Diokletian

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Diokletian (geb. zwischen 236 und 245 in Dalmatia, gest. um 312 in Spalatum) war von 284 bis 305 römischer Kaiser. Mit seiner Thronbesteigung begann die Diokletianische Ära.

Diokletian leitete Reformen ein, durch die das Römische Reich die Reichskrise des 3. Jahrhunderts endgültig überwand und die Zeit der Soldatenkaiser beendet wurde. Die wichtigsten Reformen wurden im Bereich der Verwaltung durchgeführt, darunter eine umfangreiche Reform des Provinzialwesens. Diokletian führte das Herrschaftsmodell der Tetrarchie ein. Während die Verwaltungsreformen zu einer stärkeren Bürokratisierung führten, die während der ganzen restlichen Spätantike anhielt und noch zunahm, fiel das tetrarchische System schon bald nach Diokletians Abdankung in sich zusammen.

Mit der Regierungszeit Diokletians verbindet die althistorische Forschung aufgrund seines umfassenden Reformwerks, das von Konstantin fortgesetzt und vollendet wurde, traditionell einen Einschnitt: Die Epoche des Prinzipats endete und die Spätantike setzte ein.

Leben[Bearbeiten]

Frühe Jahre und die Begründung der Tetrarchie[Bearbeiten]

Diokletian wurde um 240 im lateinischsprachigen Teil Illyriens (vielleicht in Dioclea in der Nähe von Salona) geboren. Es gibt unterschiedliche Angaben zwischen 236 und 245, sein Geburtstag scheint einem erhaltenen Bericht zufolge der 22.12. gewesen zu sein. Er stammte offenbar aus einfachen Verhältnissen. Lt. Eutrop war er entweder der Sohn eines Schreibers oder ein Freigelassener eines Senators namens Anullinus. Verheiratet war er mit Prisca.

Diokletian hatte sich in der Armee bis zum Befehlshaber der Gardeeinheit protectores domestici (der kaiserlichen Leibgarde) hochgedient, als man ihn am 20. November 284 in Nikomedia zum römischen Kaiser ausrief, nachdem Kaiser Numerian auf rätselhafte Weise den Tod gefunden hatte. Er änderte daraufhin seinen Namen in Gaius Aurelius Valerius Diocletianus. Unmittelbar im Anschluss an die Ausrufung zum imperator und die Erhebung zum princeps soll er seinen Rivalen Aper mit eigener Hand erschlagen haben. Im Frühling 285 traf er in der Schlacht am Margus auf das Heer des legitimen Kaisers Carinus, des älteren Bruders und Mitkaisers seines Vorgängers Numerian. Obwohl Diokletians Heer unterlag, wurde Carinus nach der Schlacht aus unklaren Gründen von seinen eigenen Leuten ermordet. Mit dessen Tod war Diokletian der unbestrittene Herrscher des Imperiums – und sah sich nun mit dessen Problemen konfrontiert.

Das Römische Reich war im 3. Jahrhundert (vor allem in der Zeit um 260) von Krisen heimgesucht worden. Die außenpolitische Lage war, trotz der Erfolge Aurelians, noch immer bedenklich, zumal ein Herrscher alleine unmöglich an allen Brennpunkten gleichzeitig sein konnte. Die Soldaten neigten dazu, siegreiche Feldherren zu Kaisern auszurufen, was zu zahlreichen Usurpationen geführt hatte. Diokletian reagierte auf diese Probleme, indem er das Herrschaftssystem der Tetrarchie einrichtete, bei dem zwei Seniorkaiser (Augusti) und zwei Unterkaiser (Caesares) über einen jeweils eigenen Reichsteil herrschten, Gesetze jedoch im Namen des gesamten Kollegiums erlassen wurden. Auf diese Weise konnte sich immer ein Mitglied des Kaiserkollegiums in der Nähe der kämpfenden Truppen am Rhein, an der Donau und am Euphrat aufhalten, was die Gefahr einer Usurpation verminderte.

