Linearschrift B

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Linearschrift B (in Abgrenzung zur älteren Linearschrift A), kurz auch Linear B genannt, ist die Silbenschrift der mykenischen Kultur Griechenlands. Sie wurde vom 15. Jahrhundert v. Chr. bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. ausgehend von Knossos auf Kreta und dem griechischen Festland verwendet. Ihr Gebrauch ist aus den Perioden SM II bis SM III B der bronzezeitlichen minoischen Kultur bezeugt.

Bekannt sind etwa 90 Silbenzeichen, 160 Zeichen mit Wortbedeutung sowie diverse Zahlzeichen. Geschrieben wurde von links nach rechts.

Die Schrift ist in Unicode in den Blöcken Linear-B-Silbenzeichen, Linear-B-Ideogramme und Ägäische Zahlzeichen enthalten und ist somit für den Gebrauch auf Computersystemen standardisiert.

Funde[Bearbeiten]

Bekannt wurde die Schrift im Jahr 1878 durch einen Fund auf Kreta. Die Bezeichnung „Linearschrift B“ wurde von Sir Arthur Evans, dem Ausgräber von Knossos geprägt, und bezeichnet das Aussehen der mit einzelnen Linien in Tontäfelchen geritzten Schriftzeichen. Wegen der engen Verwandtschaft mit der Linearschrift A wurden aufgefundene Tontäfelchen und ähnliche zunächst für minoisch gehalten.

Funde von Tontäfelchen (die Sigel jeweils in Klammern) stammen zudem hauptsächlich noch aus den Palastarchiven von Pylos (PY), die von Carl Blegen aufgedeckt wurden. Weitere Täfelchen, die auf eine Palastverwaltung hinweisen, kommen aus den Fundstätten von Iklaina in Messenien (IK), Agios Vasilios in Lakonien (HV), Mykene (MY) und Tiryns (TI) in der Argolis, Theben (TH) in Böotien, Volos (VOL) in Thessalien, sowie Chania (KH) auf Kreta. Zudem wurden Vasen mit aufgemalten Schriftzeichen an mehreren Orten gefunden, so u. a. in Tiryns, Midea, Mykene, Eleusis, Kreusis, Orchomenos und im thessalischen Dimini auf dem Festland sowie Chania, Knossos, Malia und Prinias auf Kreta.

Außerhalb von Griechenland stammt bisher eine nicht gesicherte Vasenaufschrift aus Sidon (Libanon). Auf der kleinen italienischen Insel Vivara im Golf von Neapel, auf der sich vor allem viele Importe aus frühmykenischer Zeit fanden, wurden sowohl Tonplomben mit einzelnen Zeichen als auch Fragmente eines Täfelchens aus Tuff mit numerischen Notizen entdeckt, das starke Ähnlichkeiten zu den palmblattförmigen Linear-B-Tontäfelchen aus Griechenland aufweisen soll. Hinzu kommen aus der bronzezeitlichen Befestigung bei Bernstorf zwei im Jahr 2000 gefundene Bernsteinamulette mit je drei Zeichen einer frühen Linear-B-Schrift. Sollte die Echtheit dieses Fundes eindeutig erwiesen werden, lieferte er einen wichtigen Beleg für die Handelswege des 15. Jahrhunderts v. Chr.