Spanische Sprache

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Die spanische oder auch kastilische Sprache gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und bildet mit dem Aragonesischen, dem Asturleonesischen, dem Galicischen und dem Portugiesischen die engere Einheit des Iberoromanischen. In einer weiter gefassten Sicht kann das Spanische auch noch zusammen mit dem Katalanischen, dem Französischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen wie Norditalienisch in die Westromania eingeordnet werden.

Die Wissenschaft, die sich mit der spanischen Sprache und spanischen Literatur beschäftigt, heißt Hispanistik. Der spanische Sprachraum wird als Hispanophonie bezeichnet. Spanisch ist wegen des historischen Kolonialismus die häufigste Muttersprache auf dem amerikanischen Doppelkontinent und gilt z.B. durch die Funktion als Amtssprache zahlreicher internationaler Organisationen als Weltsprache (in Spanien selbst ist Spanisch jedoch nicht die einzige Sprache, siehe Sprachen in Spanien). Mit der Pflege der spanischen Sprache weltweit ist das Instituto Cervantes betraut.

Geschrieben wird Spanisch mit lateinischen Buchstaben. Im modernen Spanisch werden zusätzlich der Akut-Akzent für Vokale sowie die beiden Zeichen ñ und ü verwendet. In älteren Wörterbüchern finden sich auch das ch und ll noch als eigenständige Buchstaben.

Geschichte und Hintergrund zur kastilischen Sprache[Bearbeiten]

Am Ende der Punischen Kriege versuchte das Römische Reich, mit dem Sieg über Karthago seinen Einfluss vom Nordosten Hispaniens aus über die ganze iberische Halbinsel schrittweise auszubauen. Die römische Militärpräsenz einerseits und der Ausbau der römischen Verwaltungsstrukturen andererseits führten dazu, dass sich die lateinische Sprache fast in der ganzen iberischen Einflusssphäre verbreitete. Latein wurde zur Amtssprache und dadurch zur dominierenden Verkehrssprache im westlichen Mittelmeerraum. Sodann entwickelte sich ein regionales Volkslatein, sermo vulgaris oder Vulgärlatein, das in der römischen Kaiserzeit von Militärpersonen, den Legionären, aber auch Händlern, Einwanderern aus anderen römischen Provinzen sowie administrativem Personal, den Beamten, gesprochen wurde, sich jedoch vielfach im Hinblick auf phonetische, syntaktische, morphologische und lexikalische Strukturen von der lateinischen Schrift- und Hochsprache unterschied. Dennoch stellte diese verwendete Umgangssprache keine fest umrissene Sprache mit einer definierten Struktur dar.

In der Spätantike führten die politischen und ökonomischen Veränderungen letztlich zum Untergang des Römischen Reiches. In der Zeit zwischen 375 und 568 kam es zur Völkerwanderung sowie zur Reichsteilung und Anfang des 7. Jahrhunderts zum Übergang zum Byzantinischen Reich im östlichen Mittelmeerraum. Es folgte die Phase der westgotischen Okkupation und der Ausbreitung des islamischen Herrschaftsbereichs im Süden (al-Andalus) der Iberischen Halbinsel. Dabei hatte die westgotische Kultur weit weniger Einfluss auf die von der Bevölkerung gesprochene und in Entstehung befindliche spanische Sprache, als es durch die islamischen Okkupanten erreicht worden war (siehe Mozarabische Sprache). Im Zeitraum von 711 bis 719 zerstörten die aus Nordafrika kommenden muslimischen Eroberer (Araber und Berber) das Westgotenreich und eroberten fast die gesamte Iberische Halbinsel (Islamische Expansion). Die christliche Rebellion gegen die muslimische Herrschaft begann 718 in Asturien und wurde zum Ausgangspunkt der Reconquista (siehe auch Zeittafel Reconquista). Letztere endete erst im Jahr 1492 mit dem vollständigen Auflösen des letzten muslimischen Herrschaftsbereichs im Emirat von Granada und der Vertreibung der Juden aus Spanien.