Dieses System entwickelte Diokletian schrittweise. Im Jahr 285 (wann genau ist umstritten) ernannte er seinen alten Kameraden Maximian zum Caesar, am 01.04.286 schließlich zum Augustus. Maximian sollte im Westen herrschen, während Diokletian den Osten regierte. Allerdings blieb Diokletian der Seniorpartner und Maximian an auctoritas überlegen. Diokletian nahm den Namen Iovius an (etwa gleichbedeutend mit Abkömmling des Gottes Jupiter), während Maximian sich Herculius nannte. Somit war das Kaisertum auch sakral zementiert, wobei Diokletian seine Führungsrolle betonte. Ob der weitere Ausbau zur Viererherrschaft bereits zu diesem Zeitpunkt geplant war, ist in der Forschung umstritten. Der teilweise, vor allem in der älteren Forschung, geäußerte Vorwurf, Diokletian habe das Prinzip begründet, dass der Kaiser dominus et deus (Herr und Gott) sei, ist so allerdings nicht korrekt, da die Anrede bereits früher, unter anderem bei Domitian, auftaucht. Richtig ist aber, dass Diokletian die sakrale Würde des Kaisers stärker betonte sowie dessen absoluten Herrschaftsanspruch herausstellte.

293 wurden zwei Caesares als Unterkaiser ernannt: Constantius Chlorus für den Westen, Galerius für den Osten.> Beide wurden von den Augusti adoptiert, Galerius zudem mit Diokletians Tochter Galeria Valeria verheiratet. Die Wahl war praktischer Natur: Sowohl Constantius als auch Galerius waren erfahrene Soldaten und konnten ihre Aufgabe, die Sicherung der Außengrenzen des Reiches, gut erfüllen. Konstantin, der Sohn des Constantius, sollte allerdings das System der Tetrarchie beenden und wieder zum dynastischen Prinzip, das im Heer auch viele Anhänger hatte (wie die Kaisererhebung Konstantins zeigt), zurückkehren, ohne allerdings das Konzept des Mehrkaisertums aufzugeben.

Sicherung des Reiches[Bearbeiten]

Galerius ging schließlich gegen das neupersische Sassanidenreich vor, den großen Gegner Roms im Osten. Er konnte die Sassaniden – nach einem ersten Rückschlag, in dessen Anschluss der darüber verärgerte Diokletian seinen Caesar angeblich eine Wegstrecke zu Fuß zurücklegen ließ – 297 (nach Ansicht anderer erst 298) bei Schlacht bei Satala entscheidend schlagen, woraufhin Großkönig Narseh um Frieden bitten musste. Der Friede von Nisibis brachte Rom reichen Gebietszuwachs in Mesopotamien mit Nisibis sowie fünf Provinzen jenseits des Tigris ein, wobei das römische Mesopotamien mit Befestigungen gesichert wurde. Ob die Römer sich mit diesem Vertrag wirklich so bescheiden verhielten, wie viele Forscher glauben, ist aber fraglich. Für die Perser war der römische Vorstoß über den Tigris auf Dauer inakzeptabel, erst nach der Aufgabe dieser Gebiete infolge des Vertrags von 363 sollte sich die Lage wieder beruhigen (siehe allgemein auch Römisch-Persische Kriege).

Während Galerius gegen die Sassaniden kämpfte, konnte Diokletian eine Erhebung in Ägypten niederschlagen. Anführer dieser Rebellion waren Lucius Domitius Domitianus und ein Mann namens Achilleus. Über beide ist so gut wie nichts bekannt, aber Diokletian konnte diesen Aufstand, der vielleicht durch das neue Steueredikt entbrannt war, erst durch das Zusammenziehen starker Truppenkontingente beenden; Alexandria kapitulierte wohl im Frühjahr 298. Aufgrund der Bedrohung der Südgrenze Ägyptens durch die Blemmyer verlegte Diokletian die Grenze zum ersten Katarakt zurück; anschließend begab er sich wieder an die persische Grenze. Die besondere Bedeutung Afrikas für Diokletian zeigt sich auch darin, dass nach der Vereinheitlichung des römischen Münzsystems mit wenigen Motiven auf den Rückseiten (die Vorderseiten zeigten die Porträts der Kaiser) auch Münzen geprägt wurden, die an seinen Besuch in Karthago erinnern, auf denen eine personifizierte Karthago Früchte oder Früchtekörbe in beiden Händen hält.

Insgesamt hatte sich das System der Tetrarchie also bewährt; es war ein großer Erfolg, nachdem das Reich im vorausgehenden halben Jahrhundert im Durchschnitt alle zweieinhalb Jahre einen neuen Kaiser gesehen und ständig am Rande eines Bürgerkriegs gestanden hatte und sich der außenpolitischen Gefahren nur mit Mühe hatte erwehren können. Auch am Rhein konnten Erfolge verbucht werden, so etwa gegen die Alamannen, Franken und andere germanische Stämme, wenngleich die Quellen kaum Details überliefern. Britannien, das sich kurzzeitig vom Reich gelöst hatte (siehe Carausius), wurde 296 zurückgewonnen.