Vorsokratiker

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Als Vorsokratiker werden seit der deutschen Romantik diejenigen griechischen Philosophen der Antike bezeichnet, die vor Sokrates (470–399 v. Chr.) gewirkt haben oder von dessen Philosophie noch nicht beeinflusst waren. Mit ihnen begann die abendländische Philosophie. Sie lebten im Zeitraum von etwa 600 bis 350 v. Chr. Die Zentren der vorsokratischen Philosophie waren die griechischen Städte im Westen Kleinasiens und in Süditalien.

Von den zahlreichen Schriften der Vorsokratiker ist keine einzige zur Gänze erhalten. Fast alles, was heute über ihr Leben und ihre Lehren bekannt ist, geht aus Schriften späterer antiker Autoren hervor, die entweder Äußerungen von Vorsokratikern zitieren oder deren Lehren zusammenfassend beschreiben oder kritisieren. Die wichtigsten dieser Autoren sind Aristoteles, der die Vorsokratiker als „Naturgelehrte“ bezeichnete, Theophrastos von Eresos, der in seinen Lehren der Naturphilosophen erstmals umfassend die Konzepte der Vorsokratiker darstellte, und der Philosophiehistoriker Diogenes Laertios.

Ein Hauptthema der Vorsokratiker war die Frage nach dem Ursprung aller Dinge, nach der archē, die sie unterschiedlich beantworteten. Weitere Themengebiete waren Ethik, Theologie und Politische Philosophie. Zahlreiche Vorsokratiker betrieben auch Mathematik und Naturwissenschaften.

Begriffsgeschichte[Bearbeiten]

In der Antike wurden die heute als Vorsokratiker bezeichneten Philosophen „erste Philosophen“ oder „Naturphilosophen“ genannt. Der Ausdruck „Vorsokratiker“ hat sich aus dem im Mittelalter gebräuchlichen lateinischen Ausdruck ante Socratem entwickelt und wird spätestens bei Nietzsche verwendet; eine „Vorsokratische Philosophie“ findet sich bereits 1788. Der Grund für diese Begriffsbildung war, dass das Auftreten des Sokrates einen radikalen Einschnitt in der antiken Philosophiegeschichte bedeutete (Sokratische Wende). Dies wurde schon in der Antike so gesehen; bekannt ist die Äußerung Ciceros, Sokrates habe die Philosophie vom Himmel auf die Erde geholt. Im 19. Jahrhundert, seit Schleiermacher, wurde der Ausdruck Vorsokratiker in der philosophiegeschichtlichen Forschung allgemein gebräuchlich. Endgültig etabliert wurde er, als Hermann Diels 1903 Die Fragmente der Vorsokratiker herausgab.

Quellen[Bearbeiten]

  • Thomas Buchheim: Die Vorsokratiker. Ein philosophisches Porträt. Beck, München 1994.