Das erste bekannte schriftliche Dokument aus Spanien wurde von einem Mönch im Kloster San Millán de la Cogolla verfasst. Die Glosas Emilianenses, ursprünglich in lateinischer Sprache verfasst, erschienen 964 auf Westaragonesisch (auch Navarro-Aragonesisch), einer iberoromanischen Sprache, die aus dem Vulgärlatein hervorging und eng mit dem Kastilischen verwandt ist. Mit der Reconquista breiteten sich schließlich die Sprachen des Nordens im Süden der Iberischen Halbinsel aus, besonders erfolgreich waren das Kastilische im Zentrum der Halbinsel sowie das Galicische im Westen (siehe auch Alfons VI.).

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstand die Historia Roderici, welche die Taten von El Cid zunächst auf Latein erzählte. Später erschien im Jahr 1235 ein handschriftliches und im Altspanischen geschriebenes Epos, El Cantar de Mio Cid.<ref>Hinweis für Philologen: Das Wort Mio im Werktitel ist ein im modernen Spanischen nicht mehr existierendes atonales Possessivpronomen (Verwendung strukturell ähnlich wie port. meu, ital. mio und frz. mon) und schreibt sich (anders als das moderne spanische Wort mío) ohne Akut.

Anschließend kam mit Alfonso X. (dem Weisen) ein vielseitig gebildeter Monarch an die Macht, der sich schon vor seiner Inthronisation durch das Verfassen von Texten auszeichnete. Während seiner Herrschaft vollendete er sein umfangreiches Gesamtwerk mit Themen zu Wissenschaft (Astronomie), Geschichte und Recht. Er war als intellektueller Angelpunkt für die Konsolidierung der spanischen Sprache sowie deren Emanzipation vom Lateinischen bzw. Vulgärlateinischen die herausragende Person im 13. Jahrhundert.

Zur Zeit der katholischen Könige entstanden mit dem bekannten lateinisch-spanischen Wörterbuch Universal vocabulario en latín y en romance (1490) durch Alfonso Fernández de Palencia eine Reihe von Wörterbüchern. De Palencia stützte sich dabei auf das lateinisch-lateinische Wörterbuch Elementarium Doctrinae Rudimentum des aus Italien stammenden Papias, welches um die Jahre 1040 bis 1050 entstanden war, und fügte dem lateinischen Lexikon kastilische Ausdrücke hinzu.

Im Jahre 1492 erschien von Antonio de Nebrija die Gramática de la lengua castellana („Grammatik der kastilischen Sprache“). Nebrijas Grammatik war die erste gedruckte Grammatik einer romanischen und nichtklassischen Sprache. Der Chilene Andrés Bello beschäftigte sich ebenfalls sprachwissenschaftlich. Seine Befürchtung war, die spanische Sprache könne in den nun unabhängigen Ländern Hispanoamerikas eine ähnliche Entwicklung nehmen, wie es das Lateinische mit ihrer Aufsplitterung in die verschiedenen romanischen Sprachen nahm. Sein erklärtes Ziel war demnach, mit seiner Grammatik zur Einheit der spanischen Sprache beizutragen.

Esteban de Terreros y Pando, ein jesuitischer spanischer Philologe und Lexikograph während der Zeit der Aufklärung, erstellte ein kastilisches Wörterbuch, das Diccionario castellano con las voces de ciencias y artes, dessen erster Band 1786 gedruckt wurde.

Die Real Academia Española ist seit dem Jahr 1713 die maßgebliche Institution für die Pflege der spanischen Sprache. Ein Gründungsdirektor war Juan Manuel Fernández Pacheco. Regelmäßig erscheinen unter dem Dach ihres Hauses Wörterbücher, Grammatiken und orthographische Wörterbücher. Die Akademie stellt eine der wichtigsten Quellen der spanischen Sprachgeschichte dar. Ihre Vorgaben sind im Schulunterricht und Behördengebrauch Spaniens und der spanisch sprechenden Länder Amerikas verbindlich. In der Umgangssprache wird sie ohne den Zusatz Española häufig Real Academia de la Lengua („Königliche Akademie für Sprache“) genannt. 1771 wurde die erste Grammatik der Akademie veröffentlicht.