Gotische Sprache

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Die gotische Sprache ist eine germanische Sprache, die von den Goten gesprochen wurde. Sie ist die einzige in längeren Texten überlieferte Form des Ostgermanischen und dank der im 4. Jahrhundert verfassten gotischen Bibelübersetzung, der Wulfilabibel, überliefert in Abschriften des 6. Jahrhunderts wie dem Codex Argenteus, zugleich die älteste literarisch überlieferte Schriftform einer germanischen Sprache.

Das Gotische unterscheidet sich von west- und nordgermanischen Sprachen unter anderem durch den Erhalt der urgermanischen Endung *-z (entsprechend z. B. lateinisch -s) im Nominativ Maskulinum Singular, wo es zu -s entstimmt wurde: gotisch dags, gasts, sunus gegenüber althochdeutsch tag, gast, sunu oder altnordisch dagr, gestr, sunr (wo sich *-z in -r gewandelt hat, siehe Rhotazismus), vgl. gotisch gasts (aus urgermanisch *gastiz) mit lateinisch hostis. Außerdem liefert es die einzigen Belege einiger archaischer Formen (siehe Gotische Grammatik, besonders die Abschnitte zu Verben und Archaismen).

Geschichte[Bearbeiten]

Im 4. Jahrhundert übersetzte der gotische Bischof Wulfila (auch Ulfilas, 311–382) mit einer Gruppe von Übersetzern die Bibel ins Gotische und schuf so die sogenannte Wulfilabibel.

Nach dem Ende der gotischen Reiche (Ostgotenreich in Italien, 493–555, und Westgotenreich in Gallien und Spanien, 418–711) ging auch die gotische Sprache weitgehend verloren, wobei in Spanien bereits seit dem Übertritt der gotischen Herrenschicht (nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung waren Goten) vom Arianismus zum Katholizismus und der damit einhergehenden Vermischung der verschiedenen Volksgruppen (Romanen, Goten, Sweben, romanisierte Kelten) unter König Rekkared I. (reg. 586–601) der Gebrauch der gotischen Sprache zugunsten der frühspanischen Umgangssprache zurückging. Es sind nur ungefähr 20 Wörter im heutigen Spanischen nachweisbar, die einen sicher gotischen Ursprung haben.

Nur auf der Halbinsel Krim, bei dem dort zurückgebliebenen Teil der Ostgoten, den späteren Krimgoten, konnte sich das Krimgotische von der Einwanderung Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bis ins 18. Jahrhundert halten, bevor es endgültig von der tatarischen Sprache verdrängt wurde. Umstritten ist die Verwandtschaft der gotischen Sprache mit skandinavischen Sprachen, die in der Regel mit der in der gotischen Stammes-Sage angegebenen Herkunft aus Südschweden (siehe Scandza) in Zusammenhang gebracht werden. Immerhin gibt es auffällige Ähnlichkeiten im Wortschatz des Schwedischen (insbesondere des auf Gotland gesprochenen Dialekts Gutamål) und des Gotischen, während das Gotische in morphologischer Hinsicht interessante Ähnlichkeiten zum Althochdeutschen zeigt.

Quellen[Bearbeiten]

  • Gerhard Hubert Balg: A comparative glossary of the Gothic language with especial reference to English and German. New York: Westermann & Company, 1889.