer zu ihren Nachbarvölkern (Karthager, Germanen, Perser etc.). Dabei ist die Eingrenzung des Faches weniger inhaltlich als vor allem durch Konvention und Herkommen begründet.